Oberliga Hamburg
4. Spieltag


Altona 93

2

:

1


TuS Dassendorf

Anpfiff

Mi - 29.08. 19:30 Uhr

Spielstätte

Adolf-Jäger-Kampfbahn

Zuschauer

875

Schiedsrichter

Murat Yilmaz (FC Türkiye)

Altonas Antwort auf „dusselige“ Dassendorfer: „Ein 1:1 mit dem 2:1 abzuschütteln, ist schon geil“

Jubel nach dem 1:0: Die AFC-Kicker feiern ihren Torschützen Abdullah Yilmaz (Zweiter v. re.). Foto: Heiden

Die Gesichter auf Seiten der TuS Dassendorf sprachen fünf Minuten vor dem regulären Ende des Spiels bei Altona 93 Bände. Sportchef Jan Schönteich hatte die Hand zur Denkerpose ans Kinn geführt und blickte versteinert aufs Spielfeld. Ligamanager Alexander Knull stand daneben, die Hände vor der Brust verschränkt. Co-Trainer Mirko Petersen hielt sich mit seiner Hand den Kopf. Und auch Coach Elard Ostermann wusste dem Treiben auf dem Platz in diesem Moment nicht unbedingt Positives abzugewinnen. Bis zur 97. Minute dauerte es, ehe Referee Murat Yilmaz (FC Türkiye) die hektische Partie abpfiff und damit die zweite Saisonniederlage des „Abo-Meisters“ endgültig besiegelte (Hier gibt’s das Spiel zum Nachlesen im Live-Ticker).

Der Haussegen auf Seiten der Gäste hing danach mehr als schief. „Er will mir nicht einmal die Hand geben“, echauffierte sich TuS-Keeper Christian Gruhne nach der Begegnung in Richtung von Schiri Yilmaz, der ihm die üblichen „Shake-Hands“ nach dem Spiel verweigert haben soll, während sich Stürmer Mattia Maggio erzürnte: „Der Schiri redet auf dem Feld mit Altona-Spielern auf Türkisch – das kann nicht sein!“ Und auch Ostermann hatte Yilmaz zumindest als Mitschuldigen an der Pleite vor den 875 Zuschauern auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn ausgemacht: „Es waren viele kleine Entscheidungen, die gegen uns gefällt wurden. Das soll nicht die Leistung von Altona schmälern. Der Gegner hat defensiv gut gestanden. Es war schwer, in die Räume rein zu kommen. Man braucht sicher auch ein Quäntchen Glück.“ Und das Fehlen von genau selbigem beklagten die Gäste in einigen Szenen vor und nach der Pause.

Ostermann: „So manche Entscheidung im Strafraum kann ich nicht nachvollziehen“

Dassendorf-Doppel: Amando Aust (re.) und Marcel von Walsleben-Schied lassen in dieser Szene nichts anbrennen. Foto: Heiden

Da war zum einen die 26. Minute, als Maggio im Zweikampf mit dem Ex-Dassendorfer Lennart Müller in der Box zu Boden ging. Und da war die 76. Minute, in der der Ex-Altonaer Mark Hinze von hinten einen Stoß von Seyhmus Atug mitbekam und fiel. Beide Male forderten die „Wendelwegler“ einen Straftsoß, beide Male ließ Spielleiter Yilmaz weiterlaufen anstatt auf den Punkt zu zeigen. Streitbare Szenen. „So manche Entscheidung im Strafraum kann ich nicht nachvollziehen. Vorm 1:0 sieht man ein klares Handspiel eines Altonaer Spielers. Dann gibt es eine Ringeinlage gegen Maggio, die nicht zu unseren Gunsten entschieden wird. Das ist ein klarer Elfmeter. Gleiches gilt beim Foul an Hinze“, schilderte Elard Ostermann nach dem Spiel seine Sicht der Dinge. Schiri Yilmaz erkannte beim Führungstreffer kein Handspiel und gab das 1:0, das Abdullah Yilmaz im Anschluss an eine Kopfballverlängerung von Marco Schultz nach einer Ecke von Joshua Gebissa erzielte (12.).

