Landesliga Hammonia

„Wenn jemand für ‚101 Prozent TuRa Harksheide‘ steht, dann ist es Elbasan Latifaj!“

05. Juni 2020, 10:48 Uhr

17 Jahre lang schnürte er seine Fußballschuhe ausschließlich für TuRa Harksheide - nun ist für Elbasan Latifaj Schluss. Der Sympathieträger hängt die Stiefel an den Nagel. Foto: Küch

Er ist ein Spielertyp, der ein gewisses Alleinstellungsmerkmal beansprucht – und für das steht, was es heutzutage nur noch sehr selten gibt. Oder wie es Philipp Penkwitt schlicht und einfach auf den Punkt bringt: „Es gibt aktuell eigentlich nur eine Person, auf die der Vereins-Slogan ‚101 Prozent TuRa Harksheide‘ vollumfänglich zutrifft und die diesen Verein so dermaßen geprägt hat“, ehe der Liga-Obmann des Hammonia-Landesligisten die Antwort gleich hinterher schiebt: „Das ist Elbasan Latifaj!“ Der 35-Jährige verkörpert wie kein anderer eine nahezu ausgestorbene Spieler-Generation. Denn: Im Sommer 2003 schloss er sich TuRa Harksheide an – und blieb dem Club bis zum heutigen Tag treu. 17 Jahre lang schnürte er seine Buffer für die Mannen vom Exerzierplatz – doch nun ist Schluss: Latifaj hängt seine Stiefel an den berühmt-berüchtigten Nagel!

„Man findet viele Bekannte, aber echte Freunde findet man wenige. Durch den Fußball lernt man mit seine besten Freunde kennen – und ‚Elba‘ gehört dazu. Daran sieht man einfach, wie toll und auch prägend dieses Hobby ist“, sagt Philipp Penkwitt in Bezug auf seine Verbindung zu Elbasan Latifaj. „Einem der ehrlichsten Menschen, die ich kennengelernt habe“, so Penkwitt, der Latifaj nicht nur „für eine treue Seele und einen tollen Familienvater“ hält, sondern meint: „Elba ist eigentlich das Gesamtpaket – und nicht nur das eines Fußballers. An jeder Front, wo er gebraucht wurde, war er da – und zwar für den Verein.“ Und weiter: „Wenn jemand ‚101 Prozent TuRa Harksheide‘ ist, dann ist es Elbasan Latifaj!“ Durch das Karriereende des Defensiv-Allrounders würde TuRa zwar „ein ganz wichtiger Spieler“ abhandenkommen, „aber man darf eines nicht vergessen: Der Spieler wird gehen, aber der Mensch nicht. Er wird für jede Frage, jeden Rat oder jede Tat zur Stelle sein. Klar wird uns Erfahrung wegbrechen – aber ‚Elba‘ ist nicht weg“, verrät Penkwitt, dass Latifaj künftig Aufgaben in der Sportlichen Leitung des Vereins übernehmen und eng mit ihm zusammenarbeiten wird. Doch da wäre noch etwas, was der Liga-Obmann des Hammonia-Zweiten kundtut: „Natürlich wird ‚Elba‘ ein großes Abschiedsspiel bekommen.“ Dies soll allerdings erst dann vonstattengehen, wenn eines Tages wieder an einen geregelten Ablauf und an ein normales Fußballspiel zu denken ist. Und was passiert mit der Rückennummer „Sieben“? „Wenn überhaupt, dann vergibt die nur eine Person – und das ist ‚Elba‘“, stellt Penkwitt klar – und fügt mit einem Augenzwinkern an: „Sein Sohn spielt bei uns in der Jugend, seine Tochter wird bestimmt irgendwann mal bei uns in die Mädels- und Frauensparte reinrücken. Und wer weiß schon, wer vielleicht in zehn Jahren die ‚Nummer Sieben‘ trägt?“

Der TuS Berne war für Latifaj (li.) in vielen Jahren immer einer der Angstgegner. Foto: timelash.de

Wir haben uns mit Elbasan Latifaj getroffen und über sein Karriereende, einschneidende und prägende Momente, Höhe- sowie Tiefpunkte, sowie viele weitere Ereignisse in seiner langen Laufbahn gesprochen…

FussiFreunde: Elba, warum ist für dich nach 17 Jahren bei TuRa Harksheide nun als aktiver Spieler Schluss?

Elbasan Latifaj: „In erster Linie habe ich das wirklich aus rein familiären Gründen gemacht. Ich bin 35 Jahre alt und habe zwei Kinder. Ich merke einfach, dass mir die Zeit mit meinen Kindern sehr wichtig ist. Dadurch, dass ich drei- bis viermal die Woche abends weg und auch am Wochenende kaum da bin, habe ich gemerkt, dass das schon ein bisschen was ausgemacht hat bei den Kindern. So schwer es mir auch gefallen ist, einen Schlussstrich zu ziehen: Aber ich habe es für meine Familie gemacht.“

Gab es in den letzten Jahren mal Momente, die das Ganze auch ein Stück weit mit beeinflusst haben?

