Oberliga Hamburg
1. Spieltag


TSV Sasel

4

:

0


FC Süderelbe

Anpfiff

So - 31.07. 15:00 Uhr

Spielstätte

Saseler Parkweg

Zuschauer

250

Schiedsrichter

Adrian Höhns (TuS Dassendorf)

Oberliga

„Benni“ soll „atmen“ – und: „Vor dem Spiel hätten wir da 600 Unterschriften drunter gesetzt!“

Fatih Umurhan (re.) geht ins Dribbling - und feierte mit seinem TSV Sasel am Ende einen aufgrund des Platzverweises ungefährdeten 4:0-Auftakterfolg. Foto: Kormanjos

Bis zur 65. Spielminute stand das Oberliga-Duell zwischen dem TSV Sasel und dem FC Süderelbe (alle Highlights im LIVE-Ticker) auf des Messers Schneide. Beide Mannschaften duellierten sich auf hohem Niveau und hatten ihre jeweiligen Momente. Doch dann erwies Ömer Akyörük den Gästen vom Kiesbarg einen absoluten Bärendienst: Nach einem Foulspiel an Benjamin Lucht handelte sich der Ex-Teutone zunächst wegen „Sabbelns“ die Gelbe Karte ein, ehe er ohne jeden Grund den am Boden liegenden Ball gegen Lucht „piekte“. Die Folge: Gelb-Rot! In Unterzahl wurde es für die Arlt-Mannen dann denkbar schwer und am Ende auch böse…

Nico Zankl (li.) erzielte den wichtigen Führungstreffer nach einem Freistoßtrick. Foto: Kormanjos

Apropos Benjamin Lucht. „Er musste sich heute in den Dienst der Mannschaft stellen und Rechtsverteidiger spielen“, verriet sein Trainer Danny Zankl im Anschluss. Aber: Unmittelbar nach dem Platzverweis gegen Akyörük, den er mehr oder minder herausholte, deutete der Abwehrhüne der Saseler an, dass er kräftemäßig am Ende sei. „Benni, atme!“, rief ihm Zankl aufmunternd zu. Während Lucht entgegnete: „Ich krieg‘ langsam Krämpfe.“ Doch der Chefcoach des TSV ließ seinen an diesem Tag als Außenverteidiger agierenden Schützling auf dem Platz. Glücklicherweise! Denn: Das vorentscheidende 2:0 durch Leon Tonder bereitete der 21-Jährige nach einem langen „Diago“ von Samuel Hosseini mustergültig vor. Und den dritten Saseler Treffer erzielte er nach Zuspiel des eingewechselten Tolga Celikten selbst (88.)!

"Manchmal muss man Spieler auch da hinbringen, dass sie übers Limit gehen"

„Das ist ja kein Wunschkonzert“, entgegnete Zankl hinterher auf Nachfrage, warum er Lucht nicht „erlöste“ – und führte aus: „Wir spielen hier Oberliga – und das betrifft alle Spieler. Wenn einer verletzt oder angeschlagen ist, dann ist es etwas anderes. Aber wir hatten vier, fünf Wochen Vorbereitung. Also genug Zeit, um sich richtig fit zu machen. Wenn es dann so ist, dass man in den Testspielen nicht immer ans Limit kommt, aber jetzt im Oberligaspiel ans Limit kommen muss und merkt, die Luft reicht nur für 60 Minuten, dann müssen sich die Jungs hier ihre Trainingseinheiten holen, beißen und übers Limit gehen. Das habe ich drei, vier Leuten auf dem Platz gesagt. Manchmal muss man Spieler eben auch da hinbringen, dass sie übers Limit gehen – und ‚Benni‘ hat das gemacht.“ Weiter erklärte Zankl mit einem Augenzwinkern: „Ich kenne ja meine Pappenheimer. Fatih (Umurhan, Anm. d. Red.) wollte auch raus und bei ‚Benni‘ wussten wir, dass wir ihm nochmal die zehn Prozent geben können, weil er auf unserer Seite gespielt hat.“

"Wir waren bereit, zu leiden"

