„Wenn wir am Ende da stehen, wo wir jetzt stehen, wäre das schon klasse“

Platz zehn – und ein zufriedenes Zwischenfazit von Süderelbe-Manager Matthias Nehls

28. Dezember 2018, 10:00 Uhr

Auf dem Sprung zu den einstelligen Rängen: Der FC Süderelbe überwintert auf dem zehnten Platz. Foto: KBS-Picture.de

Nein, es war wahrlich nicht das berühmte „Gelbe vom Ei“, mit dem das Fußballjahr 2018 für den FC Süderelbe endete: Im Gastspiel beim HEBC lag die Mannschaft von Trainer Markus Walek nach 33 Minuten bereits mit 0:2 in Rückstand. Dann, nach der Pause, drehte der FCS auf und glich zum 2:2 aus – da waren 64 Minuten gespielt. Punkte aber sollte der FCS an diesem Sonntagvormittag im Regen auf dem Reinmüller-Platz nicht holen: Am Ende gab es eine 2:5-Niederlage für die Mannschaft vom Kiesbarg – und jede Menge lange Gesichter. Dabei sind letztere beim Blick auf die bisher gespielte Serie doch gar nicht zwingend notwendig: Der FCS überwintert immerhin auf einem zehnten Rang! Eine Zwischenbilanz, die sich sehen lassen kann. 

„Wir waren anfangs in allen Belangen nicht griffig und nicht da, der Sieg für den HEBC war völlig in Ordnung – auch wenn er am Ende vielleicht um ein Tor zu hoch ausgefallen ist. Aber wir haben auch keine große Gegenwehr mehr geliefert. Wenn du dir dieses 2:2 schon ergaunerst, dann musst du es mit unserer Qualität auch nach Hause schaukeln“, konstatierte Walek an jenem 2. Dezember nach dem Schlusspfiff von Schiri Jorrit Eckstein-Staben (SC Wentorf), um dann in die Analyse der bisherigen Spielzeit einzutauchen: „Ich glaube“, so Walek. „dieses Spiel ist das einzige in dieser Saison, wo wir mega schlecht waren und so verdient verloren haben.“ Man beende „das Jahr 2018 nun eben so“, konstatierte Walek und blickte voraus: „Wir versuchen, 2019 besser rauszukommen.“ Und dann war da noch ein Satz, den der 32-Jährige aussprach: „Wir stehen trotz der Niederlage beim HEBC positiv da.“

„Wir können mit dem, was bisher geschafft wurde, zufrieden sein“

Edison Sa Borges Dju entwickelte sich mit bislang 17 Treffern zur personifizierten Lebensversicherung des FCS. Foto: KBS-Picture.de

Wie recht er hat. „Wir wissen, dass wir erstmal kleine Brötchen backen müssen“, erklärt Matthias Nehls, seit Jahren Manager am Kiesbarg und zudem auch Zweiter Vorsitzender, um dann aber auch schon vergleichsweise lobhudelnde Töne zu finden: „Von daher können wir mit dem, was bisher geschafft wurde, sehr zufrieden sein. Natürlich hatten wir auch Spiele dabei, in denen wir ein bisschen was haben liegenlassen. Aber das haben andere Mannschaften auch“, gibt Nehls zu verstehen, dass am Kiesbarg in Sachen sportliche Zielsetzung alles im Rahmen ist – oder vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Denn: Nachdem feststand, dass Coach Markus Walek zu Beginn der Saison wieder einmal einen Haufen neuer Spieler wie Edison Sa Borges Dju, Prince Dzigbede, Chrisopher Mahrt, Marcel Rodrigues, Oguz Koraz, Gerrit Siegismund, Hamilton Alvarez Sanchez, Tim Baris Schulze, Tom Sethmacher oder Justin Heinbockel ins Team integrieren musste, wurden eben in- und extern die von Nehls angesprochenen „kleinen Brötchen“ gebacken. So schnell wie möglich die Klasse halten, so wenig wie möglich mit dem Abstieg zu tun haben – das waren die Perspektiven, die man dem FC Süderelbe auf die Fahnen schrieb.

