Oberliga Hamburg
15. Spieltag


Concordia Hamburg

3

:

0


Hamm United FC

Anpfiff

Mi - 19.04. 19:30 Uhr

Spielstätte

Sportpark Hinschenfelde

Zuschauer

50

Schiedsrichter

Marco Kulawiak (SC Teutonia 10)

Oberliga

Bohlen bleibt makellos: „Cordi musste nicht und brauchte nicht – aber wir haben noch viel weniger gemacht!“

Okan Subay (vo.) und seine Concorden hatten gegen Hamm United leichtes Spiel. Foto: Kormanjos

Das nun nachgeholte Hinspiel konnte im Oktober nicht stattfinden, da Concordia Hamburg aufgrund von 15 Ausfällen und Krankschreibungen keine Mannschaft zusammenbekam. Das Rückspiel im Hammer Park wurde von Referee Henry Wagner (GW Eimsbüttel) kurzfristig abgesagt, da ihm das Grün nicht passte. Von Seiten des Hamm United FC wurde den Gästen, die kurz vor dem LOTTO-Pokal-Halbfinale gegen den FC Teutonia 05 standen, vorgeworfen, die Absetzung durchaus forciert zu haben. Doch nicht nur jener Umstand sorgte für reichlich Brisanz. Während Cordi erstmals nach der Trennung von Chefcoach Stefan Gehrke unter Interims-Cheftrainer Thomas Bohlen wieder auf dem Platz stand, ging es für die „Geächteten“ um drei enorm wichtige Punkte im Abstiegskampf! Umso erschütternder: Der leblose Auftritt des HUFC im Sportpark Hinschenfelde (alle Highlights im LIVE-Ticker)!

Thomas Bohlen packte seine Mannen vor dem Spiel bei der Ehre und feierte den dritten Sieg im dritten Spiel als "Chefcoach". Foto: Kormanjos

„Wir sind alle irgendwo und nirgends“, schimpfte Sidnei Marschall kurz vor der Pause, als gleich sieben (!) seiner Spieler gefühlt in der gegnerischen Hälfte parkten und Vincent Janelt auf der anderen Seite des Platzes völlig frei zum Kopfball kommen ließen. Zwar konnte Daniel Dreisow, der Thomas Kuballa vertrat und nicht immer eine glückliche Figur abgab, den dritten Einschlag in seinem Gehäuse mit einer starken und unorthodoxen Fußparade verhindern (45.) – aber Hamm lief der Musik von der ersten bis zur letzten Minute hinterher.

„Köpfe hoch, in zweit Tagen ist ein wichtiges Spiel“, munterte Maurizio d’Urso seine Teamkollegen nach Schlusspfiff auf. Während Chefcoach Sidnei Marschall im Teamkreis alles zum Auftritt des Abstiegskandidaten sagte: „Das war nix!“ Wenig später entgegnete er auf Nachfrage: „Das kann ich auch nicht erklären. Ich brauche mir das auch nicht noch einmal im Video anzuschauen. Denn das war heute einfach nichts! Cordi musste nicht, brauchte nicht und macht auch nix – aber wir haben noch viel weniger gemacht! Im Vergleich zu Freitag war das gar nicht wiederzuerkennen. Kein Willen, keine Mannschaft – einfach gar nichts auf dem Platz.“

Bohlen packt sein Team bei der Ehre

Davidson Eden (li.) hatte in der Defensive seine Mühe - auch mit Cordis Arbes Tahirsylaj. Foto: Kormanjos

„Natürlich“, so Marschall weiter, „sind das anstrengende Tage für uns. Wir haben am Freitag schon wieder ein wichtiges Spiel. Nicht mal ein Profiverein kann so ein Pensum abspülen. Ich weiß gar nicht, wie wir als Oberligist das machen sollen“, spricht er auf die sechs verbleibenden Spiele in knapp zwei Wochen an. „Das kann man niemandem erklären und ist einfach verrückt!“ Bezeichnend für den Auftritt des HUFC: In der 74. Minute vollbrachte der eingewechselte Oliver Pracht das schier unglaubliche und zugleich unmögliche Kunststück, den Ball aus zwei Metern in die Arme des rechts am Pfosten stehenden Cordi-Keepers Jan Hoffelner zu bugsieren. Das Tor war komplett verwaist!

