Testspiel

Zweimal Polzin auf Facklam: Die neuen „Bramfeld-Boys“ überzeugen

28. August 2020, 23:07 Uhr

Stärkster Bramfelder: An Jeff Amoah Mensah (re.) gab's für TuRa und Leon Schulz kein Vorbeikommen. Foto: Küch

"Ich halte mich zurück", schmunzelte er - und schlich bei dichtem Flutlicht langsam von dannen. Sein Trainer attestierte ihm im Nachgang "eine Abgeklärtheit" vor dem Tor, hob aber auch hervor, dass seine beiden Treffer "von Robin sehr gut herausgespielt waren". Gemeint waren Dennis Facklam und Robin Polzin. Erstgenannter zündet offenbar auch im Bramfeld-Dress die "Fackel", während ihm sein zweimaliger Adjutant perfekt und vor allem uneigennützig assistierte.

Harter Kampf: Lennard Bahn (li.) geht gegen Lasse Schulz volles Risiko. Foto: Küch

Im Testspiel bei TuRa Harksheide waren es Dennis Facklam und Robin Polzin, die den Bramfelder SV zu einem 2:0-Erfolg (Highlights im LIVE-Ticker) führten. Am Ende hatten aber noch weitere Protagonisten einen durchaus großen Anteil daran, dass der Oberligist beim Hammonia-Vize-Meister den Platz als Sieger verließ. Neu-Keeper Matthias Kirchner (zuletzt Komet Blankenese, davor HFC Falke) war immer dann, wenn er gebraucht wurde, auf dem Posten - und verhinderte beispielsweise gegen Leon Cammann (36.) oder auch Maximilian Vollstädt (51.) den Rückstand. Und dann war da noch ein gewisser Jeff Amoah Mensah. Der aus der A-Bundesliga des Niendorfer TSV an die Ellernreihe gewechselte Defensivakteur imponierte nicht nur die Gäste, sondern überzeugte auch die Bramfelder Verantwortlichen: "Ich glaube, er hatte heute eine Zweikampfquote von 100 Prozent", übertrieb BSV-Coach Carsten Henning keineswegs. "Er hat gute Bälle, sehr abgeklärt und ruhig gespielt. Das wollen wir von ihm sehen - und heute hat er das gut umgesetzt." Aber: "Wir wollen da mal die Kirche im Dorf lassen. Er kommt aus der Jugend und für ihn ist es zunächst mal wichtig, in den Herrenbereich reinzukommen. Bis jetzt gelingt ihm das ganz gut. "

Bergstedt-Rückkehrer Christodoulos serviert und zieht Rot

Erik Heßler (li.) musste quasi in der Schlussminute als letzter Mann mit glatt Rot vorzeitig zum Duschen. Foto: Küch

Ein weiterer Spieler, der bei den Gästen durchaus zu gefallen wusste - und auch am ersten Treffer entscheidend beteiligt war: Nikolaos Christodoulos. Der "Flügelflitzer" ist gerade erst vom SV Bergstedt verpflichtet worden und an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt, da servierte er das Leder in der 77. Spielminute - nach starkem Ballgewinn - Polzin auf dem Silbertablett. Dieser ließ geschickt und uneigennützig abtropfen, so dass Facklam keine große Mühe mehr hatte, das Spielgerät an Abou Fofana vorbei in die Maschen zu spitzeln. Nachdem Harksheide wenig später in Folge eines eigenen Eckballes gnadenlos ausgekontert wurde, als Polzin in einer Vier-gegen-Eins-Situation den am linken Strafraumeck lauernden Facklam bediente und dieser staubtrocken unter die Latte vollstreckte (83.), ereignete sich in der Schlussminute ein weiterer Aufreger. Einer, an dem wiederum Christodoulos beteiligt war. Über halbrechts enteilte er TuRa-Verteidiger Erik Heßler, der sich als letzter Mann nur mit einem Trikotzerren zu helfen wusste, woraufhin Schiedsrichter Leif Jischkowski (VfL 93) den roten Karton zückte (90.). Eine sehr harte Entscheidung!

