Kolumne

Wo Druck ist, ist auch Spot(t)light

Abpfiff – Die FussiFreunde-Kolumne

05. August 2019, 16:43 Uhr

Foto: KBS-Picture.de

In unserer Kolumne „Abpfiff“ greifen wir die wichtigsten Themen der vergangenen Woche im Hamburger Amateur-Fußball auf und kommentieren diese. In dieser Woche geht es um die aktuelle Situation beim FC Teutonia 05 sowie Drucksituationen und mediale Berichterstattung im Amateurfußball. 

Wo große Ziele sind, ist die Fallhöhe hoch. Das ist im Amateurfußball nicht anders als im Profifußball. Dort, in den Ligen, in denen es um richtig viel Kohle geht, ist es freilich noch eine Spur schlimmer – oder sagen wir: härter. Nun gab es auch im Hamburger Amateurfußball in der vergangenen Woche gleich mehrere Baustellen, auf denen es nicht so lief, wie man sich das im Vorhinein vielleicht ausgemalt hatte: Dass dann die Presse an dieser Stelle berichtet und auch den Finger in die Wunde legt, ist – das hat TuS-Trainer Jean-Pierre Richter am vergangenen Donnerstag im Rahmen seines Interviews mit uns ebenso richtig erkannt wie Jan Schönteich am heutigen Montag im Gespräch – das Business.  

„Es gibt keinen größeren Druck als den, den wir uns selbst machen“

Teutonia-Trainer Sören Titze. Foto: Bode

Und dies eben sowohl im Profi-, als eben auch im Amateurfußball. Schließlich geht es auch hier inzwischen um große Summen. Freilich nicht ganz so große wie im „bezahlten Fußball“, aber eben um solche, die nicht unerheblich sind. Und selbst, wenn man das einmal außen vor lässt: Die ausgerufenen Ziele sind, da muss man sich nichts vormachen, Produkte der Vereine und Verantwortlichen, die sie ausgerufen haben. Und an Zielen muss man sich bekanntlich messen lassen. Wer in den vergangenen Tagen und Wochen hinter und vor den Kulissen Gespräche mit Handlungsträgern jener Vereine geführt hat, der weiß, dass auch die Leute in den Clubs das wissen und bejahen – völlig losgelöst, um welchen Gesprächspartner es sich dabei auch handelte. 

Die besten Beispiele sind Sven Schneppel und Sören Titze. Schneppel, mit dem VfL Lohbrügge mit einer Niederlage im Pokal und der Meisterschaft gestartet, sagte nach der Trendwende zum Guten – der VfL gewann 7:0 gegen Berne – selbst: „Es gibt keinen größeren Druck als den, den wir uns selbst machen.“ Und auch Titze konstatierte – übrigens schon vor der Niederlage zum Auftakt gegen Osdorf – das für ihn klar sei, dass man mit diesem Kader als Zweiter der Vorsaison eben nicht den Anspruch haben könne, wieder als Zweiter oder gar noch schlechter abzuschneiden. Ergo: Der Titel ist das Ziel – und Titze sagt genau so offen, dass er sich daran auch messen lassen muss.

Der Trainer bleibt das schwächste Glied der Kette – das ist das Business

Lohbrügge-Coach Sven Schneppel. Foto: Bode

Klar ist es unangenehm, wenn zum eigenen, selbstgemachten Druck auch noch der der Presse hinzukommt, die nach Erklärungen dafür verlangt, warum es nicht so läuft, wie es laufen soll. Fragen, die legitim sind, solange man nur das Spotlight auf den Verein legt, aber ihn nicht mit Spott überschüttet. Das kann und sollte allenfalls an Stammtischen passieren! Schwierig wird es, wenn dann innerhalb des Vereins auch noch einmal neu Druck entfacht wird – und der eben, gewollt oder ungewollt, nach außen kommuniziert wird. Stichwort: „Du musst x Punkte aus x Spielen holen“ oder „Noch so und so viele Niederlagen, dann bist du weg“. So wie (es) in Lohbrügge und bei Teutonia geschehen (sein soll). Dass das das Arbeiten als Coach – was letztlich, wenn man es runterbricht, auch nur ein Hobby ist – erschwert, steht außer Frage. Sören Titze kann ein Lied davon singen und tat dies am Sonntag nach dem Spiel in Dassendorf auch.

Grundtenor: Er sei in den vergangenen zwei Jahren quasi fast jeden zweiten Tag schon mehr oder weniger entlassen gewesen, wenn die Gerüchteküche denn Recht gehabt hätte. Stattdessen aber sitzt er immer noch im Sattel. Von den Oberliga-Trainern, die am 1. Juli 2017, dem ersten Tag der „Ära Titze“ bei „T05“, in Amt und Würden waren, sind übrigens nur noch Ali Farhadi und Danny Zankl ebenso wie Titze auch weiterhin im Amt. So viel dazu. Das aber wird nichts daran ändern, dass Titze sich im Falle weiterer Misserfolge wieder Gerüchten und Fragen ausgesetzt sehen wird. Denn auch das ist das Business: Bleibt der Erfolg aus, ist der Trainer das schwächste Glied in der Kette. Was auch immer man davon halten will…

Jan Knötzsch