Oberliga

„Wir müssen jede Minute im Wettkampf nutzen, um die Jungs für den möglichen Saisonstart aufzubauen“

11. August 2020, 12:27 Uhr

Auch für Trainer Jean-Pierre Richter und die TuS Dassendorf findet de Vorbereitung auf die Saison derzeit unter erschwerten Bedingungen statt. Foto: Bode

Der Startzeitpunkt steht weiter in den Sternen – weil die Stadt Hamburg als eines der wenigen verbleibenden Bundesländer den normalen Trainings-, Test- und Spielbetrieb im Amateurfußball noch immer nicht freigegeben hat. Und doch wird allenthalben – so gut es geht – auf den wann auch immer eintretenden Ernstfall hingearbeitet, dass die Saison 2020/2021 wirklich losgeht. Diverse Vereine aus dem Hamburger Fußball-Verband (HFV) nutzen dabei inzwischen bekanntlich die Möglichkeit, in benachbarten Bundesländern zu testen. So auch die TuS Dassendorf. Der Oberliga-Meister probte bereits in Mecklenburg-Vorpommern, absolvierte überdies ein Trainingslager in Brandenburg und testete zuletzt in Niedersachsen. Wir blicken mit Coach Jean-Pierre Richter auf die bishgerige Vorbereitung zurück und haben mit Sportchef Jan Schönteich zudem über einen Gastspieler mit Erfahrung in England gesprochen. 

„Nach den bishrigen Eindrücken muss man einfach feststellen: Es macht sich ganz eindeutig bemerkbar, dass wir fünf Monate nicht mehr im normalen Trainings- und Spielbetrieb waren – koordinativ, kognitiv und was weitere fußballspezifische Dinge angeht“, stellt Jean-Pierre Richter unmissverständlich fest. „Deshalb ist unser Kernpunkt als Trainerteam im Moment folgender: Wir müssen die Jungs wieder in den Fußball-Modus bringen“, ergänzt der Coach der TuS Dassendorf, der uns erklärt, dass sich damit die Arbeit für ihn, seinen „Co“ Enrico Klüver und die weiteren Mitglieder im „Team ums Team“ noch erschwert, Eigentlich nämlich, so Richter, „müsste das Hauptaugenmerk darauf liegen, dass wir fast 50 Prozent neue Spieler in den Kader zu integrieren haben. Aktuell habe ich elf Bestandsspieler aus dem alten Kader zur Verfügung, Rinik Carolus fällt als Langzeitverletzter aus und wir haben sieben Neuzugänge.“ Ergibt unterm Strich wirklich einen fast zur Hälfte umgebauten Kader...

„Wir müssen die Bestandsspieler und die Neuen fußballerisch vereinen“

Tom Muhlack (li.) ist einer von sieben Neuen im Kader des mehrfachen Oberliga-Meisters. Foto: Bode

Allein dies sei „menschlich und sportlich eine Herausforderung“, befindet Richter, „aber die sind wir bewusst eingegangen.“ Es sei nun eben an ihm und seinem Team, „die Bestandsspieler und die Neuen fußballerisch zu vereinen. Dass man dabei zeitlich nicht weiß, wie lange die Pause noch andauern wird, wann es den Beginn der neuen Saison gibt und Einschränkungen im Trainings- und Spielbetrieb herrschen, macht es nicht einfacher“, sagt der 33-Jährige, „wir sind bisher im Großen und Ganzen zufrieden, wie sich die Mannschaft findet und entwickelt.“ Aber: „Wir müssen eben auch darauf achten, dass wir Verletzungen vorbeugen und die Jungs vermehrt Pflege brauchen im Vergleich zu anderen, normalen Saison-Vorbereitungen. Ich bin froh, dass sich bisher keiner eine größere muskuläre Sache eingefangen hat. Das wäre bei unserem kleinen Kader nicht gerade günstig“, fügt Richter hinzu und verweist darauf, dass sich beispielsweise Henrik Dettmann und Kristof Kurczynski jedoch schon mit Bänder-Problemen herumplag(t)en.

