Oberliga Hamburg 01
14. Spieltag


TSV Sasel

3

:

2


SV Curslack-Neuengamme

Anpfiff

So - 28.11. 15:00 Uhr

Spielstätte

Saseler Parkweg

Zuschauer

148

Schiedsrichter

Murat Yilmaz (FC Türkiye)

Oberliga 01

Aus 0:2 mach 3:2: „Jonny“ reißt ganz Sasel mit und sorgt für Wende im wilden Ritt!

Jean-Lucas Gerken sorgte in der zweiten Halbzeit mit zwei Toren und einer Vorlage für die Wende zugunsten des TSV Sasel. Foto: noveski.com

„Ich glaube, das war ein ganz geiles Oberligaspiel“, brachte es Danny Zankl auf den Punkt. „Von den 96 Minuten waren gefühlt 93 Minuten im Angriffspressing“, sprach der Trainer des TSV Sasel auf das wilde Spektakel am Parkweg an (alle Highlights im LIVE-Ticker). Ein Spiel, das nahezu keine Ruhephase hatte, sondern „ein brutaler Abnutzungskampf“ war, so Zankl. Aber auch eine Partie, „die wir definitiv nicht verlieren dürfen“, befand Curslack-Coach Christian Woike. „Meiner Meinung nach müssen wir das Spiel sogar schon in der ersten Halbzeit erledigt haben.“ Was Woike meinte? „Nach einer Viertelstunde können wir bereits 4:0 führen – und das ist nicht übertrieben!“

Sebastiao Mankumbani (re.) wird von "Jonny" Gerken gestellt. Foto: Kormanjos

Taten die Gäste aber nicht, weil Marco Schubring binnen kürzester Zeit gleich dreimal in allerbester Position und aus wenigen Metern ziemlich kläglich vergab (1., 3., 8.). Den Vogel schoss aber der ansonsten wirkungslose und in der Luft hängende Bajram Nebija ab, als er das große Kunststück vollbrachte, das Runde nach einem der unzähligen Tempo-Gegenstöße aus drei Metern nicht im Eckigen unterzubringen. Vielmehr scheiterte er nach Kühn-Querpass am unfassbar parierenden Todd Tuffour (14.)!

„Curslack hat sich an unser System angepasst, was sie im Hinspiel nicht getan und womit wir nach deren letzten drei guten Halbzeiten auch nicht gerechnet haben. Deshalb mussten wir ein bisschen feinjustieren, weil es auch sehr wild war“, gab Zankl zu Protokoll – und fügte an: „Hinten spielen wir natürlich riskant. Da sind uns am Anfang ein paar Bälle durchgerutscht und wir haben zwei, drei Fehler zu viel gemacht.“

Schubring besiegt den Chancenfluch - Zwei Verletzungen vergrößern Aderlass

Diese konnten die Gäste zunächst aber nicht bestrafen – bis zur 24. Minute, als sich die „Deichkicker“ von hinten nach vorne durchkombinierten. Über Mark Hinze, Florian Rogge und Hamed Mokhlis kam die Kugel zu Nebija, der sich zunächst festlief, mit dem langen Bein aber doch noch Schubring in Szene setzte. Im vierten Anlauf war er endlich erfolgreich! Die Freude über die Führung währte aber nur kurz. Denn unmittelbar nachdem das Spielgerät im Saseler Tornetz lag, deuteten Mokhlis und Oliver Doege an, dass es verletzungsbedingt nicht weitergehen kann. „Ein Aderlass“, so Woike, der seinem Team weder in puncto „Stabilität“ noch in Bezug auf „die fehlende Durchschlagskraft nach vorne geholfen“ habe. „Die Auswechslung von Hamed hat uns hart getroffen, weil er stark drauf war. Und hinten waren wir ohnehin schon sehr dünn besetzt“, haderte Woike.

Ellerbrock-Eigentor sorgt für "Spannungsabfall" bei Curslack

Nach einem Foulspiel kurz vor Ultimo an Nick Gerken kochten die Emotionen über. Foto: Kormanjos

Währenddessen konstatierte Zankl: „Wir hätten sie auch häufiger bestrafen können, weil sie hinten auch nicht sicher waren“, sprach er auf die Pfostenschüsse von Tim Jeske (18.) und Leon Tonder (44.) sowie einen Kopfball von Benjamin Lucht aus kürzester Distanz, den Gianluca Babuschkin toll entschärfte (22.), an. „Wir haben uns vorgenommen, dass wir in der zweiten Halbzeit noch mehr auf unsere Stärke mit Ball fokussiert sind, weil wir da die Schwäche bei Curslack gesehen haben. Und das haben wir dann ganz stark gemacht, waren nur schwer zu verteidigen!“ Dennoch mussten die „Parkwegler“ zunächst das 0:2 hinnehmen, als Pascal El-Nemr auf dem linken Flügel genau im richtigen Moment auf Witalij Wilhelm durchsteckte und Kjell Ellerbrock die Hereingabe am ersten Pfosten unglücklich ins eigene Tornetz bugsierte (51.).

