Woltemath: „Für mich kam das Aus ebenso unerwartet“

Ex-Sasel II-Coach spricht erstmals über die Trennung kurz vor Saisonstart

19. Oktober 2018, 11:47 Uhr

Nach dem Aus beim TSV Sasel II wäre Tom Woltemath bereit, eine neue Aufgabe zu übernehmen. Archivfoto: noveski.com

Es war eine Meldung, die angesichts ihres Zeitpunktes doch sehr überraschte: Vier Tage vor dem ersten Saisonspielen verkündete der TSV Sasel II die Trennung von Cheftrainer Tom Woltemath, der dreieinhalb Jahre lang das Ruder bei der „Parkweg-Reserve“ innehatte. Seither schwieg der einstige Berne-Coach und zog sich ein Stück weit zurück. Nun hat er mit uns erstmals über das damalige Szenario, die Trennung und eine mögliche Trainer-Rückkehr gesprochen...

FussiFreunde: Für Außenstehende kam der Zeitpunkt der Trennung zwischen dem TSV Sasel II und deiner Person – so kurz vor Saisonstart – sehr unerwartet. Wie überrascht warst du?

Woltemath: „Für mich war das genau so unerwartet. Die Vorbereitung war quasi abgeschlossen und ich war natürlich auf den Saisonauftakt fokussiert. Da rechnet man mit vielen Dingen, aber nicht damit, vier Tage vor Saisonbeginn abgelöst zu werden.“

Du hast dich seither bedeckt gehalten. Mit einigen Wochen Abstand: Was hat aus deiner Sicht zur Trennung geführt?

Woltemath: „Ich war der Auffassung, dass es immer wie ein Nachtreten aussehen würde, wenn ich mich in welcher Form auch immer äußere. Da ich dem TSV Sasel keinen Schaden zufügen wollte, habe ich geschwiegen. Der Verein wollte offenbar eine Veränderung. Ich habe jedenfalls kein Besteck geklaut und auch alle Spielerfrauen in Ruhe gelassen (lacht).“

Kannst du die Entscheidung des Vereins nachvollziehen?

Woltemath: „Nein! Allerdings solltest du dir als Amateurtrainer da auch nicht zu viele Gedanken machen. Das gehört ein Stück weit dazu. Es ist nicht immer alles logisch oder erklärbar.“

Um das Thema abzuschließen: Wie blickst du ganz generell auf die Zeit in Sasel zurück?

„Ich habe kein Besteck geklaut“, ist Tom Woltemath mit sich im Reinen. Foto: privat

Woltemath: „Es war unterm Strich eine sehr schöne Zeit. Ich habe dreieinhalb sehr erfolgreiche Jahre verlebt und eine Menge netter Menschen kennengelernt. Das Ende war unschön, aber das Positive überwiegt ganz klar. Ich hatte eine interessante und talentierte Mannschaft mit schrägen Charakteren, ein tolles Trainerteam mit Jendrik Voss, Christian Humpert sowie Susi und Thomas Lauths und auch die Zusammenarbeit mit der Liga, Dritten und Vierten Herren sowie der A-Jugend war aus meiner Sicht top. Es hat mir viel Spaß gemacht und der TSV Sasel wird mir auch zukünftig sehr nahe stehen.“

Nun neigt sich die erste Saisonhälfte bereits ihrem Ende entgegen. Inwieweit hast du das Geschehen in den Ligen während deiner „Pause“ weiter verfolgt?

Woltemath: „Überhaupt nicht. Ich habe noch kein einziges Spiel gesehen. Ich habe mich bewusst entschieden, komplett abzuschalten und die ‚Mehrzeit’ meiner Familie und auch ein bisschen mir selbst zu widmen. Das war eine verdammt gute Idee und hat mir sehr gut getan.“

Stichwort Pause: War die nach der kräftezehrenden Zeit beim TSV Sasel II notwendig – oder hast du dich aus anderen Gründen ganz bewusst für diesen kleinen „break“ entschieden?

Woltemath: „Die Zeit in Sasel war in der Tat sehr intensiv. Wir haben immer um irgendwas gespielt und auch die Konstellation im Trainerteam war sehr unterschiedlich. Zum Teil hatte ich keinen Co-Trainer oder keinen Betreuer. Das zieht doppelt Kraft. Ich bin schon in der letzten Rückserie auf dem Zahnfleisch gegangen. Im Nachgang hätte ich wohl für diese Spielzeit nicht verlängern sollen. Aber sowas erkennt man immer erst im Nachgang.“

Im Winter tut sich hier und da ja häufig noch etwas in Sachen Trainerwechsel. Wärst du wieder bereit, ein neues Aufgabenfeld zu übernehmen?

Woltemath: „Die Pause war wichtig für mich. Man reflektiert sich selbst, wozu man im ‚Tagesgeschäft‘ kaum kommt. Aber ja, ich bin bereit – allerdings auch erst jetzt. Ob nun im Winter oder erst im Sommer, wäre mir fast egal.“

Was muss dein neuer Verein denn haben, um dich von einem Engagement überzeugen und begeistern zu können?

Woltemath: „Ach, das ist auch so eine Sache. Man sollte als Trainer offen sein und nicht so viel kategorisch ablehnen. Natürlich würde es mir nicht so wahnsinnig viel Spaß machen, mit sieben Leuten auf ´nem Grand im Industriegebiet zu trainieren, aber grundsätzlich sollte man da nicht so viel ‚rumeiern‘. Man merkt recht schnell, ob die Chemie und das Umfeld stimmen und Garantien gibt es sowieso keine.“

Autor: Dennis Kormanjos