Landesliga Hammonia

Kosanic: „Das, was über mich erzählt wird, klingt wie ein schlechter Horrorfilm“

05. Februar 2020, 14:19 Uhr

Nikola Kosanic (Mi.) mit seinem neuen Trainerduo beim HEBC: Chefcoach Özden Kocadal (li.) und Co-Trainer Jan Geist. Foto: Kormanjos

Im Testspiel gegen den TSV Sasel (2:2) deutete Nikola Kosanic erstmals sein Potenzial für den neuen Club an (HIER der Spielbericht). Der Offensivakteur, der in der Jugend unter anderem für den HSV, Niendorfer TSV und Eintracht Braunschweig kickte, diverse Länderspiele für die U-Nationalmannschaften von Deutschland, Serbien und Bosnien-Herzegowina absolvierte und später sogar den Sprung in die serbische Erste Liga schaffte, hat sich im Winter dem HEBC angeschlossen (HIER mehr dazu). Damit kehrt Kosanic, der von Liga-Kontrahent FK Nikola Tesla an den Reinmüller wechselt, dorthin zurück, wo einst alles begann. Wir haben mit ihm gesprochen…

FussiFreunde: Nikola, erzähle uns doch erstmal, wie der Wechsel zum HEBC überhaupt zustande kam?

Kosanic: „‚Özy‘ (HEBC-Trainer Özden Kocadal; Anm. d. Red.) hat mir das schon im Sommer so richtig schmackhaft gemacht. Damals habe ich mich aber für Nikola Tesla entschieden, da ich zu vielen Verantwortlichen einen sehr guten Draht habe – und auch zu der Zeit, als ich in Serbien in der Ersten Liga gespielt habe, hatte. Als es dort aber aufgrund vieler anderer Dinge nicht so richtig geklappt hat, wollte ich hier wieder Fuß fassen und bin deshalb zu Tesla gegangen. Aber das war mir dann alles irgendwie zu ‚unprofessionell‘ und vom Niveau her auch nicht unbedingt das, was ich mir vorgestellt habe. Die Jungs sind dort wirklich alle top, auch der Vorstand ist gut – aber ich wollte einfach ein bisschen mehr gefordert sein. So kam dann erneut der Kontakt zu ‚Özy‘ zustande – auch, weil ich mit Piet Oldag einen sehr guten Freund in der Mannschaft habe. Daraufhin habe ich hier im Winter mittrainiert und gemerkt, dass das ein top Verein ist und top Jungs in der Mannschaft sind. Hinzu kommt, dass ich hier mit dem Fußballspielen angefangen habe…“

Nach diesen Anfängen hast du zunächst eine relativ steile Karriere hingelegt…

Schon im Sommer war Kosanic ein Thema bei Özden Kocadal und seinem HEBC. Foto: KBS-Picture.de

Kosanic: „Ja, bis zu meiner Verletzung.“

War das auch der ausschlaggebende Grund, weshalb es am Ende nicht geklappt hat mit dem allerletzten Schritt ins große „Profi-Business“?

Kosanic: „Es war eine super Zeit, in der ich alles durchgemacht habe – auch mit den Länderspielen für die U-Nationalmannschaften. Dann habe ich mir leider das Kreuzband gerissen. Ich kann mich noch ganz genau an den Tag erinnern: Das war am 6. Dezember 2015. Dann ging es für mich vom HSV zu Niendorf, wo ich mich ein halbes Jahr lang wieder fit gemacht habe. Von dort bin ich dann zu Eintracht Braunschweig gewechselt. Aber mein Knie hat nicht mehr richtig mitgemacht und ich bin nicht mehr zu meiner alten Form gekommen. Und irgendwann ist der Zeitpunkt da, wo man dann auch mit diesem Kapitel abschließen muss.“

Klingt so, als würde es für dich jetzt auch darum gehen, den Spaß am Fußball zurückzugewinnen – oder?

Kosanic: „Auf jeden Fall. Aber ich will hier nicht nur ‚chillen‘. Ich bin hierhergekommen, um auch hart zu arbeiten. Das ist eine richtig gute Mannschaft. Aber natürlich ist es schon auch so, dass ich den Spaß am Fußball zurückbekommen möchte.“

Und dann auch dabei helfen, das große Ziel zu erreichen?

Kosanic: „Ja. Ganz klar, der Aufstieg! Und wenn alles so ist und läuft, wie ich mir das vorstelle, bleibe ich natürlich auch.“

Wenn wir mal auf dich persönlich zu sprechen kommen, dann ist es oftmals so: Wenn man deinen Namen hört, sagen viele, du wärst ein „schwieriger Charakter“. Bist du tatsächlich so „kompliziert“ – oder was entgegnest du den Leuten, die das behaupten?

Piet Oldag (li.) ist einer der besten Freunde von Kosanic. Foto: KBS-Picture.de

Kosanic: „Ich bin auf jeden Fall nicht einfach. Aber das, was über mich erzählt wird, ist ja schon wie so ein schlechter Horrorfilm. Da muss ich immer selber grinsen und lachen. Und dann heißt es immer von den Trainern, die mich kennenlernen: ‚Du bist ja gar nicht so.‘ Es sind viele Vorurteile. Und irgendwann hast du einfach auch keinen Bock mehr, immer dagegen an zu kämpfen. Wenn man so einen Stempel hat, dann hat man ihn – und wird ihn auch nicht mehr los.“

Heißt, dass du diesen Stempel deiner Meinung nach zu Unrecht hast?

Kosanic: „In dem Ausmaß auf jeden Fall. Natürlich bin ich jemand, der nicht zu allem ‚Ja und Amen‘ sagt. Aber ich bin definitiv niemand, der sich gegen den Trainer stellt – oder versucht, die Mannschaft gegen den Trainer aufzubringen. Das ist alles übertrieben.“

Kommen wir mal zurück aufs Sportliche: Wie sind denn deine ersten Eindrücke von der Mannschaft – fühlst du dich wohl und gut aufgenommen?

Kosanic: „Wirklich top! Natürlich gibt es hier innerhalb der Mannschaft einen großen Konkurrenzkampf, aber keiner ist auf den anderen eifersüchtig. Im Gegenteil. Alle sind für einen da. Ich habe eine Frage, acht Leute antworten mir. Jeder will helfen – auch, wenn ich mal einen Fehler mache. Es ist wirklich super! Und das kann ich nach so kurzer Zeit schon sagen, obwohl ich die Jungs ja noch nicht mal richtig kenne.“

Man darf nicht vergessen, dass du immer noch erst 20 Jahre jung bist. Dennoch: Bei Nikola Tesla war es ja so, dass eigentlich alle nur auf dich geguckt haben, alles war auf dich fixiert und du hattest sämtliche Verantwortung. Siehst du dich auch beim HEBC als Führungsspieler – oder wie empfindest du deine Rolle innerhalb der Mannschaft?

Kosanic:
„Ich übernehme gerne mal die Verantwortung. Aber grundsätzlich will ich mich hier einordnen. Hier sind viele ältere Spieler mit Erfahrung. Ich sehe auch selbst im Training, dass ich hier nicht groß heraussteche. Die Jungs können alle kicken – und deshalb bin ich froh, dass andere diese Rolle übernehmen können und werden.“

Autor: Dennis Kormanjos