Landesliga Hansa

„Wenn wir uns etablieren: Warum sollen wir dann nicht oben rein schnuppern und den einen oder anderen ärgern?“

10. Februar 2020, 17:02 Uhr

Seit knapp zwei Wochen ist Bryan Reinecke jetzt als Ligamanager des Oststeinbeker SV im Amt. Archivfoto: noveski.com

Es ist gerade einmal 14 Tage her, da vermeldete der Oststeinbeker SV: Bryan Reinecke wird ab sofort neuer Ligamanager des Landesliga Hansa-Clubs, löst damit Lothar Pfaff ab, der seinerseits Sportlicher Direktor wird, und kehrt somit an seine alte Wirkungsstätte zurück. Denn: Zwei Jahre lang spielte der 26-Jährige für den OSV und trug seinen Teil dazu bei, dass der Verein bis in die Bezirksliga durchmarschierte. Wir haben mit Reinecke über seine neue Aufgabe, die Zusammenarbeit mit Trainer Simon Gottschling, die Neuzugänge sowie die kurz- und langfristigen Ziele in Oststeinbek gesprochen und auch den Abgang von Co-Trainer Alexander Kaya thematisiert.

Der nämlich ist seit Neuestem an der Seitenlinie nicht mehr der Mann neben Chefcoach Gottschling. „Ja, das stimmt. Alex ist nicht mehr bei uns. Das hat berufliche Gründe“, bestätigt Reinecke uns gegenüber und erklärt: „Ich persönlich finde es schade, aber es ist nachvollziehbar.“ In dieser Saison, so gibt der neue OSV-Ligamanager zu verstehen, „werden wir diesen Posten nicht mehr neu besetzen.“ Für die kommende Spielzeit wird man am Meessen dann aber wohl nach einem geeigneten Kandidaten umsehen. Eines der vielen Themen also, mit denen sich Reinecke in den letzten Tagen und Wochen auseinandersetzen musste und muss – und das, wo die Aufgabe als Ligamanager für den 26-Jährigen doch (noch) völliges Neuland ist. Seit Anfang des Jahres geht’s für den großgewachsenen Ex-Kicker, der in seiner aktiven Karriere nicht nur für den OSV, sondern unter anderem auch für den VfL Lohbrügge, den Barsbütteler SV und den zuletzt für den SC Eilbek am Ball war, um genau solche Dinge. 

„Ich habe gefühlt eine Woche trainiert und war dann eine Woche verletzt“

In seiner aktiven Karriere wurde Bryan Reinecke (li.) immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen. Foto: Bode

„In der Eilbek-Zeit habe ich mir zuletzt das Syndesmoseband gerissen. Bei mir war das so der Klassiker in meiner Aktivenzeit: Ich habe gefühlt eine Woche trainiert und war dann eine Woche verletzt. Nach der Verletzung am Syndesmoseband konnte ich drei Monate nichts machen, nicht mal arbeiten. Ich bin dankbar, dass mein Arbeitgeber das mitgemacht hat. Das ist ganz schön menschlich auch nicht alltäglich. Ich habe mir dann überlegt, dass ich dieses Risiko so nicht mehr eingehen möchte. Außerdem macht's auch keinen Spaß mehr, wenn du dich verletzt, dann ran kämpfst und dich wieder verletzt“, erzählt Reinecke und gibt zu verstehen, dass er dem runden Leder keinesfalls komplett entsagen wollte: „Ich wollte trotzdem weiterhin was im Fußball machen. Erst war die Idee, Jugendtrainer zu werden.“ Doch daraus wurde nichts. Weil in Oststeinbek im für Reinecke absolut passenden Moment die Idee reifte, auf dem Posten des Ligamanagers etwas zu verändern – und Trainer Simon Gottschling sich an seinen Ex-Schützling erinnerte. So wurden schnell die ersten Gespräche geführt und schon bald war klar: Der bisherige Amtsinhaber Lothar Pfaff fungiert jetzt als Sportlicher Direktor, während Reinecke Pfaffs Posten einnimmt.          

„Chris ist einfach jemand, der seine Meinung einbringt und zu Diskussionen darüber angregt“

Königstransfer: Christopher Mahrt (re.) wechselte vom FC Süderelbe an den Meessen. Foto: KBS-Picture.de

„Lothar und ich stehen viel in Kontakt. Wir sprechen, schreiben oder schicken uns Sprachnachrichten – und das eigentlich jeden Tag. Ich bin ja um einige Jahre jünger als Lothar, bin enger an der Mannschaft. Ich weiß, wie die Spieler denken und weiß, was wichtig ist. Der Austausch mit den Spielern liegt mir am Herzen, ich kann in die Truppe reinhören und mit den Jungs auch Dinge besprechen, die sie vielleicht nicht direkt mit dem Trainer besprechen wollen“, umreißt der 26-Jährige, wie die Zusammenarbeit hinter den Kulissen abläuft. „Zudem kümmere ich mich um die Neuverpflichtungen“, verrät Reincke und kann dahingehend ein Quartett an Akteuren vermelden, das den OSV in der Winterpause verstärkt hat: Daniel Yorke kommt vom VfL Lohbrügge II, Francisco Daniel Alves Monteiro vom FC Türkiye. Ivan Karin spielte zuletzt in Kroaten. Der Königstransfer ist zweifelsohne Christopher Mahrt (FC Süderelbe). Über dessen Ruf als „enfant terrible“ sagt Reinecke: „Ich weiß, dass bei uns der eine oder andere den Ruf hat, nicht einfach zu sein. Ich kann nur sagen: Mir gegenüber hat sich niemand etwas zu Schulden kommen lassen. Chris zum Beispiel ist einfach nur jemand, der seine Meinung einbringt und zu Diskussionen darüber anregt. Und über seine herausragenden fußballerischen Qualitäten muss man nicht mehr viel sagen, die kennt jeder.“

„Ich weiß, was Simon wichtig ist, wie er arbeitet und wie er tickt – das macht es einfacher“

Früher war Simon Gottschling beim OSV Reineckes Trainer, jetzt arbeiten sie als Coach und Ligamanager zusammen. Foto: Bode

Entsprechend sei Mahrt „genau der richtige, das mit aufzubauen und zu gestalten, was wir hier vorhaben.“ Was das ist? „In dieser Saison wollen wir die Klasse halten. Danach wollen wir gerne den nächsten Step machen. Wir würden uns gerne in der Landesliga etablieren. Wenn wir das schaffen, warum sollen wir dann nicht mal oben rein schnuppern und dein einen oder anderen von da oben ärgern“, gibt Reinecke zu Protokoll und fügt hinzu: „Darüber hinaus haben wir uns auf die Fahnen geschrieben, dass wir jungen Spielern aus der Region eine Chance und Perspektive bieten wollen.“ Der OSV sehe sich „auch als ein Sprungbrett für eben diese Spieler“, konstatiert der 26-Jährige, für den es nach eigenen Angaben keine besondere Situation ist, dass er auf einmal der Ligamanager seines früheren Trainers Simon Gottschling ist, unter dem er das Trikot des Clubs vom Meessen trug. „Ich würde sogar sagen, diese Konstellation macht es einfacher. Ich weiß, was ihm wichtig ist, wie er arbeitet und wie er tickt. Ich kann mich in beide Seiten hineinversetzen – sowohl in die Position der Spieler als auch in die Rolle des Trainers, weil ich Simon eben schon einige Jahre kenne. Ich denke, dass ist ein guter und wichtiger Mix“, befindet Reinecke abschließend.

Jan Knötzsch