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„Vor 24 Monaten von allen belächelt“ - nun am Ziel angekommen: Hamm-Durchmarsch perfekt!

„Geächteten“ steigen in die Oberliga auf - „Mein Buch würde genau so ausschauen“

26. Mai 2019, 21:38 Uhr

Sie haben es geschafft: Hamm United feiert den Durchmarsch aus der Bezirks- in die Oberliga. Foto: Kormanjos

„Vor 24 Monaten haben sie uns alle belächelt“, erinnerte sich Jassi Huremovic noch ganz genau an den „schwersten Moment in meinem Sportlerleben, als wir in die Bezirksliga abgestiegen sind und sehen mussten, wie viele Spieler uns verlassen“, blickte der Manager des Hamm United FC auf den Tiefpunkt der „Geächteten“ zurück. Ein Augenblick, der sowohl Huremovic als auch Präsident Jörn Heinemann lange grübeln ließ, wie und ob es für sie beim etwas anderen Club überhaupt weitergeht. Doch schnell raffte man sich wieder auf – und ist nun am Ziel der Träume angekommen: In der Oberliga! „Wir sind den Weg als Freunde, aber auch als Verein zusammen gegangen“, strahle Huremovic.

Feucht-fröhlich: Routinier Stephan Rahn (li.) verpasst Präsident Jörn Heinemann eine Sektdusche. Foto: Kormanjos

„Uns haben sie alle abgeschrieben“, so Heinemann. „Wir sind abgestiegen, dank Torsten Bettin aber gleich wieder aufgestiegen. Jetzt sind wir dank Sidnei Marschall in der Oberliga. Ich bin einfach nur glücklich. Es ist unglaublich, dass wir das geschafft haben. Aber Qualität setzt sich eben durch“, erzählte der Hamm-Präsident mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Während Huremovic „den Fans und Spielern, die das mit uns zusammen durchgemacht und durchgezogen haben, einen riesengroßen Dank“ aussprach. Allerdings gestand er in der Sekunde des größten sportlichen Erfolges auch, dass er es „noch gar nicht so richtig realisieren“ könne. Aber es ist Fakt: Hamm United greift in der kommenden Saison in der höchsten Hamburger Spielklasse nach den Sternen! Der 5:2-Sieg im abschließenden Saisonspiel gegen den Düneberger SV – mit Raffael Kamalow (13.), Yannick Schlichting (16.), Ronn Asante (FE, 33.), Sören Seifert (56.) und Christian Ayim (71.) trugen sich fünf verschiedene Schützen ins „Scoreboard“ ein, während Lucas Gottschalg (8.) und Dennis Utecht (69.) für die Gäste (Tornieporth: „Ich glaube, es war ein Spitzenspiel auf allerhöchstem Niveau. Im Ernst: Es war ein lauer Sommerkick. Jegliche Anspannung hat bei beiden Mannschaften gefehlt – das ist aber auch vollkommen okay. Es war für uns im Jahr 2019 ein enormer Abnutzungskampf“) trafen – war da eher nebensächlich. Vielmehr richteten sich alle Blicke nach Altona.

„Kameradschaft kann Berge versetzen und steht über der Qualität“

Das Erfolgstrio: Präsident Jörn Heinemann (li.), Manager Jassi Huremovic (re.) und Aufstiegscoach Sidnei Marschall. Foto: Kormanjos

Als schließlich die erlösende Nachricht vom 1:1-Endstand zwischen dem AFC und dem Heider SV bei Huremovic am Telefon einging, kannte der Jubel im Hammer Park keine Grenzen mehr. „Auch wenn man sagt, Durchschnitt ist ‚Bullshit‘, sind wir statistisch gesehen alle zwei Jahre aufgestiegen“, witzelte er – und fügte mit einem Schmunzeln an: „Es gibt noch einen schönen Spruch, der mich und den ‚Präsi‘ das ganze Leben über begleitet: Es liegt nicht an der Badehose, wenn du nicht schwimmen kannst.“ Das HUFC-Erfolgsrezept? „Als wir in die Bezirksliga abgestiegen sind, hatten wir viel Qualität, waren aber keine Mannschaft. Jetzt haben wir eine mega Kameradschaft. Und es bestätigt sich immer wieder, dass die Kameradschaft wirklich Berge versetzen und über der Qualität stehen kann. Das ist einfach hier passiert.“