Nun, noch nicht mal ein halbes Jahr später muss der Blick mit 27 Punkten aus 20 Spielen nicht mehr zwingend (nur) nach unten gehen, auch wenn man am Kiesbarg die hinter dem FCS platzierten Teams natürlich weiterhin im Blick hat. Ein bisschen ins gesicherte Mittelfeld aber können die „Kiesgargler“ auch schielen. Dass dem so ist, liegt unter anderem auch an Edison Sa Borges Dju. Der Neuzugang vom Hansa-Landesligisten Dersimspor schlug richtig ein – gerade in den ersten Spielen der laufenden Serie. „Ich hatte selbst nicht damit gerechnet, dass es so läuft. Ich hab' gedacht, dass ich zu Beginn nicht oft spiele. Die Konkurrenz in der Offensive ist bei uns groß. Zudem hatte ich in der Vorbereitung die eine oder andere Chance ausgelassen. Der Trainer hat mir trotzdem das Vertrauen gegeben – und das versuche ich mit meinen Toren so gut wie möglich zurückzuzahlen“, hatte „Eddy“ – zusammen mit Marco Schultz (Altona 93) und Jeremy Wachter (TuS Osdorf) mit 17 Treffern an der Spitze der Oberliga-Torschützenliste – schon nach seinen ersten erfolgreichen Wochen erklärt, während Markus Walek damals bekannte: „Es war harte Arbeit, Edison in der Vorbereitung in unser neues Konzept zu integrieren. Doch er ist mehr sehr viel Qualität zu uns gekommen.“

„Dass wir vorrangig darum bemüht sind, die Klasse zu halten, ist klar“

Da geht's hin: Zunächst einmal wollen Christopher Mahrt (li.), Coach Markus Walek und das Team vordergründig den Klassenerhalt sichern. Foto

Die Integration ist – nicht nur bei Sa Borges Dju – geglückt. Nachhaltig sogar, wie Platz zehn zeigt und auch Matthias Nehls befindet. „Wir haben bis jetzt zum jetzigen Zeitpunkt der Saison ja auch ein paar Highlights gesetzt“, sagt der FCS-Manager stolz und erinnert sich dabei nur allzu gern an den 31. August 2018. Da gastierte niemand geringeres als der amtierende Hamburger Meister und Pokalsieger am Kiesbarg – und die TuS Dassendorf musste sich am Ende tatsächlich den Walek-Kickern mit 3:4 geschlagen geben. „Dass wir Dassendorf geschlagen haben, ist uns – glaube ich – seit sieben Jahren nicht mehr gelungen“, lacht Nehls, der diese „Highlights“ aber genau wie Mannschaft und Coach richtig einzuschätzen weiß. Ein Umstand, den man ihm schon beim Blick auf die ersten Spiele nach der Winterpause anmerkt: „Das Startprogramm mit den Spielen gegen den SC Victoria, Altona 93 und die TuS Dassendorf hat es in sich – das ist ein Brett“, gibt der Zweite Vorsitzende der „Kiesbarg-Kicker“ unumwunden zu.

Die übrigens werden unter Umständen ohne weitere Neuzugänge in die Restserie gehen – oder doch nicht? Nun wird Ex-Bundesliga-Profi Alexander Meier, der sich derzeit am Kiesbarg fit hält (wir berichteten exklusiv) wohl eher nicht für eine Verpflichtung in Frage kommen (Nehls: „Das ist überhaupt kein Thema. Er hält sich lediglich ‚just for fun‘ bei der Liga und den Alten Herren fit. Das hat er auch schon im Sommer getan, er sucht ja noch nach einem Verein“), doch auch wenn Nehls sagt, dass in Sachen neue Akteure „erstmal nichts passieren wird“, hält er sich ein kleines Hintertürchen offen: „Sicherlich versuchen wir, nochmal den einen oder anderen jungen Spieler dazu zu kriegen.“ Eine Klientel, mit der Coach Markus Walek bestens umgehen kann – siehe Sa Borges Dju. Doch auch, wenn der Torjäger trifft und alle anderen bislang gut mitgezogen haben: in Sachen Zielsetzung bleiben sie am Kiesbarg bodenständig. „Dass wir vorrangig darum bemüht sind, die Klasse zu halten, ist klar. Wenn wir am Ende da stehen, wo wir jetzt stehen, wäre das schon klasse“, konstatiert Nehls. 

Jan Knötzsch