Süderelbes Neuzugang Jeffery Volkmer (li.) konnte keine entscheidenden Akzente setzen. Foto: Kormanjos

Und Lucht dankte es nicht nur mit einer Vorlage und einem Torerfolg, sondern auch mit einem 50-Meter-Sprint nach hinten, als er beim Stand von 1:0 Can Kömürcü den Ball ablief (71.). „Das ist entscheidend“, lobte Zankl seinen Recken – und durfte in der Nachspielzeit auch noch das 4:0 bejubeln, als der soeben in die Partie gekommene Marko Tadic eine sagenhafte One-Touch-Stafette über Celikten, Enrik Nrecaj und Tim Jeske krönte (90. +2)! „Wir waren sehr fleißig, in drei, vier Situationen gut, haben allerdings auch in genauso vielen Aktionen gelitten – aber wir waren bereit, zu leiden“, lautete Zankls Fazit.

Während die „Parkwegler“ auf den gesperrten Deran Toksöz – sah in der Vorsaison (!) die zehnte Gelbe Karte – und den „einen oder anderen Urlauber“ verzichten mussten, hatten die „Kiesbargler“ unter anderem die Neuzugänge Dino Fazlic (Studium) und Mustafa Ercetin (verletzt) zu ersetzen. Den deutlich besseren Start in die neue Saison und ins Spiel erwischten die Hausherren, die den FCS mit einer Freistoß-Variante – Alexander Koval ging gegen Fatih Umurhan viel zu ungestüm zu Werke – überraschten: Andranik Ghubasaryan führte von links kurz und in den Rückraum aus, Nico Zankl eilte herbei und schoss aus 15 Metern mit der Innenseite platziert ein – 1:0 (8.)! Sasel war am Drücker, aber Süderelbe biss sich rein und hatte den Ausgleich auf dem Fuß: Erst lenkte Todd Tuffour einen Schuss von Marius Wilms um den Pfosten (17.), ehe Marc-Oliver Timm seinen vorangegangenen Fehlpass mit einer Rettungstat auf der Linie gegen Prince Dzigbede wieder wettmachte (21.).

"Es war ein Abnutzungskampf hoch acht!

Marius Wilms (re.) - im Duell mit Semir Demirovic - zeigt an, wo es lang gehen soll. Am Ende zog der FCS aber deutlich den Kürzeren. Foto: Kormanjos

„Die Qualität ist da, die erste Elf hat schon richtig Wumms – das kann sich entwickeln“, lobte Zankl den Kontrahenten – und gestand auf Nachfrage: „Vor dem Spiel hätten wir da 600 Unterschriften drunter gesetzt!“ Gemeint war damit, dass nicht unbedingt damit zu rechnen war, dass seine Saseler einen im Endeffekt so deutlichen Erfolg davontragen würden. Im Testspiel vor gut zwei Wochen setzte sich noch der FCS mit 4:0 durch. Nun die Revanche. „Wir sind gerade nicht in der Position, irgendwelche großartigen Tendenzen auszugeben, sondern wir müssen demütig und sehr, sehr fleißig sein. Wir haben noch einen riesengroßen Spagat in der Leistungsdichte. Deshalb ist das heute schon ein Geschenk!“

Man habe es „sehr fleißig verteidigt – gar nicht groß strategisch gut immer. Aber wir haben situativ viele gute Entscheidungen getroffen und eher den Sprint mehr gemacht als zu wenig. Dafür können wir der Mannschaft ein Kompliment aussprechen – denn genau das haben wir verlangt.“ Der Führungstreffer durch seinen Bruder Nico Zankl sei „eine gute Variante, ein ‚einfaches Tor‘ gewesen – aber das muss man auch erstmal mitnehmen“. In der Folge habe man „auch zwei, drei Situationen gefressen. Aber es war nicht so, dass Süderelbe übers ganze Spiel viele Torchancen hatte. Es war ein Abnutzungskampf hoch acht! Es ging viel hin und her. Ich glaube auch, dass es bis zur 90. Minute eng gewesen wäre. Aber so, wie wir verteidigt haben, bin ich der Überzeugung, dass wir es zu Null über die Bühne gebracht hätten oder zumindest hätten bringen können.“

