Interview

„Neben Brückner zu spielen, macht's nochmal geiler“

Niendorfs Innenverteidiger Oliver Doege im Interview

21. Januar 2019, 12:23 Uhr

Oliver Doege will „mit Niendorf noch ein bisschen die Oberliga rocken und nächste Saison aufsteigen“. Foto: Bode

Seit Beginn der Saison trägt Oliver Doege das Trikot des Niendorfer TSV. Der Abwehrspieler wechselte im vergangenen Sommer aus der Regionalliga Nord vom VfV Borussia Hildesheim, mit dem er den Abstieg nicht vermeiden konnte, an den Sachsenweg und ist seitdem einer der Leistungsträger in der Mannschaft von Trainer Ali Farhadi. Wir haben mit dem 24-Jährigen über seine Rolle im Team, die Erfahrungen, die er trotz des Abstiegs aus Hildesheim mitnehmen konnte, seine Einschätzung der bisherigen Saison und seine Ziele mit dem NTSV für die Rückrunde gesprochen. 

Olli, gehen wir gleich mal in die Vollen: Wie beurteilst du den neunten Platz, den ihr in der Oberliga-Tabelle derzeit belegt?

Oliver Doege: Ich würde sagen, von unserer Kaderbesetzung her ist das nicht schlecht, aber ich würde gerne etwas weiter oben in der Tabelle stehen. Das halte ich auch für möglich. Leider liegen wir etwas hinter der Spitze zurück.

Kann man insgesamt sagen, dass ihr angesichts der Platzierung des Vorjahres und des Kaders, den der NTSV hat, den Erwartungen etwas hinterher hinkt?

Doege: Ja, auf jeden Fall. Die Chancenverwertung ist unser großes Manko. Es gab genügend Spiele, in denen wir spielerisch überlegen waren und mehr Ballbesitz hatten, aber die Tore nicht gemacht haben. Jetzt haben wir mit Tevin Tafese und Ilyas Afsin zwei gute Offensivleute dazu bekommen. Ich bin mir sicher, dass wir mehr Tore erzielen werden. Den dritten Neuzugang Marlon Stannis, der aus Norderstedt kommt, kenne ich noch nicht. Aber auch er wird uns als auf seiner Position sicher helfen.

Wie tief sitzt der Stachel über das frühzeitige Aus im Pokal? Du kennst es ja, an der Hoheluft zu spielen, da du mit Condor in der Saison 2014/2015 im Finale standest...

Doege: Für mich war dieses Ausscheiden sehr enttäuschend. Ich bin mit Concordia, meinem letzten Verein in Hamburg, damals im Pokal auch gegen Weden ausgeschieden. Von daher hatte ich in dem Spiel nochmal eine größere Anspannung. Letztlich ist so ein Elfmeterschießen leider Glückssache. Wir haben Wedel vielleicht im Spiel ein bisschen unterschätzt und es in der zweiten Halbzeit selbst aus der Hand gegeben, weiterzukommen, weil wir unsere Chancen nicht genutzt haben. Ich hätte mir gewünscht, wie schon mit Condor ins Finale zu kommen. Und diesmal hätte ich den Pokal dann gerne auch gewonnen...

Wie bist du mit deinen eigenen Leistungen in der bisherigen Situation zufrieden?

Das Pokal-Aus gegen Wedel war für Doege „sehr enttäuschend“. Foto: Bode

Doege: Mit den ersten Spielen bin ich auf jeden Fall zufrieden. Es gab aber auch Partien, in denen ich etwas hinterhergelaufen bin und nicht ganz meine Leistung gezeigt habe. Ich weiß nicht, woran es lag – vielleicht daran, dass wir die Tore in diesen Begegnungen nicht gemach haben und sich die Unsicherheit auf uns alle übertragen hat. Allerdings: So ein richtig schlechtes Spiel habe ich bei mir bislang nicht erkannt.

Wie beurteilst du deine eigene Rolle im Team? Du hast ja trotz deiner 24 Jahre bereits jede Menge Erfahrung...

Doege: Der Trainer und die Truppe vermitteln mir, dass ich ein Leistungsträger in der Mannschaft bin. So etwas ist für einen Spieler in meinem Alter nicht unbedingt normal. Ich bin stolz auf mich.

