Oberliga

„Ich muss nicht auf Teufel komm' raus verrückte Dinge machen“

Voilà, Vojtenko: Altonas treffsicherer Offensivmann im Interview

14. März 2019, 15:35 Uhr

Traf in fünf Spielen bislang vier Mal ins Schwarze: Altonas Neuzugang Alexander Vojtenko (vo. ). Foto: Olaf Both

Kurz vorm Ende der Transferfrist im Januar machte Altona 93 die Verpflichtung von Alexander Vojtenko klar. Ein Spieler, den in Hamburg bislang kaum jemand kannte. Doch für den AFC entpuppte sich der 20-Jährige als Glücksgriff. In den bislang fünf Pflichtspielen des Jahres traf Vojtenko vier Mal ins Schwarze und hat damit seinen Anteil daran, dass der Club von der Griegstraße im Klassement ganz oben steht. Wir haben mit dem Offensivallrounder über seine bisherige Karriere, den Aufstiegskampf in der Oberliga, Altonas Meldung für die Regionalliga und seine persönlichen Ziele gesprochen.   

Alex, am Montag wurde die Mannschaft darüber informiert, dass der AFC für die Regionalliga melden wird. Wie groß war die Freude im Team über diese Entscheidung?

Alexander Vojtenko: Sehr positiv natürlich. Ich muss dazu sagen: Ich bin ja erst im Winter dazu gekommen, aber es gab wohl schon im Sommer die Aussage der Verantwortlichen: Wir werden euch dahin bringen, wo ihr uns hin spielt. Auch als ich im Winter gekommen bin und die Gespräche geführt habe, gab es die Ansage, dass man gerne in die Regionalliga möchte und dass die Sportliche Leitung diesen Gedanken auch ganz klar befürwortet. Aber der Verein besteht ja nicht nur aus der Sportlichen Führung, sondern da sind ein paar mehr Leute involviert. Die haben sich jetzt alle an einen großen Tisch gesetzt und die Entscheidung getroffen. Für uns als Spieler ist das natürlich nochmal ein Anreiz in den letzten neun Spielen nochmal richtig Gas zu geben.

Derzeit seid ihr Tabellenführer. Wie hoch ist aus deiner Sicht die Wahrscheinlichkeit, dass ihr am Ende immer noch ganz oben steht und euch für die Aufstiegsrunde qualifiziert?

Vojtenko: Ich denke, sie ist sehr hoch. Vor allem aufgrund unserer Konstanz. Wir haben jetzt die ersten fünf Spiele alle gewonnen. Und das mehr oder weniger souverän. Jetzt haben wir am Sonntag eine ganz schwere Aufgabe gegen BU. Da spielen meiner Meinung nach die aktuell beiden formstärksten Teams gegeneinander. Für uns gilt es, nachzulegen und den Abstand weiter zu den restlichen Mannschaften weiter zu bewahren. Wir trainieren sehr akribisch, jeder hat Bock, jeder weiß, um was es geht. Deswegen schätze ich unsere Chancen als sehr gut ein, dass wir Meister werden.

Wer aus dem Verfolgerfeld könnte euch dabei noch gefährlich werden?

In der Jugend spielte der 20-jährige Vojtenko für Holstein Kiel, RB Leipzig und Eintracht Braunschweig. Foto: Olaf Both

Vojtenko: Um ehrlich zu sein: Wir gucken gar nicht so sehr auf die anderen. Der Trainer sagt uns immer: Wir müssen punkten, was die anderen machen, ist nebensächlich. Wir müssen die Punkte holen. Wir haben jetzt sechs Zähler Vorsprung und haben es damit in der eigenen Hand. Es gibt jetzt keine Ausreden mehr. Wir sind in der Pflicht, unsere Rolle auch in den letzten neun Spielen zu dokumentieren..

Du hast es schon gesagt: Im Jahr 2019 habt ihr bislang alle fünf Spiele gewonnen. Warum ist die Mannschaft derzeit so gut in Schuss?

Vojtenko: Wir sind eine brutal junge Mannschaft. Ich habe jetzt keine Statistik zur Hand, aber vielleicht sind wir sogar die jüngste in der Oberliga. Trotzdem haben wir erfahrene Spieler in unseren Reihen. Bei diesen erfahrenen Spielern reden wir von Jungs, die 26 oder 27 Jahre alt sind. Das ist noch nicht so alt. Ich finde, wir haben einen guten Mix in der Mannschaft: Spieler, die Ruhe mitbringen und abgezockt sind und Spieler, die – so wie ich – jung sind. Wir bringen die jugendliche Unbekümmertheit mit, sind ein bisschen frech. Ich glaube, das macht uns so stark. Und dass der Trainer uns als junge Spieler eben auch so wild und verrückt sein lässt.

