Story
„Wenn Daniel in Schottland an der Linie steht, sitze ich vorm Fernseher und schaue zu“
Der private Kontakt ist trotz der Entfernung da: Die Stendel-Brüder telefonieren oft, Daniel (re.) war zudem Guidos Trauzeuge bei dessen Hochzeit. Foto: privat
„Ich freue mich, wenn er Erfolg hat – das gönne ich ihm, da entsteht kein Neid“
„Im Moment haben wir fast täglich Kontakt. Sonst, in der Nicht-Corona-Zeit, war es so, dass wir uns alle zwei, drei Tage ausgetauscht haben“, berichtet uns Guido Stendel, der zusammen mit Timo Rodewald, dem Berater von Daniel, auch die „Facebook“-Seite seines Bruders pflegt. Wie man sich die Gespräche der Stendels vorstellen muss? „Na klar: Es geht in erster Linie natürlich um Fußball“, grinst Guido Stendel, mit 41 Jahren der jüngere der beiden Brüder. „Als ich selbst noch einen Trainerposten hier in Hamburg hatte, hat er mir schon Tipps gegeben, wir haben viel über Inhalte und Trainingsübungen gesprochen, die wir ausprobiert haben. Ich habe mir Anregungen geholt. Er hat nachgefragt, wie manches, was er in drei Einheiten in einer Woche gemacht hat, bei mir in der einen oder zwei Trainingseinheiten, die man im Amateurfußball in den unteren Klassen hat, geklappt hat.“ Natürlich aber kommen auch private Momente in den Gesprächen nicht zu kurz.
„Es macht einen natürlich schon stolz, wenn man einen Bruder hat, der Ersligatrainer ist. Das ist etwas Besonderes, weil das nicht jeder hat“, befindet Guido Stendel, weiß aber auch um die Schattendasein im Trainerjob seines Bruders: „Manchmal läuft es nicht so rosig. Das ist jetzt nicht nur unbedingt auf Deutschland bezogen, sondern aufs gesamte Trainerdasein. Das ist ein hartes Geschäft, die Haltwertszeit der Trainer im Fußball wird immer kürzer.“ Umso mehr, so Guido Stendel, „freue ich mich natürlich, wenn Daniel Erfolg hat. Das gönne ich ihm. Da entsteht absolut kein Neid, dass er so eine Karriere als Trainer hingelegt hat, während ich als Coach im Hamburger Amateurfußball gearbeitet habe.“ Ganz im Gegenteil: „Als Daniel noch in Barnsley war, habe ich die Möglichkeit genutzt, mir fürs TV einen so genannten League Pass besorgt – da kannst du Spiele bis runter zur Dritten Liga live gucken. Wenn Daniel jetzt in Schottland an der Linie steht, sitze ich vorm Fernseher und schaue zu – und später reden wir natürlich auch über die Spiele“, erzählt Guido Stendel.
Als Aktiver: Guido besiegt Daniel im Pokal – „Da kann er sich heute noch Sprüche anhören“
Als Aktiver besiegte Guido Stendel mit Vicky einst im Pokal Daniel (re.) und den FC St. Pauli. Foto: privat
Persönliche Treffen gibt’s fraglos auch – wenn es die Zeit denn zulässt. Und wenn die Corona-Krise dem Ganzen keinen Strich durch die Rechnung macht. „Wir wollten uns eigentlich jetzt beim Trainerkongress des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer in Dortmund treffen“, berichtet Guido Stendel, der übrigens zeitgleich mit seinem Bruder schon einmal im Nachwuchs eines Proficlubs tätig war – allerdings arbeiteten beide bei verschiedenen Vereinen. „Daniel war damals Trainer der A-Jugend bei Hannover 96, ich war unter Daniel Domingo Co-Trainer bei der B-Jugend des FC St. Pauli“, blickt er zurück und verrät, dass die Brüder sogar insgeheim schon mal über ein Trainer-Duo Stendel/Stendel nachgedacht haben: „Wenn Daniel nach Hannover nochmal etwas in Deutschland gemacht hätte, was in der Nähe von Hamburg gewesen wäre, dann hätten wir uns da schon was vorstellen können“, sagt er, schränkt jetzt aber auch gleichzeitig ein: „Ich bin selbst im Beruf so involviert, dass das erstmal wohl kein Thema mehr ist.“