Oberliga

„Vorfreude und Motivation sind grenzenlos“

Dassendorfs Neu-Coach Jean-Pierre Richter bezieht Stellung

19. Februar 2019, 17:15 Uhr

„Ich werde mit Besessenheit und Akribie alles daran setzen, den Ansprüchen gerecht zu werden“, erklärt TuS-Trainer Jean-Pierre Richter. Foto: Bode

Seit dem vorvergangenen Montag ist Jean-Pierre Richter Trainer der TuS Dassendorf. Ein halbes Jahr früher als geplant trat der 31-Jährige, der erst ab dem 1. Juli 2019 als neuer Coach am Wendelweg vorgesehen war, die Nachfolge von Elard Ostermann an, von dem sich der Verein mit sofortiger Wirkung trennte. Zwei Mal saß „JPR“ seitdem als verantwortlicher Übungsleiter auf der Bank des Hamburger Abonnement-Meisters: Am vergangenen Freitag beim 2:0 gegen den Oststeinbeker SV und gestern beim 3:2-Erfolg gegen Hamm United. Wir sprachen mit Richter über...

... seinen neuen Posten: Es ist immer noch überraschend. Das war so schnell nicht abzusehen. Im Grunde war meine Situation die, dass ich nach meinem Urlaub im Austausch und in Gesprächen für die neue Saison mit Jan (Schönteich, Dassendorfs Sportchef, Anm. d. Red.) und einigen Spielern stand. Von meiner Seite hatte ich bislang nicht viel eingebracht, es ging eigentlich eher um Perspektivplanung für die neue Spielzeit. Ich war total überrascht, dass nach der Niederlage gegen Altona so schnell etwas passiert.

„Jetzt muss ich sofort funktionieren und das Team mit mir“

Der Coach und sein Abwehrmann: Jean-Pierre Richter (re.) gibt Amando Aust Anweisungen. Foto: Bode

... die ersten Tage im Amt: Ich habe jetzt natürlich keine Vorbereitung, um die Jungs schnell kennenzulernen. Deswegen habe ich gesagt: Wir müssen die Eingewöhnungszeit kurz halten. Ich fühle mich gut aufgenommen. Die Jungs machen sportlich wie menschlich einen mega Eindruck. Sie sind hilfsbereit dabei, mir schnell eine Bindung ans Team zu geben. Im Verein wurde ich gut aufgenommen. Es muss alles relativ schnell von heute auf morgen sitzen. Ich habe eine gewisse Erwartungshaltung, einen gewissen Anspruch und erwarte auch das eine oder andere. Ich wusste nicht, auf welchem Stand das Team gerade ist. Wir müssen das mit der Kennenlern-, Eingewöhnungs- und Findungsphase parallel schnell schaffen. Im ersten Moment war ich vom schnellen Amtsantritt so überrascht, dass ich gar nicht wusste, wie ich das mache. Ich hatte zuletzt donnerstags immer Tennistraining, wollte im Fußball bei meinem Heimatverein TuS Finkenwerder mittrainieren und mal ein paar Abende mit meiner Freundin auf der Couch sitzen. Hätte mich einer ein paar Tage vorher gefragt, hätte ich gesagt: Das kann ich gerne bis Sommer so weitermachen. Jetzt muss ich sofort funktionieren und das Team mit mir.

... das „Spezielle“ an der TuS Dassendorf: Ich glaube, die Menschen, die diesen Verein so leben, machen ihn so besonders. Sie bringen den Stolz und die Werte nicht nur rüber, sondern leben sie vor. Mir gefällt die Herzlichkeit. Letztlich ist es so, dass ich meine Teams in den letzten Jahren immer aufbauen, formen und entwickeln konnte. Ich bin mit einem gewissen Profil von Dassendorf geholt worden. Es ist ja auch kein Geheimnis, dass im Jahr davor schon Interesse bestand. Jetzt ist es so, dass die Voraussetzungen da waren und ich frei war. Ich hätte nicht damit gerechnet, hier schon im Februar Trainer zu sein. Wir müssen nach vorne schauen. Der Kader steht, wir werden nichts mehr ändern. Die Jungs, die da sind, sind bestens geeignet, die Vorgaben des Vereins zu erreichen.        

„Druck ist überall da, den brauche und will ich auch“

„Ich glaube, für die Jungs hat sich durch meine Person die Zielvorgabe nicht viel verändert“, befindet Jean-Pierre Richter. Foto: Bode

... den Druck, in dieser Saison Titel holen zu müsen: Der wäre auch im Sommer da. Ich habe mir Dassendorf ausgesucht und es gibt Gründe, warum Dassendorf mich verpflichtet hat. Ich glaube schon, dass das passen wird. Da wir keine Vorlaufzeit zur Eingewöhnung und Abstimmung haben, ist es so eine Art Crash-Kurs. Die Ziele für den Verein und das Team sind die gleichen wie vor der Saison. Ich glaube, für die Jungs hat sich durch meine Person die Zielvorgabe nicht viel verändert. Klar bringe ich als neuer Trainer eine andere Art, Merkmale und Ideen mit. Ich freue mich darauf. Die Vorfreude und die Motivation sind grenzenlos. Bei meinen vergangenen Vereinen wollte ich auch immer alles gewinnen, so ehrgeizig bin ich dann auch. Die Interessen der TuS decken sich mit meinen. Druck ist überall da, den brauche und will ich auch. Daran will ich mich messen lassen, dafür wurde ich geholt. Dassendorf ist mein neuer Verein – das will ich leben. Ich werde mit Besessenheit und Akribie alles daran setzen, den Ansprüchen gerecht zu werden. Das bedeutet, dass wir in beiden Wettbewerben am Ende erfolgreich sind

... seine Ziele mit einer „fertigen“, nicht von ihm zusammengestellten Mannschaft: Hier ist es etwas anderes als beim SC Victoria oder vorher beim FC Süderelbe, weil der Verein von der personellen Struktur und dem, was da ist, sicher keinen so großen Umbruch zu erwarten hat. Kurzfristig ist das Ziel, dass wir uns den Rest der Woche so vorbereiten, dass wir am Sonntag im Heimspiel gegen Süderelbe gewinnen. Mittelfristig wollen wir in den nächsten Wochen und Monaten die Spielidee, Stärken und Schwächen so bearbeiten, dass wir zum Ende der Saison das Maximale erreichen können. Das Gute ist: Im Moment sehen wir, woran wir arbeiten müssen. Die Jungs sind wissbegierig und hören zu. Dadurch pushen sie mich. Ich will sie auch pushen. Langfristig wollen wir die nächste Saison vom ersten bis zum letzten Spieltag mit unseren Zielen, die wir auch dann wieder haben werden, genauso erfolgreich bestreiten.  


Jan Knötzsch/Dennis Kormanjos