„Wir haben es in den letzten Minuten zu einem großen Spiel gemacht!“
Risikospiel gegen St. Paulis „Rotsünder“ endet mit einem Sieg für Falke
Rund 400 Zuschauer wollten sich das „Risikospiel“ zwischen den Kiezkickern und dem HFC nicht entgehen lassen. Foto: Josa Schnell
Den ersten Abschluss hatten die Gäste: Herrmann probierte es aus der Distanz, stellte Keeper Tiedje damit aber nicht vor Probleme (4.). Danach wurde zweimal St. Pauli per Freistoß gefährlich. Erst versuchte es Koch direkt, setzte den Ball aber knapp über die Latte (8.). Wenige Minuten später brachte er eine scharfe Hereingabe, die Torwart Kirchner aber sichert abfing (14.). Chancen aus dem Spiel heraus waren auf beiden Seiten Mangelware, weil die Mannschaften im Offensivspiel zu ungenau agierten. Nach einer guten halben Stunde hatte St. Pauli dann aber nach einer Ecke die Riesen-Möglichkeit zur Führung. Beilmann kam per Kopf an den Ball und bediente so Montes De Jesus, der mit seinem Kopfball an der Latte scheiterte (33.). Kurz vor der Pause traf dann auch Falke Aluminium. Grienig setzte bei einem Freistoß aus ca. 20 Metern auf die Variante mit Gefühl, doch der linke Pfosten verhinderte den Einschlag (44.).
Ansorge: „Die Roten Karten – da fasst du dir als Trainer an den Kopf“
In Durchgang zwei vergab dann wieder St. Pauli eine hundertprozentige Torgelegenheit. Nach einem Freistoß kam Strikker zum Kopfball. Den Heimfans lag der Torschrei schon auf den Lippen, doch Kirchner lenkte die Kugel noch an den Pfosten. Den Abpraller setzte Rütz dann aus drei Metern Torentfernung über den Kasten (56.). „Wenn wir unsere Torchancen – auch in der Ersten Halbzeit – nutzen, geht das anders aus. Aber so wie das Leben ist auch der Fußball kein Konjunktiv. Am Ende hat Falke die Tore gemacht und hat es auch kämpferisch sehr gut gelöst“, ärgerte sich St. Paulis Co-Trainer Riccy Ansorge nach Abpfiff. Das erste Tor machten dabei aber noch seine Schützlinge. Nach einem Fehler im Stellungsspiel von Hagen Bastian, der den Ball unterlief, war Beilmann frei und vollendete satt zum 1:0 (68.). Doch Falke ließ sich vom Rückstand nicht verunsichern, schaltete stattdessen sogar einen Gang hoch und glich quasi direkt aus. Yannick Bräuer scheiterte erst noch am Torhüter, verwertete dann aber den Nachschuss aus spitzem Winkel zum 1:1 (70.).
Hellmann: „Nach dem Rückstand haben sich die Jungs gewehrt!“
Als in der Nachspielzeit bei einer St. Pauli-Ecke auch der Torwart mit nach vorne kam, eroberte Falke den Ball. Bastian schickte mit einem langen Pass Leuthold, der dann nur noch ins leere Tor einschieben musste (90.+3). Direkt danach war Schluss und der 3:1 Auswärtssieg für die Gäste perfekt. „Ich habe den Jungs eben im Kreis gesagt, das war kein großes Spiel, aber wir haben es in den letzten Minuten zu einem gemacht. Dafür zolle ich der Mannschaft Riesen-Respekt. Es ist immer einfach, wenn es gut läuft und die Kombinationen funktionieren und einem jeder Ball vor die Füße fällt. Aber wir sind eigentlich nie richtig ins Spiel gekommen und lagen dann sogar plötzlich hinten“, erklärte Falkes Trainer Hellmann und lobte: „Nach dem Rückstand gingen die Köpfe nicht runter, sondern sind hochgegangen, und dann haben sich die Jungs gewehrt. Es hat uns nochmal gepusht, dass wir relativ schnell zum Ausgleich gekommen sind. Dann haben uns die Undiszipliniertheiten des Gegners geholfen, weiter Druck zu machen. Die Jungs haben sich sicherlich ein paar Bierchen verdient.“ Mit Blick auf die Brisanz der Partie fügte Hellmann hinzu: „Es ist super, dass das heute alles reibungsfrei abgelaufen ist. Natürlich hat man das letzte Jahr noch im Hinterkopf. Das war noch präsent. Nicht umsonst haben wir unseren Spielern gesagt, dass sie nicht mit Falke-Klamotten kommen sollen, weil letztes Jahr Spieler schon vor dem Spiel massiv bepöbelt wurden.“
Sein Gegenüber, Riccy Ansorge, erläuterte: „Ich kann den Jungs nicht viel vorwerfen. Aber es ist auch eine junge heißspornige Truppe, die jetzt aus diesem Spiel lernen muss, sich nicht so von den Emotionen leiten zu lassen. Zudem mussten wir zweimal verletzungsbedingt wechseln, auch unseren Torhüter (Prause kam für Tiedje; als zweiter verletzter Spieler musste Mittelfeldmann Montes De Jesus raus, Anm. d. Red.). Dadurch konnten wir in den letzten zwanzig Minuten nicht mehr wechseln, weil die Wechselmöglichkeiten schon ausgeschöpft waren. Das tat besonders weh, weil wir in Unterzahl natürlich mehr rennen mussten und die Spieler irgendwann erschöpft waren.“
Ansorge ergänzte: „Ich muss den Schiedsrichtern ein Kompliment machen, wie sie die Situation gemanagt haben. Es war bereits vor dem Spiel klar, dass es nicht einfach wird. Obwohl es ein junges Gespann war, haben sie es sehr gut gemacht. Auch die Platzverweise waren absolut korrekt, keine Frage. Wir müssen uns den Vorwurf machen, dass wir uns so hochschaukeln lassen, dass wir nicht kühl bleiben. Falke hat verdient gewonnen!“