„Zwei Punkte verschenkt!“ – Zinnbauer-Elf schießt Keeper warm

Marcos trifft ins eigene Netz, Kim omnipräsent

16. August 2015, 19:14 Uhr

Ein Tor und eine Vorlage, aber hinten mit einigen Aussetzern: "Rothose" Dongsu Kim (r.). Foto: noveski.com

Selbst Cloppenburgs Trainer Uwe Groothuis konnte sein Glück nach dem späten Punktgewinn beim Bundesliga-Nachwuchs des HSV kaum fassen. „Wir haben sehr gut angefangen, sind dann 44 Minuten lang nur hinterher gelaufen. Auch in der zweiten Halbzeit konnten wir lange Zeit kaum für Entlastung sorgen. Da muss ich meinem 19-jährigen Torhüter Jannik Wetzel ein großes Kompliment machen, dass er uns im Spiel gehalten hat.“ Joe Zinnbauer, Coach des HSV II, sprach im Anschluss an die Partie von „zwei verschenkten Punkten“. Dabei begann die Begegnung vor 230 Zuschauern auf dem Wolfgang-Meyer-Sportplatz für die „Rothöschen“ denkbar schlecht…

Gerade einmal 65 Sekunden waren gespielt, als Cloppenburgs Steven Bentka auf links viel Zeit und Raum hatte. Die scharfe Hereingabe beförderte Ronny Marcos per Grätsche unglücklich ins eigene Tornetz (2.)! Dem Treffer ging jedoch ein Stellungsfehler von „Rothose“ Dongsu Kim voraus. Eben jener Kim erlebte einen ereignisreichen Nachmittag: im Spielaufbau leistete sich der Innenverteidiger einige Aussetzer. Dann bereitete er den Ausgleichstreffer von Nico Charrier per Kopf vor – nachdem Mohamed Gouaida zuvor von rechts flankte (48.), ehe der 20-jährige Südkoreaner das „Powerplay“ der Zinnbauer-Eleven neun Minuten vor Schluss mit dem 2:1 belohnte, als er eine Gouaida-Ecle freistehend zur Führung einschoss! Doch damit noch nicht genug.

„Ruhiger bleiben, klarer spielen“

Ronny Marcos (M.) traf früh in die eigenen Maschen. Foto: noveski.com

Als nichts, aber auch wirklich gar nichts mehr auf eine Punkteteilung hindeutete, passte Kim den Ball völlig unbedrängt Cloppenburgs Kristian Westerveld in die Füße. Dieser setzte der gerade eingewechselten Milad Faqiryar in Szene – doch der scheiterte am glänzend reagierenden Tom Mickel (83.). Einen hatte Dongsu Kim aber noch auf Lager. Erneut bekam er das Spielgerät nicht aus der Gefahrenzone, köpfte seinen Gegenspieler an – Nutznießer war wieder Faqiryar, der diesmal die Nerven behielt und trocken mit links ins lange Eck traf – 2:2 (86.)! „In den Situationen muss Kim einfach ruhiger bleiben, die Bälle klarer spielen“, gab Zinnbauer seinem Abwehrrecken hinterher mit auf den Weg. Dass es überhaupt so weit kam, lag vor allem an der eklatanten Chancenverwertung der Hausherren.

HSV-Nachwuchs schießt Keeper Wetzel warm

Profi Mohamed Gouaida (l.) war an vielen Offensivaktionen beteiligt, konnte aber auch nicht für den Luckypunch sorgen. Foto: noveski.com

Vor der Pause scheiterten sowohl Said Benkarit (17.) als auch Dominik Jordan (44.) an BVC-Schlussmann Wetzel sowie Adel Daouri am linken Torgestänge (22.). Bei den Versuchen von Ronny Marcos (26.) und Ahmet Arslan (45.) fehlte jeweils nicht viel. Nach dem frühen Gegentor verteidigte die U23 des HSV sehr hoch, ließ den Ball gut durch die eigenen Reihen laufen – allein der Erfolg blieb zunächst aus. Das änderte sich mit Beginn der zweiten 45 Minuten, als Charrier die Kugel über die Linie nickte (48.). In der Folge lag die Führung in der Luft. Über Philipp Müller und Mohamed Gouaida kam die Pille zu Arslan, dessen Schuss touchierte noch das Außennetz (60.). Weiter ging’s in eine Richtung: Gouaidas Abschluss stellte Wetzel vor keine allzu großen Probleme (62.). Wenig später musste der „Youngster“ seine Klasse gegen den wenige Augenblicke zuvor eingewechselten Ens Küc unter Beweis stellen. Charriers langer Diagonalball wurde von Gouaida ohne Umschweife in den freien Raum gesteckt, wo Küc auf halbrechts im Sechzehner blank vorm Cloppenburger Fänger auftauchte – doch dieser blieb erneut der Sieger (71.)! Genau wie zehn Zeigerumdrehungen vor Ultimo, als Küc den 19-Jährigen zu einer Flugeinlage zwang.

„Sind bei 70, 80 Prozent angekommen“

Mit seinem trockenen Linksschuss lässt "Joker" Faqiryar (i. V.) HSV-Neuzugang Oschkenat ins Leere rutschen und Torwart Mickel chancenlos zurück. Foto: noveski.com

„Der Mannschaft kann man keinen großen Vorwurf machen. Nur, wenn man den gegnerischen Torwart irgendwann warm geschossen hat, dann findet er auch seinen Spaß dran. Und wenn du die Dinger eben nicht machst, dann kannst du dafür auch bestraft werden“, befand Zinnbauer und ergänzte: „Spielerisch hat die Mannschaft all das abgerufen, was wir als Trainer sehen wollten. Der ganze Ballbesitz nützt dir nur nichts, wenn du deine Chancen derart verschleuderst und naive Fehler machst, die zu Gegentoren führen. Dennoch denke ich, dass wir spielerisch schon ziemlich weit sind – auch von der gewünschten Spielanlage her. Leider hat sich die Mannschaft heute nicht belohnt.“ Aktuell sieht Zinnbauer die maximale Leistungsstärke zu „70, 80 Prozent“ ausgeschöpft. „Die Feinheiten kommen noch, aber wir sollten uns nicht von diesem Ergebnis täuschen lassen. Es hätte bei effektiverer Chancenauswertung auch deutlich positiver ausgehen können.“ Selbst Gäste-Coach Groothuis sieht im HSV II ein Team, das „über kurz oder lang oben mitspielen wird“.

Der LIVE-Ticker zum Spiel mit allen Einzelheiten:

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