Turniere
1. Spieltag


Brinkumer SV

6

:

4


FC Teutonia 05

Anpfiff

Sa - 26.05. 15:00 Uhr

Spielstätte

Kehdinger Stadion, SV Drochtersen/Assel

Zuschauer

79

Schiedsrichter

--

Arifi: „Das zeigt, dass wir nicht in die Regionalliga gehören!“

Jeton Arifi fand nach der zweiten Packung deutliche Worte. Foto: KBS-Picture.de

Georgios Cholevas lag minutenlang auf dem Rasen, schlug die Hände vors Gesicht und konnte es kaum glauben. Seine Teamkollegen marschierten mit gesenkten Köpfen vom Platz – darunter auch Jeton Arifi, der sich trotz der desaströsen Vorstellung des FC Teutonia 05 bei der 4:6-Packung gegen den Brinkumer SV den Fragen stellte. „Ich muss aufpassen, was ich jetzt sage“, wiederholte sich Arifi ein ums andere Mal, fand aber dennoch klare Worte für das, was sich aus Sicht seiner 05er im Kehdinger Stadion zu Drochtersen abspielte…

„Wir machen immer wieder individuelle Fehler, die uns das Herz zerreißen“, begann Arifi und führte dann fort: „Wir sind super ins Spiel gekommen, führen 1:0 und müssen das eigentlich in die Halbzeit bringen. Aber wir schaffen es wieder, den Gegner durch individuelle Fehler aufzubauen. Das zeigt dann auch, dass wir noch nicht in die Regionalliga gehören!“ Wie schon gegen Oldenburg, kamen die Ottensener gut ins Spiel – und bogen nach nicht mal 180 Sekunden auf die Siegerstraße ab, als Gerrit Pressel einen Gillich-Eckball unter die Latte köpfte (3.)! In der Folge schläferte der Gegner aus Brinkum die Titze-Elf jedoch ein. Im Gefühl, alles unter Kontrolle und fest im Griff zu haben, stellten die „Kreuzkirchler“ das Fußballspielen in der Folge nahezu komplett ein. Und so gelang dem Brinkumer SV, nach einem dieser „dicken individuellen Patzer“ von Seyhmus Atug, der einen harmlosen langen Ball, der eher aus der Verzweiflung heraus vor das Teutonen-Tor geschlagen wurde, durch Saimir Dikollari der Ausgleich (34.)! Plötzlich lief bei den Hamburgern gar nichts mehr zusammen.

„Wir müssen ein richtiges Team werden“

Die Teutonen schauten nur zu, wie Dikollari (li.) und Co stets frei vor Semir Svraka auftauchten. Foto: KBS-Picture.de

„Ich kann mir das auch nicht erklären und will lieber nichts sagen“, so Arifi, der daraufhin aber doch urteilte: „Ich könnte kotzen!“ Und weiter: „Man arbeitet während der Saison hart, ackert und macht Meter – das ist wie ein Kinderhaufen. Deswegen muss ich aufpassen was ich sage, weil das geht nicht. Du kannst nicht in zwei spielen elf Gegentore kassieren – so hast du da oben rein gar nichts verloren!“ Klare Worte des ehemaligen St. Pauli-Profis, der meinte: „Wir hatten damals bei St. Pauli von der Qualität her nicht die beste Mannschaft, aber von den Typen her hatten wir eine Geschlossenheit drin und waren ein Team. Damit steigst du auch auf. Das müssen wir hinkriegen, ein richtiges Team zu werden – natürlich mit Qualität, denn sonst hast du oben keine Chance.“