Und Cordi? Interimstrainer Thomas Bohlen packte seine Mannen im Vorfeld bei der Ehre. Genauer gesagt: „Ich habe den Jungs meine Jugendgeschichte erzählt und was ich so erlebt habe“, ehe er präzisierte: „Ich habe in der B-Jugend bei Hannover 96 gespielt. Nach dem fünften oder sechsten Spiel habe ich plötzlich auf der Bank gesessen und wusste nicht warum. Ich habe auch keine Erklärung vom Trainer gekriegt. Aber ich habe trotzdem in jedem Training immer alles gegeben. Für mich ganz persönlich, um mir selbst nichts schuldig zu bleiben – ganz egal, was passiert. Das habe ich die ganze Saison durchgezogen. Mir war wichtig, dass ich immer alles gegeben habe und mit mir im Reinen bin. Das wollte ich den Jungs mitgeben, dass sie mit sich und für das Team im Reinen sind und sich nichts vorwerfen lassen müssen.“

"Es war natürlich insgesamt eine schwierige Situation"

"Das war nix!", fand Hamm-Coach Sidnei Marschall im anschließenden Teamkreis deutliche Worte - und richtete den Blick bereits auf Rugenbergen am Freitagabend. Foto: Kormanjos

Das sei ihm besonders wichtig gewesen, so Bohlen. Zumal „Hamm noch mitten im Abstiegskampf steht. Da wäre es – auch für alle anderen, die noch unten drin stehen – echt nicht gut gewesen, wenn wir nicht mit der nötigen Einstellung rangegangen wären.“ Aber seine Jungs hatten die notwendige Einstellung nach turbulenten Tagen. „Es war natürlich insgesamt eine schwierige Situation. Auch nach dem Spiel am Sonntag bei Türkiye, als einfach keine Mannschaft auf dem Platz stand“, erinnerte er an die 2:6-Klatsche.

„Deswegen war das nicht einfach und spannend, zu gucken, was heute passiert. Hamm musste ja, während wir im Niemandsland stehen und nichts mehr zu gewinnen oder verlieren haben. Deshalb habe ich Hamm sehr aggressiv erwartet.“ Doch das war zu keiner Sekunde der Fall. Und letztlich „wollten“ seine Schützlinge einfach mehr, freute sich Bohlen.

"Eigentlich müsste ich jetzt abtreten"

Nach zuletzt heftigen Klatschen zeigte Cordi im ersten Spiel der Nach-Gehrke-Ära eine Reaktion und konnte einen ungefährdeten 3:0-Sieg gegen Hamm bejubeln. Foto: Kormanjos

Schon früh im Spiel bestrafte Gerit Wintermeyer einen kapitalen Fehlpass von Karl Feldmer mit einem satten Schuss zur Führung (13.), ehe Vedat Düzgüner nachlegte. Und wie. Der wieselflinke Linksfuß hielt in einen scharfen Ball von Onur Saglam aus dem Halbfeld die Brust rein. Die indisponierten Davidson Eden und Sebastiao Mankumbani bekamen überhaupt keinen Zugriff in jener Situation, verloren Düzgüner aus den Augen – und auch Dreisow schien überrascht. So trudelte das Runde ins Eckige (29.)! Den Schlusspunkt setzte der emsige Arbes Tahirsylaj, der von Saglam und Wintermeyer in Szene gesetzt wurde, und ins lange Eck abschloss (54.).

Ein gänzlich ungefährdeter 3:0-Erfolg für Cordi gegen einen desolaten Gegner. Und ein weiterer Sieg für Thomas Bohlen als „Chef“. Zweimal vertrat er den gesperrten Stefan Gehrke. Beide Spiele wurden gewonnen. Nun die dritte Partie und der dritte Triumph. „Ich habe schon gesagt: Eigentlich müsste ich jetzt abtreten. Ein Punkteschnitt von 3,0 – besser geht es nicht mehr“, hatte der 58-Jährige am Ende gut lachen.