Die anderen beiden Treffer sollten nach dem Seitenwechsel fallen: Erst glich Dassendorf nach 61 Minuten aus, als Hinze aus dem rechten Halbfeld flankte, Maggio am zweiten Pfosten zum Kopfball hochstieg und die Kugel schließlich ihren Weg vor die Füße von Marcel von Walsleben-Schied fand, der das Leder nur noch zum 1:1 über die Linie schieben musste. Doch Altona antwortete prompt – nur eine Minute später: Ein Freistoß von Luis Hacker flog durch den „Dasse“-Strafraum, wo dann unter anderem Kapitän Amando Aust über den Ball schlug, sodass AFC-„Captain“ Schultz als Nutznießer mit links zur neuerlichen Altonaer Führung traf. „Ein 1:1 mit einem 2:1 abzuschütteln, ist schon ganz geil. In dem Moment, wo man den Ausgleich kriegt, steht man auf dem Glatteis. Sowas kompensieren nur starke Spieler, die schon einige Kriegsjahre auf dem Platz hinter sich haben“, konstatierte AFC-Coach Berkan Algan, während sein Abwehrmann Lennart Müller den berühmten „psychologisch günstigen Zeitpunkt“ bemühte.   

Müller: „Gegen Dassendorf kann man sich erst sicher sein, wenn der Schlusspfiff ertönt“

Achtung, Hintermann: Dassendorfs Henrik Dettmann (vo.) wird von einem Altonaer unter Druck gesetzt. Foto: Heiden

„Dass wir nach dem 1:1 dieses Gegentor fressen, ist dusselig. Da waren wir euphorisiert und haben das Remis, für das wir hart arbeiten mussten, leichtfertig weggegeben“, ärgerte sich TuS-Coach Elard Ostermann, bekannte aber auch: „Wir sind nicht gut in das Spiel reingekommen, gehen durch eine Standardsituation in Rückstand und haben uns dann erst in die Partie reingebissen. In der ersten Hälfte waren wir nicht ganz so effektiv, in der zweiten haben wir großen Druck aufgebaut.“ Das sah auch der Ex-Dassendorfer im AFC-Dress so: „So ein Spiel gewinnst du nur mit 110 Prozent Wille, 110 Prozent Kampf und einer Portion Glück. Gegen Dassendorf kann man sich erst sicher sein, wenn der Schlusspfiff ertönt. Da hat jeder die Qualtiät, dass du dir – egal, welcher Spieler in welcher Minute am Ball ist – denkst: Oh, nein, warum der? Aber jetzt, wo Schluss ist, bin ich mir sicher, dass wir die drei Zähler wirklich hier behalten. Diese Punkte sind immens wichtig für uns.“

Wenn man „Mut und Kampf reinlegt“, so Müller weiter, „hat man gegen jede Mannschaft der Welt eine Chance. Das hört sich einfach an, ist aber die Wahrheit.“ Dass aber nun ausgerechnet der Auftritt des AFC und nicht der des aktuellen „Champions“ meisterlich gewesen sei, „ist schwer zu sagen“, gab Müller zu Protokoll. Sein Coach fand da schon deutlichere Worte: „Meisterlich? Das ist Quatsch. Dassendorf ist in der letzten Saison zurecht Meister geworden, hat 34 hervorragende Spiele gezeigt und uns heute das Leben monsterschwer gemacht. Der Sieg war immer auf des Messers Schneide, aber was anderes habe ich auch nicht erwartet. Ich bin stolz auf die Mannschaft. Taktisch war das gut, auch der Ballbesitz und die überfallartigen Angriffe“, sagte AFC-Übungsleiter Berkan Algan und wischte das Thema vom Tisch: „Wir wollen so viele Punkte einheimsen, wie möglich. Aber jetzt haben wir erstmal Pinneberg vor der Brust und die haben gegen Vicky gezeigt, wie unangenehm sie sein können...“

Jan Knötzsch