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Ariduru: „Eigentlich nur ‚just for fun‘ - und heute spielen wir Landesliga“

Torjäger und Mitgründer von Inter Eidelstedt im Interview

25. Oktober 2019, 16:25 Uhr

Erzielte auf dem Weg in die Landesliga weit über 100 Tore für Inter Eidelstedt und ist einer der Mitgründer des Vereins: Gökhan Ariduru. Foto: Mb-Sportfotografie

Als Inter Eidelstedt im zehnten Anlauf endlich den ersten Landesliga-Sieg einfuhr und beim SSV Rantzau mit 2:1 triumphierte, sei ihm „ein tonnenschwerer Stein vom Herzen gefallen“, gesteht Serkan Ariduru, Manager und Teil der „Ariduru-Dynastie“ beim Liga-Neuling. Während sein Bruder Gökhan für den Club von der Hagenbeckstraße auf Torejagd geht, kümmert sich Serkan um sämtliche Belange im Drumherum. „Wenn man die Jungs über so viele Jahre heranwachsen sieht und ihnen damit ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, dann bedeutet mir das die Welt“, sagt er. Wir haben uns mit seinem Bruder Gökhan über die Anfänge, die rasante Entwicklung, die Bedeutung der Familie Ariduru für den Verein, und noch viele Dinge mehr gesprochen…

FussiFreunde: Du bist einer der "Mitgründer" von Inter Eidelstedt. Wie kam es damals dazu, dass die Familie Ariduru den Verein ins Leben gerufen hat und was war die Motivation dahinter?

Gökhan Ariduru: "Wir haben den Verein damals mit meinem Bruder Serkan und zwei Freunden, Necati Akyildiz und Philipp Riexinger, gegründet. Wir haben alle schon in der Jugend zusammengespielt und dachten uns: 'Wieso spielen wir nicht wieder alle zusammen - und das just for fun?' Also haben wir die Mannschaft übernommen, brauchten aber einen Vorstand und neue Spieler. Ich selbst war damals beim SV Eidelstedt in der Landesliga aktiv. Unsere Idee haben wir dann tatsächlich umgesetzt und den Verein übernommen. Der Gedanke dahinter war einfach der, dass wir unter uns spielen, einfach Spaß haben wollten, unsere eigenen Ideen reinbringen, Trikots aussuchen und unter Freunden wieder alle zusammenspielen können. So haben wir dann Freunde und Bekannte zusammengetrommelt und in der Kreisklasse angefangen. Alles eigentlich nur 'just for fun' - und heute spielen wir in der Landesliga."

Damit hast du den schnellen und steilen Aufschwung des Clubs schon angesprochen. Hättet ihr mit so einer rasanten Entwicklung gerechnet und inwieweit war es das Ziel, den Verein dort hinzuführen, wo er jetzt in der kurzen Zeit bereits angekommen ist?

In der laufenden Saison war Ariduru in neun Spielen bereits dreimal für Inter erfolgreich. Foto: Mb-Sportfotografie

Ariduru: "Das stimmt wohl - es ging mega schnell nach oben die letzten Jahre. Aber wir haben auch ein paar Jahre in der Kreisklasse und in der Kreisliga gespielt. Unser Ziel war es immer, eine familiäre Umgebung zu schaffen. Denn Fußballer gibt es viele, aber leider geht es in vielen Vereinen nicht ganz so familiär zu. Aus diesem Grund kamen immer mehr Spieler zu uns und sind auch geblieben! Natürlich hat niemand damit gerechnet, dass wir irgendwann Landesliga spielen. Unser Ziel war wie gesagt nur, Spaß zu haben, eine kleine Einheit und Familie zu werden. Ehrlich gesagt hat niemand dieses konkrete Ziel gehabt beziehungsweise als wir damit angefangen haben, wäre es einfach zu utopisch gewesen, daran zu denken. Aber wir haben Jahr für Jahr betrachtet. Als wir zum Beispiel aus der Kreisklasse in die Kreisliga aufgestiegen sind, hatten wir auch da das Ziel, in der Liga zu bleiben. Unser Konzept ging mehr und mehr auf und wir hatten immer mehr Spieler. Also war irgendwann das Ziel, in die Kreisliga aufzusteigen, vorhanden. Das haben wir dann auch geschafft und ein paar Jahre dort gespielt, bis wir wieder gemerkt haben, dass wir dort nach einiger Zeit auch oben mitspielen und der Aufstieg eventuell drin ist. Hinzu kam, dass wir immer mehr Struktur reinbekommen haben und jeder half, wo er konnte. Man darf nicht vergessen, dass wir in dem Aufstiegsjahr noch neun Punkte abgezogen bekommen haben. Das hat dazu geführt, dass wir noch enger zusammengerückt sind und das fast Unmögliche doch möglich gemacht haben."