Du hast vor deinem Wechsel zum NTSV für den VfV Borussia Hildesheim in der Regionalliga gespielt. Was entgegnest du denen, die einen Wechsel aus der „Regio“ in die Oberliga als Rückschritt sehen?

Doege: Wenn man sich die Mannschaften mal anguckt, dann werden viele Spieler heutzutage immer jünger zum Profi. So gesehen war der Wechsel von Hildesheim nach Niendorf ein Rückschritt. Es gab viele, die mir gesagt haben, ich soll den Schritt nicht machen. Es gab auch Angebote aus der Regionalliga, aber das waren Vereine, wo ich – wie in Hildesheim, wo wir leider runter mussten – wieder gegen den Abstieg gespielt hätte. Darauf hatte ich keine Lust.

Was hast du aus den zwei Spielzeiten für Hildesheim in der Regionalliga für deine weitere Karriere mitnehmen können?

Doege: Ich hatte in meiner Zeit zwei Trainer, die mir viel beigebracht habe: Ein sichereres Pass-Spiel und viel schneller und schlauer zu spielen. Insgesamt ging es schon mehr Richtung Profifußball: Du hast im Sommer Laktat-Tests gehabt, wir haben zwei Mal am Tag trainiert. In der Oberliga ist es etwas anderes. Da ist es nochmal etwas langsamer.

Auch in Niendorf geisterte immer mal wieder der Begriff Regionalliga herum. Wie realistisch ist das deiner Meinung nach?

Doege: Ich glaube, dass wir in der Oberliga vom aktuellen Kader her um den Aufstieg spielen könnten. Ich hätte mir gewünscht, dass wir mehr Tore geschossen hätten. Dann würden wir auch weiter oben stehen. Ich denke schon, dass die Regionalliga spätestens in der nächsten Saison in Niendorf wieder ein Thema ist oder werden sollte.

Du bist noch bis 2020 an den NTSV gebunden. Was kommt danach? Schaust für dich selbst nochmal Richtung Regio?

Für Doege (re, hier gegen den Ex-meiendorfer Collins Folarin) ist Platz vier das realistische Ziel in dieser Spielzeit. Foto: KBS-Picture.de

Doege: Ich habe Anfragen aus der Regionalliga bekommen. Aber ich kann noch gar nicht sagen, wann da was passiert. Ich lege meinen Fokus erst einmal auf Niendorf – und das bis 2020. Ich möchte mit Niendorf noch ein bisschen die Oberliga rocken und nächste Saison in die Regionalliga aufsteigen. Hildesheim war meine erste Haltestelle außerhalb Hamburgs und weg von der Familie. Es war schon schwer, aus einer Großstadt wie Hamburg in eine Kleinstadt zu wechseln. Ich hatte schon ein paar Mal Heimweh in Hildesheim, das muss ich zugeben.

Wenn wir nochmal auf euren Kader kommen: Du spielst mit Leuten wie Daniel Brückner zusammen, der schon in der Bundesliga gespielt hat. Wie sehr pusht einen das, was kann man sich von ihm abgucken?

Doege: Ich spiele ja links in der Innenverteidigung und er als linker Außenverteidiger, also ist er mein direkter Nebenmann. Man kann sich vor allem seine Ruhe, seine Erfahrung und seine Cleverness abschauen. Und wie er uns Jüngeren – im Vergleich mit ihm bin ich ja auch einer der jungen Spieler – Dinge erklärt. Er hat eine solide Serie gesielt bislang, auch wenn er die Torchancen, die er hatte, nicht so nutzen konnte. Aber er ist ja auch kein Stürmer. Er ist einer unserer wichtigsten Spieler. Neben jemandem wie Brückner, der schon in der Bundesliga war, zu spielen macht's nochmal geiler. Das ist ein echt geiles Gefühl.

Abschlussfrage: Du hast gesagt, du siehst Potenzial in eurem Kader. Was ist in dieser Saison noch drin?

Doege: Ich sehe uns am Ende der Rückrunde auf dem vierten Platz. Aber das könnte knapp werden. Ganz hoch geht’s nicht, Dassendorf ist schon zu weit weg. Den vierten Platz halte ich für realistisch, der dritte ist mein Wunsch.

Interview: Jan Knötzsch