Du bist seit Januar 2019 im Team, bist aber in Hamburg ein eher unbeschriebenes Blatt. Wie kam dein Wechsel an die Griegstraße zustande?

Vojtenko: Ich komme aus Itzehoe. Als ich damals in der Jugend für Holstein Kiel gespielt habe, hat es natürlich oft Duelle gegen den HSV oder St. Pauli gegeben. Das letzte halbe Jahr vor dem Altona-Engagement war schwierig für mich, das hat mich menschlich auch ein Stück weit gebrochen. Ich wollte nach Hause in einen sicheren Hafen, aber auch noch einigermaßen professionell Fußball spielen. Dann hat sich die Möglichkeit mit Altona ergeben.

Vor deinem Wechsel zum AFC warst du vereinslos. Davor gab's deinen Abstecher zu Germania Halberstadt, wo du aber nur drei Mal gespielt hast. Aus welchen Gründen hast du in der Regionalliga Nordost nicht Fuß fassen können?

Noch, so sagt Vojtenko (hier gegen Süderelbes Oguz Koras) habe er den Traum vom Profifußball nicht abgehakt. Foto: Olaf Both

Vojtenko: Das ist eine lange Geschichte. Ich bin erst um den 13. oder 14. Spieltag herum nach Halberstadt gekommen. Es war mein erstes Jahr im Herrenbereich. Halberstadt ist eine Stadt, die man so gar nicht kennt. Man kommt in ein Team, wo man absolut niemanden kennt. Wenn man als junger Spieler kommt, ist es schwer, in die Mannschaft reinzukommen, wenn sie schon eingespielt ist. Zudem hat's mir da im Leben einfach keinen Spaß gemacht. Die Tage wurden grau, es war immer das selbe. Ich habe mich damals mit der Sportlichen Leitung zusammengesetzt. Das waren nette und ehrliche Gespräche. Sie sind mir dann bei der Vertragsauflösung entgegengekommen.

Ehe du nach Halberstadt gegangen bist, hast du nacheinander im Nachwuchs von Holstein Kiel, RB Leipzig und Eintracht Braunschweig gespielt. Warum hat der Sprung in den Profibereich letztlich nicht geklappt?

Vojtenko: Ich habe in Braunschweig zwei Jahre in der U19-Bundesliga gespielt, hatte da 20 Torbeteiligungen und bin mit der Mannschaft sogar DFB-Pokalsieger geworden. Ich durfte sogar Profiluft schnuppern, indem ich beim Zweitliga-Team mittrainiert habe. Ich bin zur U23 befördert worden. Es lief alles super. Was dann passiert ist, sind interne Dinge. Über die möchte öffentlich nicht so gerne reden.

Du stehst mit 20 Jahren noch am Anfang deiner Karriere. Ist der Traum vom Profi bereits ausgeträumt oder wohin soll dich dein Weg noch führen?

Vojtenko: Abgehakt ist der Traum auf keinen Fall. Ich bin in meinem ersten Herrenjahr und war eine Zeit lang sehr sehr ungeduldig. Ich habe gemerkt, dass ich erstmal in Ruhe im Herren-Fußball ankommen muss. Man wird sehen, wohin es geht. Ich muss nicht auf Teufel komm raus verrückte Dinge machen. Ich möchte in Ruhe arbeiten und mich weiterentwickeln.

Wer so trifft wie du, der weckt Begehrlichkeiten anderer Clubs. Wie sieht deine Planung für die kommende Saison aus. Bleibst du beim AFC?

Am Sonntag spielt Vojtenko (li, hier gegen Cordis Pascal El-Nemr) mit dem AFC gegen BU. Foto: Both

Vojtenko: Ich konzentriere mich erst einmal komplett auf Altona. Ich habe ein super Verhältnis zum Trainer und denke, wir werden uns in den nächsten Wochen irgendwann auch mal zusammensetzen und darüber sprechen, wie es weitergeht. Da spielen aber auch noch mehr Faktoren eine Rolle. Ich werde mich auch nochmal mit meiner Familie darüber unterhalten, wie die das sehen. Ich bin da im Moment noch sehr entspannt.

Abschließend: Gibt's eine Zahl an Toren, die du dir für diese Saison vorgenommen hast?

Vojtenko: Nein, das ist Quatsch. Ich gucke von Spiel zu Spiel und möchte jede Partie gewinnen. Wenn ich mit Toren oder Assists von mir, von denen ich ja auch schon zwei habe, der Mannschaft helfen kann, dann tue ich das. Wenn das in einem Spiel mal nicht passiert, ist das so. Wir dürfen das große Ziel nicht aus den Augen verlieren. Dafür sollten wir alle unsere individuellen Bedürfnisse hinten anstellen.

Interview: Jan Knötzsch