"Müssen nach dem Anschluss das 3:1 machen"

Nach dem Treffer machte Woike bei seinem Team „einen kleinen Spannungsabfall“ aus. Man habe „dem Gegner ein bisschen zu viel Platz gelassen.“ Der Spannungsabfall führte bei Jannik Mohr dazu, dass er einen harmlosen Pass nicht aufnehmen, sondern ins Seitenaus kullern ließ. Den folgenden Einwurf spielte Sasel schnell und kurz aus. Andranik Ghubasaryan, der für den verletzten Deran Toksöz früh ins Spiel kam (12.), bediente Jean-Lucas Gerken. Und der leitete die Wende mit einer schnellen Körpertäuschung gegen Mark Hinze und seinem satten Abschluss ein (56.)! „Und trotzdem müssen wir nach dem Anschlusstreffer das 3:1 machen“, sah Woike, wie Schubring den nächsten Hochkaräter freistehend zu unplatziert abschloss und liegen ließ (61.). „Dass Sasel nie aufgibt, wissen wir.“

"Identifikationsfigur" Gerken läutet Wende ein

Nach Schlusspfiff und einer vermeintlichen Tätlichkeit von Enrik Nrecaj gegen Florian Rogge kam es zu einer Rudelbildung. Foto: Kormanjos

Während die Gäste immer unruhiger und negativer wurden sowie mit sich selbst beschäftigt waren, riss Sasel das Heft nun komplett in die eigenen Hände. „Das, was Curslack am Anfang an Chancen hatte, hatten wir zwischen der 65. und der 80. Minuten“, befand Zankl, der nicht nur mit Marc-Oliver Timm und Samuel Hosseini zwei Antreiber auf dem Feld hatte, sondern auch einen alles überragenden „Jonny“ Gerken. „Man redet immer gerne von Identifikation. Er hat von der Ersten bis zur Vierten Herren in jeder Mannschaft Pflichtspiele für Sasel bestritten und getroffen. Und ich glaube, wenn er nicht noch so jung wäre, würde er vermutlich auch in der Alten Herren aushelfen“, lobte Zankl seinen „Sechser“, der mit seiner Power nach vorne auch die Mitspieler mitriss.

"Ich bin weit davon entfernt, zu resignieren"

Jeske düpierte den indisponierten Sebastiao Mankumbani auf der linken Seite und sah den einrückenden Gerken, der mit eben jener Power und dem ersten Kontakt zum 2:2 einschoss (67.). „Wie hat Woike vor dem Spiel so schön gesagt: ‚Gerken trifft immer gegen mich.‘ Das hat er heute wieder bestätigt“, strahlte Zankl. Doch damit nicht genug. Nachdem Nebija einen Konter ganz schlecht ausspielte, ging abermals die Poste auf der anderen Seite ab. Der überragende Maximilian Grünberg bediente Gerken, der blank stehend uneigennützig querlegte – und Jeske vollstreckte (77.). Aus 0:2 mach 3:2! 


Dem SVCN schwammen sämtliche Felle davon. Die Spieler pöbelten sich gegenseitig an, die Stimmung schien am Tiefpunkt. Woike: „Ich bin weit davon entfernt, zu resignieren“, entgegnete er auf Nachfrage, weshalb er in der Schlussphase am Seitenrand ziemlich ruhig und in sich gekehrt wirkte. „Ich versuche dann eher, ein Stück weit antizyklisch zu handeln. Die Mannschaft war aufgebracht und resigniert genug. Ich halte nichts davon, wenn ich da draußen auch noch den großen Zampano mache und noch mehr Unruhe reinbringe“, erklärte er.

Tätlichkeit nach Spielende sorgt für heftige Rudelbildung

Der Saseler Siegerkreis nach dem 3:2-Sieg über Konkurrent Curslack. Foto: Kormanjos

Als Referee Murat Yilmaz (FC Türkiye) nach fast 96 Minuten seine Pfeife in den Mund nahm und dem Treiben ein Ende setzte, wurde es nochmal so richtig hitzig: Enrik Nrecaj bejubelte den emotionalen Sieg in Richtung Florian Rogge. Beide lieferten sich vorher schon auf dem Platz ein Wortgefecht. Nach einem Stoß mit Brust und beiden Händen sank Rogge zu Boden, was Yilmaz mit einem roten Karton für Nrecaj ahndete. Daraufhin kam es zu einer riesigen Rudelbildung zwischen beiden Mannschaften. „Ob verdient oder nicht verdient, spielt keine Rolle. Mit Ball haben wir es richtig gut gemacht, ohne Ball müssen wir noch eine Schippe drauflegen“, bilanzierte Zankl aus sportlicher Sicht – während sich die überaus erhitzten Gemüter schnell wieder beruhigten. SVCN-Manager Oliver Schubert meinte abschließend: „Dieses Spiel spiegelt unser bisherige Saison wider.“