Testspiel

„Wir haben auch zwei Beine und können ein bisschen laufen“

Berne fordert Vicky - doch am Ende wird’s deutlich

03. Februar 2019, 19:56 Uhr

Victorias Dennis Bergmann (Mi.) kam zur zweiten Halbzeit und durfte sich auch in die Torschützenliste eintragen. Foto: Mathias Reß

„Wie lange hast du denn noch auf der Uhr?“, fragte Fabian Boll den Schiedsrichter-Assistenten, ehe dieser mit einem Schmunzeln entgegnete: „Offiziell noch anderthalb Minuten, aber wir legen noch sechs Minuten Nachspielzeit drauf.“ Ein Spaß, den Frank Neben zum Anlass nahm, sich langsam auf den Weg von seiner Trainerbank in Richtung Mittellinie zu machen. Als er am Assistenten vorbeikam, befand dieser: „Das habt ihr doch ganz gut gemacht“, ehe der Coach des TuS Berne kurz grübelte, um dann ein kurzes „Joa“ hinterherzuschieben.

Nil von Appen (li.) war einer der auffälligsten Victorianer. Foto: Mathias Reß

Gute Laune auf allen Seiten kurz vor und nach Spielende – dabei begann die Partie mit Verspätung, da das Schiedsrichter-Gespann um Johannes Mayer-Lindenberg nicht rechtzeitig an der Berner Allee eintraf. Als es dann jedoch so weit war, schritten die Protagonisten zur Tat. Während bei den „Berner Boys“ Rückkehrer Marco Theis (Rahlstedter SC) in der Startelf stand, trat Victoria nicht gänzlich mit der ersten Garde beim Hansa-Landesligisten an. Mit Jalil Heitkämper und Melih Berber gehörten zwei Mann aus der eigentlichen Reserve-Mannschaft zur Anfangsformation. Letztgenannter war es dann auch, der für den ersten Ertrag sorgte: Nach feinem Schnittstellenpass von Nil von Appen war es Berber, der aus halblinker Position cool ins lange Eck traf (20.). Gelungener Einstand!

Asante verpasst Berne-Führung, Njie zum 2:1 für Vicky

Das zwischenzeitliche 1:1: Jude Graßmann (Mi.) trifft an von Appen (li.) vorbei ins kurze Eck. Foto: Mathias Reß

Doch die Hausherren steckten nicht auf, hatten in Person von Luis Honig – nach glänzendem Diagonalball von Terje Scheffel – den Ausgleich auf dem Fuß. Aber Vicky-Fänger Hendrik Rabe reagierte stark (23.), wie auch 240 Sekunden darauf nach einem scharfen Zinn-Freistoß und anschließendem Honig-Seitfallzieher. Allerdings setzte Jude Graßmann nach und beförderte das Runde im zweiten Anlauf ins Eckige – 1:1 (27.). In der Folge hätte Kevin Asante den klassentieferen Landesligisten sogar in Front bringen können (29.). Stattdessen schlugen die Gäste – nach einem individuellen Fehler der Berner – durch Bibie Njie, der eine Kämpfer-Hereingabe verwertete, erneut eiskalt zu (41.). Nach der Pause entwickelte sich hingegen ein munteres Scheibenschießen auf das TuS-Tor. Dem Oberliga-Fünften gelangen aber „nur“ noch zwei weitere Treffer durch Dennis Bergmann, herrlich von Jan Luka Segedi steil geschickt (65.), und Luca Ernst, der eine von Appen-Vorlage zu nutzen wusste (82.). 4:1 für die Boll-Mannen!

„Stand heute noch nicht da, wo wir sein wollen“

Luca Ernst sorgte für das Tor zum 4:1-Endstand für den Favoriten. Foto: Mathias Reß

Doch den Hausherren dürfte vor allem der Auftritt vor der Pause gegen einen ambitionierten Gegner Mut gemacht haben. „Eigentlich sogar bis zum Ende“, befand derweil Frank Neben, „weil die Jungs nicht mehr konnten. Unsere Hausaufgaben sind jetzt erstmal, Kondition zu sammeln. Da legen wir auch den Fokus drauf. Ergebnisse sind für uns in Testspielen völlig unerheblich.“ Dementsprechend war der Übungsleiter auch nicht überrascht, wie gut seine Jungs in den ersten 45 Minuten – mit sehr kompakter Ausrichtung – dagegenhielten: „Wir haben auch zwei Beine, ein bisschen laufen können wir schon noch“, witzelte er – und bilanzierte: „Eigentlich ist alles so, wie es sein muss. In der ersten Halbzeit hatten wir noch Kraft, die wurde immer weniger – nachdem wir schon gestern ein Spiel hatten. Tests sollen einem, wie in der Schule, sagen: Wo stehe ich? Gestern sind wir auf einen Gegner (0:5 gegen BU II; Anm. d. Red.) gestoßen, der konditionell schon topfit war. Wir müssen aber nicht vier Wochen vor Punktspielstart schon topfit sein. Wir müssen gucken, dass unsere Langzeitverletzten langsam wieder rangeführt werden und wir sie auch nicht ‚vergewaltigen‘, so dass sie sich direkt wieder verletzten. Wir sind gut aufgestellt – aber Stand heute noch nicht da, wo wir sein wollen. Können wir aber auch noch nicht. Dementsprechend müssen wir weiter unsere Hausaufgaben machen.“

Autor: Dennis Kormanjos