„Gesundheit ist alles und ohne Gesundheit ist alles nichts“

Marvin Möller (re.) wechselte vom SC Schwarzenbek an den Wendelweg. Foto: Bode

„Wir müssen jede Minute im Wettkampf nutzen, um die Jungs für den möglichen Saisonstart aufzubauen“, ist Richter froh, dass er seine Schützlinge nach dem Trainingsstart anschließend im brandenburgischen Lindow in einem Trainingslager mit zwei Spielen, bei einem 7:0-Sieg gegen Büchen-Siebeneichen und zuletzt beim 0:0 gegen den SV Ahlerstedt/Ottendorf sowie beim 7:2 beim TSV Winsen schon mal den einen oder anderen Schritt hat machen lassen können. Am Donnerstag folgt ein weiterer Test in Winsen – diesmal ist mit dem runderneuerten FC Süderelbe ein Ex-Verein Richters der Kontrahent. „Ich bin gespannt, wie es uns unter den derzeitigen Bedingungen gelingt, weiter ohne große Verletzungen zu bleiben und uns weiterzuentwickeln. Es ist ja schon eine gewisse Strukturveränderung, die unser Kader erfahren hat“, sagt Richter mit Blick auf die „Neuen“ Marvin Möller (SC Schwarzenbek), Eyke Kleine (SV Drochtersen/Assel), Dennis Bergmann (SC Victoria), Julian Barkmann (FC St. Pauli II), Florian Klein (Hamm United FC), Mirco Bergmann (FC Teutonia 05) und Tom Muhlack (Hamburger SV A-Junioren), gibt aber bei allem – die Corona-Pause und erhöhtes Risiko von Verletzungen lassen eben grüßen – ein Zitat des Philosophen Arthur Schopenhauer zu bedenken: „Gesundheit ist alles und ohne Gesundheit ist alles nichts.“

Gast mit Arsenal-Vergangenheit: Sowah hält sich bei der TuS fit

Der 27-jährige Lennard Sowah (MItte), der in der Jugend beim FC Arsenal spielte, hält sich derzeit bei der TuS fit. Foto: Bode

Apropos Spieler: Bei denen ist derzeit einer dabei, der eigentlich gar nicht zum TuS-Kader gehört. Seit mehreren Wochen wirkt Lennard Sowah bei den „Wendelweglern“ im Training mit und kam als Gastspieler auch bereits in Testspielen zum Einsatz. Der 27-Jährige kann auf eine interessante Vita verweisen: In der Jugend landete er über den SC Urania und den FC St. Pauli im Nachwuchs des FC Arsenal und des FC Portsmouth, dann wechselte der Abwhermann zum HSV, von dem es ihn über den FC Millwall, den FC Vestjaelland (Dänemark), Hamilton Academical FC, Heart of Midlothian FC (beide Schottland), KF Cracovica (Polen) und eine erneute Stippvisite beim Hamilotn Academical FC zum HSV II führte. Zuletzt trainierte Sowah beim VfB Lübeck zur Probe mit, wurde vom Drittliga-Aufsteiger aber nicht verpflichtet. Ist der 1,85-Meter-Mann nun ein Kandidat am Wendelweg? Nein! „Er trainiert seit geraumer Zeit bei uns mit, weil er Mattia Maggio kennt, über den er angefragt hat, ob er sich bei uns fit halten kann. Das passt in der Vorbereitung ganz gut. Gerade, wenn man am Wochenende zwei Spiele absolviert, hilft es, weil man mit ihm eine weitere Möglichkeit zum Ein- und Auswechseln hat und so andere Spieler entlasten kann“, sagt Sportchef Jan Schönteich und präzisiert: „Das alles findet aber ohne große Hintergedanken statt. Er strebt in andere Bereiche und wird nicht für uns Fußball spielen. Das ist bei uns kein ernsthaftes Gedankenspiel.“