Zehn Freunde warten auf dich

„Einwurf“ Dezember 2012 – von Dirk Becker

31. Januar 2013, 12:56 Uhr

Am Ende ist ein schnöder Dreizeiler, der die Branche via Pressemitteilung über ein solches Ereignis in Kenntnis setzt. Rückzüge von Mannschaften aus dem laufenden Spielbetrieb – man kennt dieses Phänomen. Jedes Jahr gibt es sie, selten kommen sie überraschend.

Diesen Herbst waren es in der Landesliga Hansa der GSK Bergedorf, in der Bezirksliga Ost die TSV Reinbek, in der Kreisliga 7 die Sportfreunde Uetersen und in der Kreisliga 8 der TSV Sparrieshoop II. Vier traurige Entwicklungen, die Tabellen durcheinander brachten und unterschiedlich zu bewerten sind.

Am ähnlichsten in ihrem Verlauf sind die Verzichte der Sportfreunde Uetersen und der Sparrieshoop-Reserve. „Die 2.Herren des TSV nimmt am Punktspielbetrieb nicht mehr teil!“, heißt es auf der Homepage der Sparrieshooper, die nachdem sie insgesamt dreimal nicht angetreten waren, vom Spielbetrieb ausgeschlossen wurden. So besagt es die Regel, so wurde es umgesetzt. Zunächst war es das Erstrundenduell im II-Liga-Pokal gegen Wespe II, wenig später das Ligamatch gegen den TSV Heist, von dem man fernblieb. Der Nichtantritt beim TSV Seestermüher Marsch besiegelte schließlich das Sparrieshoop-Schicksal. Die Ursache für das Dilemma ist schlicht und die gleiche wie bei den Sportfreunden Uetersen – chronischer Spielermangel.

Geld und Charakter

Wer schone einmal eine Mannschaft auf „unterem“ Leistungsniveau trainiert hat, kennt die Problematik und die Tücken. Fußball steht hier nicht an erster Prioritätenstelle eines Akteurs. Familiäre und berufliche Verpflichtungen haben oftmals im Vorrang. Eine regelmäßige Teilnahme am Trainings- und Spielbetrieb ist mitunter nicht für jeden praktizierbar. Überzeugungsarbeit zu leisten à la „zehn Freunde warten auf dich“ gehört vielerorts zur Alltagshandlung eines Übungsleiters.

Ein interessanter Punkt ist in diesem Zusammenhang übrigens auch das liebe Geld. Über Zuwendungen im Amateursport wird oft geschimpft. Sie würden den Charakter und den Charme der Sache zerstören, das ungezwungene Miteinander gehe kaputt – absolut richtig, nur ist das nun einmal genau der Faktor, weshalb es Rückzüge in Ober- oder Landesliga bedeutend weniger gibt als in der Kreisklasse.

Eingangs hatten wir die Rückzüge von GSK Bergedorf und der TSV Reinbek erwähnt. Sie sind unterm Strich anders zu als die eben beleuchteten Verhängnisse zu beurteilen und obendrein noch eng miteinander verwoben. Zweifellos litten auch die Reinbeker unter akutem Personalmangel. Um jenen Missstand zu beheben, kam die Idee auf, man könne die GSK-Akteure nach Reinbek lotsen. Pikant: Weil Bergedorfer Verantwortliche in der Vergangenheit gegen Schiedsrichterassistenten tätlich wurden sowie durch weitere Unsportlichkeiten aufgefallen waren, hatte der Verband den Klub just vom Spielbetrieb ausgesperrt. Die Reinbeker Rolle rückwärts folgte prompt. Von offizieller Seite ließ man verlauten, dass man sich um die Geschehnisse rund um den GSK Bergedorf eindeutig distanziere und keine Spieler aufnehme werde. Was folgte, war der Rückzug der eigenen Ligaelf.