„Es ist eine Mentalitätsfrage - einige haben die, andere nicht“

Wieder Dikollari, der einen von Torhüter Semir Svraka – hütete für Mirko Oest das Gehäuse – verursachten Strafstoß sicher verwandelte (50.), und Marcel Dörgeloh, allein gelassen per Kopf (56.), brachten Brinkum mit 3:1 in Front. Zwar verkürzte Aytac Erman, der selbst gefoult wurde, per Strafstoß auf 2:3 (62.). Doch die Hoffnung währte nur kurz. Ganz kurz! Der überragende Dikollari (64.) und Ali Ibrahimi (70., 74.) bestraften die nicht mehr vorhandene Abwehrarbeit der Teutonen, die sich nun ihrem Schicksal ergaben und komplett wehrlos präsentierten. Die zwei Treffer von Jeton Arifi in der Schlussphase waren nur noch Ergebniskosmetik (81., 90. +2). Das hohe Verteidigen und die generelle Defensivleistung erklärte Arifi wie folgt: „Letzte Woche kassierst du fünf Dinger und bist dadurch heute gezwungen, alles oder nichts zu spielen. Natürlich sieht es scheiße aus, wenn wir hier in der zweiten Halbzeit ständig Eins gegen Vier laufen. Da tut mir der Torwart auch leid. Aber ich bleibe der Meinung, dass es eine Mentalitätsfrage ist – einige haben diese, andere nicht. Du musst mit elf Mann da sein, sonst wird’s brutal schwer.“

Auch Danijel Suntic (re.) war anschließend mächtig bedient. Foto: KBS-Picture.de

Für Teutonia 05 ist der Traum vom Aufstieg durch diese Klatsche definitiv ausgeträumt, da das Parallelspiel zwischen Holstein Kiel II und dem VfL Oldenburg 1:1 endete. Trotzdem will man im nächsten Jahr einen neuen Anlauf wagen – zumindest ist dies aus Vereinskreisen zu vernehmen. „Ich bin so ein Typ, der gerne Fußball spielt und etwas erreichen möchte. Ich habe keinen Bock, irgendwo im Mittelfeld zu spielen – dann kann ich auch etwas anderes machen. Mir macht es Spaß, ich fühle mich noch fit – und wenn das als Ziel vorgegeben ist, greifen wir es erneut an“, blickte Arifi bereits voraus – und forderte abschließend: „Am Ende einer Saison kommen und gehen Spieler. Es muss einfach eine Einheit werden!“

Titze: „Jetzt wird alles nur an den Aufstiegsspielen gemessen“

FCT-Coach Sören Titze fehlt die Anerkennung dafür, dass es sein Verein als einziger Hamburger Verein zumindest mit der Regionalliga-Meldung versucht hat. Foto: KBS-Picture.de

Sören Titze wollte unmittelbar nach Spielschluss zunächst „einfach mal keine“ Worte verlieren. „Dieses ganze Spiel muss ich auch erstmal verarbeiten und für mich analysieren“, führte er ergänzend an, um dann doch ein kleines Fazit zu ziehen: „In meinem Kopf ist jetzt einfach nur Leere. Man muss nüchtern betrachten, dass uns nun eine gute Saison mit allem, was jetzt auf uns einbricht, schlecht geredet wird. Das ist ein bisschen hart und war ja auch schon nach dem ersten Spiel so. Im Endeffekt haben wir nicht ein gutes Wort irgendwo über uns gehört. So bitter das auch ist und wir nehmen es auch“, fehlt Titze die Anerkennung für das Unterfangen des Vereins, „für das Bundesland Hamburg gemeldet“ zu haben, „sonst hätte es gar keiner versucht. Es wusste jeder von vornherein, dass wir nicht der Favorit sind. Uns wurde in den beiden Spielen aufgezeigt, dass wir viel Arbeit vor uns haben in der neuen Saison, um dann, wenn es nochmal zu dieser Situation kommen sollte, besser darauf vorbereitet zu sein. Das kann man ganz nüchtern so sagen.“ 

Schließlich erklärte er: „Es tut mir für die Jungs ein bisschen leid. Du hast 72 Punkte geholt, eine gute Saison gespielt – und jetzt wird man nur an diesen beiden Aufstiegsspielen gemessen. Ich merke es ja selbst auch an mir, dass ich traurig und enttäuscht bin, weil man sich so viel vorgenommen und es teilweise auch gezeigt hat, aber leider nie über 90 Minuten. Letztlich waren es ganz klare individuelle und haarsträubende Blackouts, die du nicht kompensieren kannst. Wir haben es uns in beiden Spielen mit einfachen Gegentoren selber schwer gemacht. Es war ja nicht so, dass wir beide Male über 90 Minuten aussichtslos entfernt waren. Das ist das, was mich traurig macht.“ Respekt hat der FC Teutonia 05 in jedem Fall verdient, als einziger Hamburger Club einen Versuch gewagt zu haben – doch am Ende überwiegt die Ernüchterung…

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