17 Jahre lang war "Elba" für TuRa Harksheide aktiv - und das, obwohl er vorher nur drei Monate Vereinsfußball spielte. Foto: KBS-Picture.de

Latifaj: „Es ist ein-, zweimal vorgekommen, als ich gesagt habe, dass ich jetzt zum Fußball gehe, dass meine Tochter darauf geantwortet hat: ‚Papa, du sollst nicht gehen. Bleib hier.‘ Das tut irgendwo weh. Du machst es in dem Moment trotzdem, aber im Nachhinein denkt man viel darüber nach. Mein Sohn ist Sieben, wird bald Acht, und spielt selber Fußball bei TuRa. Ich habe 17 Jahre lang nur an mich gedacht – und meine Frau hat mich auch so kennengelernt als Fußballer. Aber jetzt mit den Kindern ist es so, dass die an erster Stelle stehen – und eben nicht mehr das Hobby.“

Hat es dich in den 17 Jahren irgendwann mal gereizt, dein Glück woanders zu versuchen? Oder was hat TuRa für dich zu einem solch besonderen Verein gemacht, den du nie verlassen hast?

Latifaj: „Es gibt tatsächlich mehrere Gründe. Ich bin mit 18 Jahren zu TuRa gekommen. Und was vielleicht verrückt klingt, aber tatsächlich so ist: Vereins-Fußball habe ich vorher nie gespielt. Ich war in der A-Jugend bei Eintracht Norderstedt, dort allerdings nur drei Monate – dann habe ich mich am Knie verletzt. Als die Zeit zu Ende ging, musste ich mich entscheiden, was ich mache. TuRa war für mich in dem Sinne die erste Anlaufstelle, weil ich in Harksheide groß geworden, hier zur Schule gegangen bin – und Norderstedt für mich in dem Moment zu hoch war. In jungen Jahren ist man noch relativ naiv und denkt sich: Man macht das jetzt ein oder zwei Jahre – und guckt, dass man dann höher wechselt. Ich will nicht sagen, dass die Chance nie da war, aber für mich hat sich in der Zeit einfach etwas entwickelt. Auch vom ganzen Umfeld her – und wie es damals schon war: Einfach sehr familiär. Und man spürt es auch jetzt noch. Da hat sich wenig verändert.“

Heißt, du hast auch allen „Krisen“ getrotzt...

Es konnte sich ihm in den Weg stellen, wer wollte - am Ende setzte sich Elbasan Latifaj (re.) bei TuRa zumeist durch. Foto: Küch

Latifaj: „Wir hatten in den 17 Jahren natürlich auch Phasen, wo es weniger schön war. Aber das hat man bei einer so langen Zeit überall. Es kann eben nicht immer gut laufen. Wir sind auch abgestiegen. Aber ich habe für mich zumindest die Einstellung, dass man das als Spieler auch mit zu verantworten hat. Viele Spieler verlassen den Verein – aber ich bin sehr ehrgeizig und habe mir gesagt, dass ich das nicht auf mir sitzen lassen werde und wir die Mannschaft auch wieder da hinzuschießen haben, wo sie war. Der Hauptgrund, weshalb ich nie gegangen bin, war aber der, dass man sich wohlgefühlt hat bei TuRa – und das unabhängig von der Liga, in der wir gespielt haben.“

Die Rückennummer "7" soll bei TuRa erst dann wieder vergeben werden, wenn Latifaj sein "Go" gibt. Foto: Küch

In all den Jahren war es ja auch häufig so, dass man dich im Vorfeld einer Saison oft abgeschrieben hat, nicht wirklich auf dem Zettel hatte – und am Ende hast du immer gespielt. Ist das auch ein Aspekt, der dich bei TuRa gehalten hat, dass dich dann der Ehrgeiz gepackt und du für dich gesagt hast: Denen beweise ich es jetzt?

Latifaj:
„Ob nun als Fußballer, im Beruf, beim Karten- oder Memory spielen mit den Kindern: Ich will immer gewinnen. Dieser Ehrgeiz ist immer da, der Beste zu sein – oder zumindest gewisse Dinge nicht einfach nur so zu machen, sondern mit 101 Prozent oder eben gar nicht. Wenn ein Trainer mich abgeschrieben oder nicht mit mir gerechnet hat, dann habe ich das immer persönlich genommen. Anders geht es auch nicht. Dann habe ich für mich gesagt: Ich gebe das, was ich geben kann – das absolute Maximum. Wenn es dann nicht reicht, dann wäre ich der Letzte gewesen, der nicht gesagt hätte, ich höre auf oder gehe woanders hin. Aber wenn ich etwas mache, dann entweder mit 101 Prozent oder gar nicht!“

Autor: Dennis Kormanjos

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