Oberliga

Zweimal „Cello“ und eine „geile Mannschaftsleistung“ - Wacker holt „den Geist von Malente nach Norderstedt“

25. Februar 2023, 00:09 Uhr

Hamm-Mittelstürmer Sinisa Veselinovic hing in der Luft und konnte seinem Team nicht den erhofften Punch geben. Foto: Kormanjos

Die 2:3-Niederlage in der Vorwoche beim TuS Osdorf - nach früher 2:0-Führung - hat Spuren hinterlassen. Bereits unmittelbar nach der „zu 100 Prozent selbst verschuldeten Niederlage“, wie Torben Wacker konstatierte, appellierte der Chefcoach des Hamburger SV III an das Wir-Gefühl und forderte zugleich, im Zweifel auch mal den besser postieren Nebenmann zu sehen. Eine Ansprache, die Wacker kurz vor Anpfiff des immens wichtigen Kellerkicks gegen den Hamm United FC (alle Highlights im LIVE-Ticker) noch einmal unterstrich und verdeutlichte: „Nicht nur ‚Ich‘, sondern wir als Team!“, gab er seinen Schützlingen mit auf den Weg, ehe der zuletzt aufgrund seiner oftmals durchaus eigensinnigen Spielweise gescholtene Sepehr Nikroo noch ein paar motivierende Worte an seine Teamgefährten richtete.

Unmittelbar vor dem Anpfiff haben sich Spieler und Verantwortliche des HSV III noch einmal eingeschworen und die Wichtigkeit des Spiels untermauert. Foto: Kormanjos

Nicht erst in der 24. Spielminute wurde deutlich, dass der HSV III den vielen Worten auch Taten folgen ließ. Einen sensationellen Spielzug über Dominik Jordan, Artur Krüger und Brayann Kouakou, der freistehend das Auge für den mitgelaufenen Teamkollegen hatte, schloss Marcell Jansen, der leichtes Spiel hatte, zur verdienten Führung ab! Der Vereins-Präsident war es auch, der kurz nach der Pause zum entscheidenden 2:0 abstaubte, als Thomas Kuballa einen Distanzschuss des diesmal ackenden und mannschaftsdienlichen Sepehr Nikroo nicht festhalten konnte (49.). Doch dem Trainer war im Nachgang besonders wichtig, zu betonen: „Natürlich ist es super, dass du vorne einen Bomber hast. Aber es geht heute nicht darum, dass ‚Cello‘ zwei Tore gemacht hat, sondern um eine richtig geile Mannschaftsleistung!“

"Haben leider sehr viel geredet und nur einmal trainiert"

Hamm-Coach Sidnei Marschall (li.) gibt seinem Team von der Seitenlinie Anweisungen - aber sie verhallten. Foto: Kormanjos

Er sei „stolz auf die Jungs“, so Wacker, „weil wir heute ein komplett anderes Gesicht, als in der Woche zuvor gezeigt haben. Das war ein mega verdienter Sieg! Wir waren in allen Belangen deutlich mehr auf dem Platz.“ Ein Beispiel: „Wir waren in der Zweikampfführung deutlich aggressiver, eigentlich immer der erste Sieger - und selbst dann, wenn das mal nicht der Fall war, war sofort ein anderer da, um das auszubügeln. Das sind die Kleinigkeiten, die du in der Situation brauchst. Wir haben heute einfach diesen Kampf angenommen“, zog er den sprichwörtlichen Hut vor seiner Equipe. „Alle haben richtig geil performt. Ich will da gar keinen rausheben.“

Und das nach sehr ereignisreichen Tagen. „Wir haben unter der Woche leider wieder sehr, sehr viel geredet und auch nur einmal trainiert“, verriet Wacker. „Der Fokus lag komplett auf dieser einen Einheit. Es wäre aber schön, wenn wir das nicht nur einmal hinkriegen und dann so ein Spiel spielen.“ Nichtsdestotrotz glaube er, „dass jetzt auch der Allerletzte begriffen hat, was Sache ist. Jeder muss alles investieren. Ich kann Enttäuschung verstehen, wenn ich vielleicht gerade mal nicht meine Minuten bekomme. Aber darum geht es gerade nicht. Es geht darum, dass wir gemeinsam aus dieser Scheiße rauskommen, wo wir uns als Team auch selbst reingebracht haben.“

