DFB-Pokal

Abgänge von Havertz und Volland als Chance? – Demirbay: „Das sollte Norderstedt beantworten“

Kerem Demirbay trifft am kommenden Sonntag mit Vorjahres-Finalist Bayer Leverkusen in der ersten DFB-Pokalrunde auf Eintracht Norderstedt. Foto: Bayer 04

Sein Marktwert allein ist fast 20-mal so hoch, wie der des gesamten Kaders von Eintracht Norderstedt zusammen. Kein Wunder, schließlich hat Kerem Demirbay nicht nur zwei Länderspiele und ein Tor für die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft, sondern inzwischen auch schon sage und schreibe 101 Bundesliga-Spiele (13 Tore) für den Hamburger SV, die TSG 1899 Hoffenheim und Bayer 04 Leverkusen sowie diverse Champions League-Einsätze vorzuweisen. Seit Sommer 2019 kickt der 27-jährige Linksfuß, der in der Jugend für Schalke 04, Borussia Dortmund sowie Wattenscheid 09 auflief und später auch für den 1. FC Kaiserslautern und Fortuna Düsseldorf die Schuhe schnürte, in der BayArena. Am Sonntag trifft er mit dem DFB-Pokal-Finalisten der Vorsaison (2:4 im Endspiel gegen Bayern München) in der Ersten Runde der neuen Spielzeit auf den Hamburger Pokalsieger FC Eintracht Norderstedt. Wir haben mit Demirbay vor dem Duell gesprochen…

FussiFreunde: Kerem, wie groß ist die Vorfreude bei dir, dass es nun endlich wieder losgeht?

Kerem Demirbay: „Sind wir ehrlich: Zwei Wochen Urlaub im Sommer sind schon recht wenig. Zumal das für uns Fußball-Profis die einzige Zeit im Jahr ist, in der man sich richtig regenerieren kann. Aber die Situation ist halt so, wie sie ist. Abgesehen davon denke ich, jeder Einzelne von uns freut sich, dass es nun endlich wieder losgeht – ich auf jeden Fall.“

Wie ist man als Profi mit dieser Corona-Zeit und der lange ungewissen Zukunft, wann und wie es weitergeht, umgegangen?

Demirbay: „Ich habe den Eindruck, jeder hat individuell für sich seinen Weg gefunden, damit umzugehen. Fakt ist: Die Situation war nicht leicht – und ist es nach wie vor nicht. Aber man muss es so akzeptieren. Denn ich will am Ende des Tages einen Wettbewerb spielen und wieder Pflichtspiele bestreiten. Deshalb freue ich mich nun darauf, in einem Pflichtspiel auf dem Platz zu stehen.“

Als Vorjahres-Finalist geht es für euch nun in der ersten DFB-Pokalrunde gegen Eintracht Norderstedt. Was fällt dir zu Norderstedt ein?

25 Spiele, ein Tor und fünf Vorlagen - das ist die Ausbeute von Demirbay in der vergangenen Bundesliga-Saison. Foto: Bayer 04

Demirbay: „Ich kenne den Verein. In meiner Hamburger Zeit habe ich Norderstedt wahrgenommen. Ich habe auch großen Respekt vor der Mannschaft – denn das ist unser erster Pflichtspielgegner.“

Inwieweit habt ihr euch schon mit dem Gegner auseinandergesetzt und gibt es einen Spieler im Kader der Eintracht, der dir was sagt?

Demirbay: „Einzelne Spieler kenne ich nicht. Aber wir respektieren den Gegner, der sich dieses K.o.-Spiel verdient hat. Wir wollen die Partie gewinnen. Aus dem Grund bereiten wir uns seit Tag eins der Vorbereitung auf Norderstedt vor – das gehört zum Profidasein dazu.“

Durch deine Zeit beim HSV: Welche Kontakte hast du persönlich noch nach Hamburg?

Demirbay: „Zum Verein keine mehr. Meine Saison dort ist ja auch schon sechs Jahre her. Ich habe aber noch ein paar Freunde in der Stadt, mit denen ich regelmäßig im Kontakt stehe.“

Wie ist das als Profi: Verfolgt man da auch den Amateurfußball oder hast du persönlich irgendwelche Verbindungen dahin?

Demirbay: „Mein Bruder (Burak Demirbay, ehemals Wattenscheid 09; Anm. d. Red.) hat lange Zeit selbst in der Regionalliga gespielt, kickt jetzt aber nur noch mit ein paar Freunden ‚just for fun‘ zusammen. Ansonsten habe ich keine großen Verbindungen zum Amateurfußball.“

Es heißt immer, dass die Kluft zwischen Profi- und Amateurklubs nicht mehr ganz so groß ist wie noch vor einigen Jahren. Inwiefern kannst du das bestätigen?

Im DFB-Pokalfinale gegen die Bayern bereitete Demirbay das zwischenzeitliche 1:3 von Sven Bender vor - am Ende stand eine 2:4-Niederlage. Foto: Bayer 04

Demirbay: „Es ist am Ende ein Spiel. Fakt ist, dass es für einen Amateurfußballer, wenn man gegen einen Bundesligisten spielt, ein besonderes Highlight in der Saison ist – wahrscheinlich sogar eines der größten Highlights als Sportler überhaupt. Natürlich werfen sie alles in die Waagschale und legen alles in diesen Tag, damit sie das Spiel gewinnen können. Und das macht es schwierig, gegen eine Mannschaft zu gewinnen, die alles gibt und alles investiert. Am Ende des Tages ist es so, dass Norderstedt auch Qualität am Ball hat. Wenn solche Vereine kein Herz, keine Leidenschaft und keinen Kampfeswillen an den Tag legen, wird es für sie natürlich bedeutend schwerer. Aber all das wird der Gegner in solch einem Spiel in jedem Fall zeigen. Deshalb müssen wir dagegenhalten. Um auf die Frage zurückzukommen: Ja, es ist wahrscheinlich ein Stück weit enger geworden.“

Wie stark schätzt du Eintracht Norderstedt denn ein?

Demirbay: „Das Spiel gegen Norderstedt wird für uns kein einfaches werden. Das ist ein Regionalligist, der Fußball spielen kann, nicht umsonst unser Gegner ist – und alles an den Tag legen wird. Davor sollten wir Respekt haben!“

Bedeuten die Abgänge von Kai Havertz (FC Chelsea) und Kevin Volland (AS Monaco) eine größere Chance für Norderstedt?

Demirbay: „Das sollte Norderstedt beantworten.“

Abschließend: Warum wird es am Sonntag in der BayArena keine Pokal-Sensation geben?

Demirbay: „Weil wir wieder ins Finale kommen wollen!“