Berge versetzt hat auch Sidnei Marschall mit dem Hansa-Zweiten, dem eine Relegation mit Hin- und Rückspiel gegen den Hammonia-Vize USC Paloma erspart blieb, weil Altona den Aufstieg in die Regionalliga geschafft und damit einen zusätzlichen Oberliga-Startplatz freigemacht hat. Doch zurück zum „Erfolgsmacher“ – über den Huremovic im Anschluss an die Party sehr offene und ehrliche Worte verlor: „Ich muss eine Sache zu Sidnei sagen: Ich bin wahrlich kein Schleimer oder so, aber ich war nicht unbedingt ein Freund davon, als Jörn mir gesagt hat, dass Sidnei bei uns Trainer wird – weil er ja auch bei uns gespielt hat. Aber was er bei uns ganz alleine, ohne Co-Trainer, gemacht hat, da muss man einfach nur den Hut vor ziehen! So etwas kannst du nur leisten, wenn du ein junger Trainer bist und Bock auf mehr hast. Und ich drücke ihm ganz ehrlich die Daumen, dass das der Anfang einer guten Trainer-Laufbahn ist.“

„Wenn ich ein Buch geschrieben hätte, würde es genau so ausschauen“

Mannschaft und Offizielle feierten mit den Anhängern. Foto: Kormanjos

Als Marschall an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrte und im vergangenen Sommer das Traineramt von Aufstiegscoach Torsten Bettin, der einer der ersten Aufstiegs-Gratulanten war, übernahm, „habe ich schon gesagt, dass es mir so ein bisschen wie im Märchen vorkommt. Der langjährige Bramfelder und Harksheider Spielgestalter brachte gleich 17 neue Spieler mit. „Wir wussten, dass wir eine gute Mannschaft sind. Aber am Anfang hat keiner, auch nicht wir, damit gerechnet“, gestand Marschall. „Im Endeffekt war es eine super Saison, auch wenn wir es nochmal spannend gemacht haben. Aber ob wir es nun als Meister oder als Zweiter geschafft haben, das ist relativ egal. Der Verein wollte schon so lange da hin und hat es immer wieder versucht – allerdings hat es nie geklappt. Jetzt sind wir da!“ Und weiter: „Wenn ich ein Buch geschrieben hätte, würde es genau so ausschauen.“ Dabei dauerte es seine Zeit, bis der heute 39-Jährige seine neue Rolle für sich selbst akzeptieren konnte: „Als ich bei TuRa mit dem Fußballspielen aufgehört habe, brach für mich die Welt zusammen. Denn Fußball ist für mich alles. Dass ich jetzt so schnell einen Verein gefunden habe, der mir das Vertrauen geschenkt hat, freut mich ungemein. Auch wenn der Übergang vom Trainer zum Spieler anfangs schwer schwer, fehlt mir das Fußballspielen fast gar nicht mehr, weil ich andere Aufgaben übernommen habe. Der Aufstieg ist jetzt wirklich das Pünktchen auf dem i. Wir nehmen es an und gucken, was wir in der nächsten Saison fabrizieren. Aber besser geht‘s nicht. Es war natürlich nicht einfach, aber wir sind jetzt glücklich und genießen es heute.“ 

„Bei aller Euphorie muss man realistisch bleiben“

Collage: Küch

Das machten sie in der Tat und ließen Bierdusche auf Bierdusche folgen und feierten mit den treuen Anhängern den Durchmarsch ins Oberhaus. Auch Huremovic blieb nicht verschont. Im Gegenteil. Der Manager, der seit zwölf Jahren dabei ist, war zusammen mit Präsident Jörn Heinemann das meistgesuchte und anvisierte (Dusch-)Objekt. Dies hinderte ihn jedoch nicht daran, die zahlreichen Glückwünsche entgegenzunehmen - so auch von AFC-Coach Berkan Algan, der unmittelbar nach dem eigenen Coup telefonisch gratulierte. Sportlich gesehen will Hamm nun in der Oberliga für Furore sorgen. Wenngleich Huremovic betont: „Irgendwo sind wir natürlich Struktur-schwach, aber nichtsdestotrotz ist es auch eine Herausforderung, die wir einfach stemmen müssen. Wie haben viele Menschen, die dem Verein wohl-gesonnen sind und uns dabei unterstützen werden. Es ist eine mega Aufgabe und man muss bei aller Euphorie, die man jetzt hat, sehen, dass wir realistisch betrachtet ein Team zusammenbauen können, das die Chance hat, die Liga zu halten.“ Allein darum wird es den „Geächteten“ gehen…

Autor: Dennis Kormanjos

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