Du bist nicht nur Mitgründer, sondern auch Leistungsträger und Torjäger der Mannschaft. Wie siehst du deine Rolle innerhalb des Teams?

Ariduru: "Ja, das stimmt. Ich bin nicht nur wegen meiner Tore in den vergangenen Jahren ein Leistungsträger, sondern auch aufgrund meiner Erfahrung und des Alters. Ich bin zweiter Kapitän der Mannschaft und für viele einfach ein 'großer Bruder' sowohl vor als auch nach dem Spiel. Aber auch in privaten Dingen, wenn die Jungs irgendwelche Anliegen oder Sorgen haben, fragen sie mich auch ab und zu nach Rat. Natürlich bin ich nicht mehr jüngste - gerade für diese Liga, aber ich versuche trotzdem alles, um die Jungs heiß zu machen. Sei es im Training oder vor den Spielen."

Ihr habt anfangs viele Spiele nur ganz knapp verloren. Woran hat das aus deiner Sicht gelegen - außer an der vielleicht noch fehlenden Erfahrung in dieser Liga?

Das Prunkstück von Inter: Der Teamgeist. Foto: Mb-Sportfotografie

Ariduru: "Diese 'fehlende Erfahrung' ist schon ein ganz wesentlicher Aspekt. Wir haben wenige Spieler bei uns, die überhaupt Landesliga oder generell höher gespielt haben. Vielmehr haben wir eine junge Mannschaft, was auch dazu geführt hat, dass sich ein Teil der Jungs nicht darüber im Klaren war, was Landesliga heißt. Da läuft der Ball anders/schneller und die Fehler werden sofort bestraft. Wir haben viele Neue bekommen, was die Jahre davor nicht der Fall war. Unser Trainer kam erst im Winter dazu. Einer neuer Vorstandsvorsitzender wurde gewählt. Es gab also viele Veränderungen. Die Mannschaft musste wieder zusammenfinden, aber mit Niederlagen ist es immer schwieriger. Damit es schneller klappt, braucht man als Mannschaft einfach mal einen Sieg. Der kam aber leider in den ersten acht Wochen nicht. Wir haben jede Woche hart trainiert, aber uns nie belohnt."

Mittlerweile seid ihr in der Liga angekommen und habt zuletzt drei von vier Spielen gewonnen. Wie wichtig waren diese Siege, um nicht vorzeitig den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze zu verlieren?

Ariduru: "Es war sehr, sehr wichtig. Aber es hat sich auch angekündigt, denn wir haben uns langsam an das Tempo gewöhnt und waren ja auch oft nah dran, es hat nur an der Chancenverwertung gehapert. Irgendwann ist dann der Knoten geplatzt und seitdem läuft es besser. Die Jungs sind langsam in der Landesliga angekommen."

Was stimmt dich optimistisch, dass Inter am Ende dort steht, wo man aktuell rangiert - nämlich über dem Strich?

Ariduru: "Ich sehe Woche für Woche, dass die Mannschaft immer mehr zusammenwächst und wichtige Erfahrungen gesammelt hat. Die Jungs trainieren gut und ein paar Leute, die vor der Saison kamen, aber Unruhe gebracht haben, sind auch wieder weg. Es kristallisiert sich ein gutes Team mit guten Fußballern heraus. Der Trainer und der Manager machen auch gute Arbeit."

Wo soll die Reise mit Inter Eidelstedt noch hinführen und würde der Verein auch ohne die Familie Ariduru funktionieren?

Mittlerweile sieht Ariduru sein Team in der Landesliga angekommen. Foto: Mb-Sportfotografie

Ariduru: "Das ist eine gute Frage (überlegt)... Hätte mir jemand vor fünf Jahren gesagt, dass Inter irgendwann mal in der Bezirksliga spielt, dann hätte ich sofort unterschrieben. Wahrscheinlich hätten alle sofort unterschrieben. Heute spielen wir in der Landesliga und ich denke, das ist schon das Maximum. Aber das haben wir immer auch über die anderen Ligen gedacht (lacht). Spaß beiseite: Ich denke, ohne finanzielle Mittel wie andere Mannschaften, stehen wir schon weit über dem Erträumten. Und die Familie Ariduru ist die eine Sache, aber die Jungs, die einfach Lust haben etwas zu wuppen, sind die andere Sache. Natürlich braucht man so einen Menschen wie Serkan (Ariduru; Anm. d. Red.), der wirklich alles macht - von Sponsoring über Trikots organisieren und vorbereiten, Spielerakquise, Auf- und Abbau des Platzes. Ohne seine Arbeit würde der Verein nicht da stehen, wo wir stehen! Man muss halt für Inter brennen, denn ein 'Mini-Verein', wo jeder mit jedem zusammenarbeitet, ist anders, als ein großer Verein."

Autor: Dennis Kormanjos