Kolumne

Zwischen Peinlichkeiten, Titeln sowie Auf- und Abstiegen

Abpfiff – Die FussiFreunde-Kolumne

13. Mai 2019, 15:34 Uhr

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An dieser Stelle greifen wir regelmäßig die Themen des Hamburger Fußballs aus der Woche und vom Wochenende auf und kommentieren diese. Dieses Mal geht’s um den Meistertitel von Altona 93, die Vizemeisterschaft des FC Teutonia 05, die Abstiege des HEBC und des SC Condor, das „Wunder von Wedel“ , den Nichtantritt des FC Elmshorn zum Landesliga Hammonia-Spiel beim Hamburger SV III am Freitagabend sowie die beiden Landesliga-Aufstiege des ASV Hamburg und des Eimsbütteler TV.

Und genau mit diesen beiden soll diese Kolumne auch beginnen. Ab der kommenden Saison gibt es dann also zwei neue Flecken auf der Landesliga-Landkarte – und wenn man so will, dann sind die beiden die „Ewig-Versucher“. Sowohl der ETV als auch der ASV hatten sich in den letzten Spielzeiten jeweils mehrfach das Ziel Landesliga auf ihre Fahnen geschrieben, den Sprung eine Etage weiter nach oben aber jeweils immer wieder verpasst. Nun ist es beiden geglückt. Mit unterschiedlichen Herangehensweisen.

Condors Absturz – ein Prozess, der sich lange angedeutet hat

Abgestiegen: Trainer Florian Neumann trifft trotzdem nicht die Hauptschuld am Absturz des SC Condor, die Fehlerkette begqann bereits vor seinem Amtsantritt. Foto: KBS-Picture.de

Der ASV setzt seit Sommer 2017 auf Mo Wadhwa als Trainer und hat in seinen Reihen den einen oder anderen prominenten Namen, der schon höherklasig für Furore sorgte und jetzt bei der Equipe von der Snitgerreihe dem Spiel seinen Stempel aufdrückte. Beim ETV sah Manager Koray Gümüs im Verlauf der Serie das Ziel Aufstieg gefährdet und handelte, indem sich der Verein und Coach Thorsten Beyer trennte und dieser durch Dennis Mitteregger ersetzt wurde, der eine Vergangenheit beim ETV hat. Im Rückblick eine Entscheidung, die sich ausgezahlt hat. Mitteregger und die junge Mannschaft des ETV haben den Schritt gepackt. Gegensätzlich Wege also, die beide letztlich dort mündeten, wo sie sollten. Wieder einmal ein Beweis dafür, dass es diverse legitime Möglichkeiten gibt, eine Saison und den Aufstieg ins Visier zu nehmen. Beide Mannschaften, da darf man sich sicher sein, werden die Landesliga jeweils als neuer Farbtupfer bereichern. 

Dass aber auch ein und derselbe Schritt am Ende unterschiedlich Ergebnisse bringen kann, zeigt der Abstiegskampf der Oberliga. Sowohl der SC Condor als auch der Wedeler TSV wechselten während der Saison ihren Coach – in Wedel führte es zum Erfolg, bei den „Raubvögeln“ nicht. Florian Neumann stieg mit Condor ab. Wobei: Letzterem gebührt ganz sicher nicht die Hauptschuld daran, dass der SCC erstmals seit 28 Jahren in die Landesliga runter muss. Es war ein schleichender, sich lange andeutender Prozess: Nicht erst in dieser Spielzeit war der Kader schlecht, wenn nicht sogar falsch zusammengestellt. Es fehlte in der Menge an den sogenannten Mental-Spielern. Die berühmte „Condor-DNA“, von der man früher gern sprach, ist dem Team abhandengekommen. Für die Zukunft darf man dem SCC wünschen, dass er genau solche Charaktere wiederfindet und sich in der Landesliga erholt und konsolidiert. Abseits des Platzes lief ebenso nicht immer alles rund (Stichwort: Trainersuche im Winter) – auch hier herrscht Optimierungsbedarf. Der scheidende Kapitän Cassian Klammer hat recht, wenn er sagt, der Abstieg sei für den Club „gar nicht verkehrt“ – eben um sich neu zu finden und dann wieder anzugreifen. Langsam. Überstürzen sollte man am Berner Heerweg jedenfalls nichts. 

Altonas Meistertitel – die logische Konsequenz der Konstanz

Ein Muster an Konstanz: Trainer Berkan Algan und die Spieler von altona 93 dürfen sich als verdienter Meister der Oberliga feiern lassen. Foto: KBS-Picture.de

Anders als der SCC ist der HEBC eigentlich ein Verein, bei dem man in den letzten Wochen, Monaten und Jahren immer wieder davon sprach, dass am Reinmüller genau dieser Spirit, dieser Charakter, die geschlossene mannschaftliche Einheit herrscht, die Condor abgesprochen wurde und die dem Wedeler TSV letztlich wohl das Erreichen des „Wunders“ mit Namen Klassenerhalt einbrachte. Also muss es bei den Eimsbüttelern an anderen Stellen gefehlt haben, da der Abstieg nun zu 99,9 Prozent feststeht. Immer wieder gern genommen ist an dieser Stelle das Argument, die Mannschaft habe enorme Verletzungssorgen zu verkraften gehabt – gut akzeptiert. Aber welches Team hat das nicht? Vielleicht nicht in der extremen Art wie der HEBC, aber letztlich muss man sich am Reinmüller, wenn man die Saison Revue passieren lässt, ganz sachlich auch die Frage stellen, ob es fußballerisch nicht gereicht hat – und das nicht nur, weil die Mannschaft von Trainer Jörn Großkopf die einzige der gesamten Liga ist, die gegen das völlig abgeschlagene Schlusslicht VfL Pinneberg verlor. Es gibt genügend Beispiele, dass es gegen die „Großen“ mit zusätzlicher Motivation klappte, gegen Teams auf Augenhöhe aber nicht. Letzteres ist aber nunmal der Alltag in der Liga.


In einer Liga, die Altona 93 im Idealfall über die Aufstiegsrunde nach oben in Richtung Regionalliga verlassen wird. Die Meisterschaft des AFC ist jedenfalls, das gilt übrigens auch für die Wahnsinns-Leistung Andelko Ivankos und des Wedeler TSV, sich gerettet zu haben, gar nicht genug mit positiven Worten zu erfassen ist. Nicht nur, mit welcher Konstanz die Mannschaft ihre Spiele gewann und in der Tabelle seit Wochen oben stand. Nein, das Team des AFC kassierte auch die wenigsten Gegentore der Liga uns bewies wieder einmal: Die Defensive entscheidet Meisterschaften. Und: Altona steckte die zwischenzeitlichen Ausfälle von Marco Schultz und Seyhmus Aug sowie dennoch andauernden langfristigen von Lennart Müller weg. Chapeau! Da konnte auch der FC Teutonia 05 mit seinem, zugegeben: hochklassigeren, Personal nicht mithalten. Am Ende muss man sich an der „Kreuze“ fragen, ob angesichts dieser Vorzeichen und des unbedingten Willens, dieses Jahr hoch zu wollen, der zweite Platz nun ein Erfolg ist oder nicht … In Frage stellen sollte man sich übrigens auch beim FC Elmshorn. Was ist nur aus dem einstigen Hamburger Meister und Regio-Anwärter geworden? Am Freitag trat man beim HSV III noch nicht mal mehr an. Einfach peinlich! Dass der Elmshorner Niedergang schon vorher im Abstieg endete, passt irgendwie ins Bild, das der Verein in der näheren Vergangenheit abgab!

Jan Knötzsch