"Wenn ich aus Malente zurückkomme, habe ich bisher immer gewonnen"

Der wieselflinke Brayann Kouakou (Mi.), der das 1:0 uneigennützig vorbereitet hat, lässt gleich zwei Gegenspieler lässig stehen. Foto: Kormanjos

Ein Sieg, der nicht nur drei wichtige Punkte im Abstiegskampf bringt, sondern fast schon im Vorfeld feststand - denn: „Ich war jetzt zwei Tage in Malente, weil ich meine B-Lizenz-Fortbildung machen musste. Und ich weiß nicht warum: Aber jedes Mal, wenn ich nach Malente fahre und zurückkomme, habe ich ein gutes Gefühl und bisher immer gewonnen. Das war schon als Spieler so. Ich glaube, der Geist von Malente ist mal kurz nach Norderstedt rübergekommen und hat uns ein bisschen geholfen“, witzelte Wacker - und äußerte abschließend die Hoffnung, „dass dieses Gesicht nicht nur eine Eintagsfliege war, sondern dass wir das jetzt über die nächsten Wochen konstant aufrechterhalten“.

Kuballa im Krankenhaus, Gyamenah verliert Nerven

HUFC-Trainer Sidnei Marschall (li.) musste mitansehen, wie Marcell Jansen (Mi.) die Partie mit einem Doppelpack zugunsten des HSV III entschied. Foto: Kormanjos

Und damit zu den „Geächteten“, die das komplett gegenteilige Gesicht an den Tag legten und Hiobsbotschaft um Hiobsbotschaft hinnehmen mussten. Kurz vor dem Pausentee ging es für Davidson Eden mit Verdacht auf einen Muskelfaserriss nicht weiter. Nach Schlusspfiff musste der lange am Boden liegende HUFC-Fänger Thomas Kuballa mit dem Krankenwagen abgeholt werden. Der Torsteher deutete bereits während des Spiels an, „nichts mehr sehen zu können“. Die allerbesten und schnellstmöglichen Genesungswünsche! Doch damit nicht genug. Mitte des zweiten Abschnitts marschierte Ersatzspieler Tyron Gyamenah zur Bank, ließ ein paar unflätige und dämliche Kommentare in Richtung Trainer Sidnei Marschall von sich und schritt dann einfach von dannen. Peinlich! Bei Hamm scheint noch nicht jeder begriffen zu haben, wie ernst die Lage wirklich ist!

"Das war kein Sechs-Punkte-Spiel, sondern viel mehr!"

Die Gäste aus Hamm haderten mit der einen oder anderen Entscheidung von Referee Florian Pötter (re.), der Maurizio d'Urso (Mi.) und Sidnei Marschall seine Sicht schilderte. Foto: Kormanjos

Dementsprechend bedient war Marschall nach dem Match. Auf Nachfrage, was ihm zu dem Auftritt seiner Mannen einfallen würde, entgegnete er kurz und knapp: „Nix!“, ehe er in Bezug auf das Verhalten einiger Spieler erklärte: „Wir besprechen es immer und immer wieder. Und jeder sagt: ‚Wir wollen.‘ Aber so eine Aktion hat mit Fußball und Mannschaftssport nichts zu tun“, fand er deutliche Worte zum Benehmen von Gyamenah. „Ich dachte eigentlich, alle hätten es begriffen, weil die letzten Spiele wirklich ordentlich waren“, doch der Schein trügte ganz offenbar. „Meiner Meinung nach war das heute kein Sechs-Punkte-Spiel, sondern viel mehr! Und da muss man einfach ganz anders auftreten. Man kann verlieren, aber nicht so - wenn man in der 87. Minute erst anfängt zu rennen, zu machen und zu tun. Das kann nicht sein und deshalb haben wir hochverdient verdient verloren.“

Autor: Dennis Kormanjos