Arlt ärgert sich über "Bauerntrick"

Der eingewechselte Camacho (re.) sollte nochmal für Schwung bei den Gästen sorgen - vergeblich. Foto: Kormanjos

In der Phase vor dem Platzverweis sei „alles möglich“ gewesen. „Und dann haben wir das Matchglück, was wir uns aber auch verdient und erarbeitet haben. Das hat uns tatsächlich geholfen, weil Süderelbe dann zehn, 15 Meter zurückgewichen ist und wir auch einige Spieler auf dem Platz hatten, die noch keine 90 Minuten spielen können. Das wussten wir – und deshalb hatten wir auch noch zwei, drei Patronen auf der Bank. Gegen zehn Mann war es dann tatsächlich besser. In ein paar Momenten haben wir es auch richtig gut ausgespielt und noch schöne Tore gemacht“, habe seine Equipe den „Charaktertest“ bestanden. „Wir sind noch in der Findungsphase. Deshalb: Fresse halten, demütig und sehr, sehr fleißig sein!“

Sein Gegenüber bilanzierte unterdessen: „Natürlich ärgert mich am Ende die Art und Weise, wie wir verloren haben. Sasel hat die Räume, die wir ihnen gegeben haben, gut genutzt.“ Dabei war es über lange Zeit ein ziemlich ausgeglichenes Spiel, in dem auch die Mannen aus Neugraben ihre Möglichkeiten hatten. „Ich glaube schon, dass wir von den Anteilen in der ersten Halbzeit ein bisschen präsenter waren. Wir hatten auch die besseren Chancen. Die schießen zweimal aufs Tor – einmal mit dem Bauerntrick zum 0:1. Ich will jetzt nicht sagen, dass wir hätten führen müssen, aber wenn es bis zu diesem Zeitpunkt unentschieden gestanden hätte, wäre es okay gewesen. Denn unsere Spielweise hat relativ viele Körner gekostet“, befand Stefan Arlt.

"Die Gelb-Rote Karte haben wir uns selbst zuzuschreiben"

Die "Parkwegler" feiern den 4:0-Triumph zum Start in die Saison und einen gelungenen Heim-Einstand. Foto: Kormanjos

Vor allem mit dem Zustandekommen des 0:1 haderte der FCS-Übungsleiter – denn: „Natürlich hatten wir das auf dem Zettel! Unsere Abwehr ist so auf das nach vorne Verteidigen eingestellt, es ist alles geklärt und besprochen. Aber da haben drei dort positionierte Spieler geschlafen!“ Was den Platzverweis betrifft, wolle und werde er „keinen meiner Spieler in der Öffentlichkeit kritisieren. Aber sagen wir mal so: Die Gelb-Rote Karte haben wir uns selbst zuzuschreiben, um das mal freundlich auszudrücken.“ Danach könne man „sich entscheiden, ob man nun defensiv verteidigt und die Räume so zustellt, dass es womöglich beim 0:1 bleibt – oder man bleibt halt dran und versucht, den Ausgleich zu machen. Wir haben es probiert. Aber nach dem 0:2 fehlten dann auch die Körner und wir konnten das Tempo von Sasel nicht mehr halten. Aber: Wir haben Sasel alles abverlangt. Die hatten zum Teil Krämpfe und sind voll über ihre Grenzen gegangen.“

Nichtsdestotrotz konstatierte Arlt auf Nachfrage: „Ich fand uns nicht so gut. Ich habe den Jungs gesagt: Wenn zwei Mannschaften Fußball spielen wollen, dann sind die Zweikämpfe entscheidend. Und wenn man diesen Abnutzungskampf 20 oder 30 Minuten übersteht, dann sind wir konditionell vielleicht schon einen Tick vor Sasel. Letztlich haben wir zu viel investiert mit zu wenig Ertrag. Und am Ende zählen die Tore. Sasel hat zu einem Zeitpunkt, wo es immens wichtig war, zwei geschossen – und wir halt nicht.“