Heßler-Rot verärgert TuRa - "Da kann man auch mal Fingerspitzengefühl zeigen"

Falk Schmidt (2. v. li.) wird von Justin Sadownik ins Visier genommen. Foto: Küch

TuRa-Trainer Jörg Schwarzer, Co-Trainer Yavuz Kement und Torwart-Trainer Hendrik Manke diskutierten noch nach Schlusspfiff mit dem Schiedsrichter-Gespann, ehe Schwarzer zu Protokoll gab: "Es ist höchstwahrscheinlich regelkonform, aber er hat nicht zur Grätsche angesetzt, sondern den Bramfelder gehalten - und ich bin der Meinung, dass man da als Schiedsrichter auch ein bisschen Fingerspitzengefühl in so einem Testspiel zeigen kann. Er sagte, dass es nun mal die Regel gibt, hier Landes- gegen Oberliga gespielt hat und einige Zuschauer da waren - deshalb muss er die Rote Karte geben. Aber da kann man auch Größe zeigen - und das war früher merkwürdiger Weise so", ärgerte man sich bei den Hausherren über den Verlust des Innenverteidigers. Generell zog der Harksheide-Coach ein wenig positiv ausfallendes Fazit: "Die Eindrücke sind nicht gut, das muss man ganz klar sagen. Wir haben sehr oft Bälle in besetzte Räume gespielt. Das ist uns schon gegen Egenbüttel (5:0, Anm. d. Red.) passiert und wir haben es angesprochen. Aber es war heute nicht viel besser, obwohl Bramfeld uns in der ersten Halbzeit nicht so wirklich gefordert hat."

"Müssen froh sein, dass wir nicht zur Halbzeit schon 0:3 hinten liegen"

Kein Ausweg für Leon Schulz`(Mi.), der sich gleich doppelter Mannstärke gegenübersieht. Foto: Küch

Man hätte zwar "ein paar Halbchancen gehabt", so Schwarzer, müsse aber "auch froh sein, dass wir nicht zur Halbzeit schon 0:3 hinten liegen, weil wie drei ganz dicke Böcke schießen und Bramfeld die klaren Möglichkeiten hatte". Trotz vieler Wechsel sei es nach der Pause "nicht besser geworden". Alles in allem fehlte ihm "die Spritzigkeit", befand Schwarzer - nachdem seine Equipe bis dato alle drei Testspiele gewinnen konnte. "Das hört sich immer ein bisschen doof an, weil man ja jetzt erst so langsam im normalen Betrieb trainieren darf. Aber nichtsdestotrotz sind wir jetzt die siebte Woche in Bewegung gewesen." Wahrscheinlich, mutmaßte der Harksheide-Dompteur, sei das aber auch "der Zeitpunkt, wo man in ein kleines Loch fällt". Dennoch bilanzierte er: "Ich bin sehr enttäuscht von dem, was wir hier heute abgeliefert haben."

"Teilweise ganz gut, teilweise aber auch noch nicht"

Auch der zuletzt so treffsichere Maximilian Vollstädt (re.) konnte sich gegen Jeff Amoah Mensah nicht durchsetzen. Foto: Küch

Währenddessen unterstrich Henning, dass es für seine Bramfelder erst der zweite Test gewesen sei. "Dementsprechend ist es wichtig, dass alle Spielpraxis sammeln nach der langen Pause - und die wollen wir den Jungs erstmal geben, damit wir überhaupt eine gewisse Sicherheit ins Spiel bekommen. Und dann wollen wir die Dinge sehen, die wir im Training sowohl mit als auch gegen den Ball angestoßen haben. Das hat teilweise ganz gut geklappt, teilweise war's aber auch noch nicht so gut." Die beiden Tore seien aber "gut herausgespielt" gewesen. "Jetzt gilt es, weiter an den Dingen zu arbeiten, die noch nicht so gut waren."

Autor: Dennis Kormanjos

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