Von der AJK an die Sander Tannen: Dogan will Bergedorf zur „Sensation“ führen

Nach neuem Trainerduo: Erster namhafter Zugang für die „Elstern“

18. Dezember 2017, 15:32 Uhr

Ulas Dogan (li.) verlässt den AFC im Winter und will dem FC Bergedorf 85 zum Landesliga-Klassenerhalt führen. Foto: Damm

„Es waren einige krasse Highlights dabei“, blickt Ulas Dogan gerne auf das vergangene Halbjahr, das auch einige Hindernisse und Rückschläge bereithielt, zurück. Zunächst war da der Aufstieg mit dem SC V/W Billstedt in die Oberliga. Ein Triumph der mannschaftlichen Geschlossenheit – auch von dem vorzeitig bekanntgewordenen Abgang der Erfolgstrainer Kreutzer/Acar ließ man sich nicht beirren. Dass die Erfolgstruppe ebenso wenig beisammen bleiben würde, machte den Spielern offenbar auch nichts aus. Bis zum Schluss gaben sie alles für den Verein und krönten ihre Leistung mit dem Sprung in Hamburgs Fußball-Beletage.

Für Ulas Dogan, einer der Garanten für den Wacker-Triumph, führte die Reise schließlich zu Regionalliga-Aufsteiger Altona 93. „Aufgrund einer langwierigen Krankheit – ich hatte einen schweren Virus – habe ich die ganze Vorbereitung verpasst“, erklärt er uns. Langsam musste er sich wieder heranarbeiten und in dieser Zeit vor allem die Geduld bewahren. Am 24. September stand er in der Liga beim 1:0-Auswärtssieg bei Germania Egestorf/Langreder erstmals im Kader, absolvierte in den Wochen darauf fünf Einsätze – unter anderem gegen die Nachwuchsteams des HSV, FC St. Pauli und VfL Wolfsburg – und gehörte bis zur Winterpause stets zum Aufgebot des Traditionsclubs. Insbesondere gegen den Branchenprimus vom HSV II deutete er seine ganze Klasse an, spielte eine starke erste Halbzeit und hätte den krassen „Underdog“ beinahe in Führung geschossen.

West Ham und Huddersfield - „Absolute Highlights, die man nicht vergisst“

Ulas Dogan (li.) nach dem Freundschaftsspiel gegen West Ham mit Ex-Werder-Profi Marko Arnautovic. Foto: privat

„Es war eine super Erfahrung. Du spielst jede Woche gegen junge Leute, die alle die Ambition haben, Profi zu werden – vor allem die Spieler aus den Bundesliga-Nachwuchs-Mannschaften. Das waren schon ganz spezielle Partien, wenn du als Beispiel nach Wolfsburg fährst, dort in einem kleinen Stadion mit sehr professionellen Bedingungen spielst – und siehst, wie dort gearbeitet wird“, so Dogan, für den vor allem auch die Heimspiele des AFC etwas ganz Besonderes waren. „Der Verein hat unglaubliche Fans! Es bringt als Spieler natürlich noch einmal mehr Spaß und pusht dich zusätzlich, wenn da 2000 Leute im Stadion sind.“ Noch voller war die Adolf-Jäger-Kampfbahn, als der AFC die Premier-League-Clubs West Ham United und Huddersfield Town zu Gast hatte. „Das sind natürlich Highlights, die man nicht vergisst“, gerät der 23-Jährige, der vor einiger Zeit bereits ein Probetraining bei 1860 München II absolvierte, regelrecht ins Schwärmen.

„Es ist an der Zeit, wieder etwas Großes aufzubauen“

Foto: Damm

Allerdings merkte er auch, dass „in der Regionalliga das ‚Geschäft‘ Fußball anfängt“, und insbesondere auch, wie groß der Aufwand mit bis zu vier oder sogar fünf Trainingseinheiten in der Woche ist. „Eigentlich wollte ich das Jahr auf jeden Fall durchziehen“, lässt er uns wissen, aber: „Ich bin selbstständig und kann diesen Aufwand nicht mehr betreiben.“ Deshalb wird der „Flügelflitzer“, dessen Familie einen Pflegedienst („Dogan Pflege“) betreibt, den AFC im Winter verlassen und beim stark abstiegsgefährdeten Hansa-Landesligisten FC Bergedorf 85 anheuern! Nicht zuletzt, weil er dort auch wieder auf Dennis Kreutzer und Gökhan Acar treffen wird. „Sie wollten mich ja schon zu Türkiye mitnehmen – das ist damals gescheitert“, verrät er uns und fügt an: „Jeder unserer Jungs hat bei seinem neuen Club gemerkt, dass es nicht mehr dasselbe ist, wie bei Vorwärts-Wacker. Das war eine unfassbare Zeit, weil wir alle untereinander befreundet und eine Familie waren. Plötzlich hatte jeder seine eigenen Probleme. Aber der Kontakt ist ja nie abgerissen. Wir haben uns gesagt, dass wir irgendwann mal wieder zusammen etwas machen.“ Auch deshalb sagte Dogan einigen Oberligisten ab und entschied sich bewusst für die „Elstern“. „Es ist an der Zeit, wieder etwas Großes aufzubauen!“

Acar: „Wir sind sehr glücklich, ‚unseren Jungen‘ wieder zu haben“

Gegen die U21 des HSV zeigte Dogan (li.) eine starke Leistung - hier gegen Kapitän Sebastian Haut. Foto: KBS-Picture

Vornehmlich gehe es ihm aber darum, „wieder regelmäßig Fußball zu spielen“, wie er sagt. „Und ich weiß, dass es bei Bergedorf unter diesen Trainern Spaß machen wird. Außerdem waren die Gespräche sehr gut.“ Zudem freue er sich immens darüber, wieder mit Vassili Raptis zusammenspielen zu können. Zu verlieren habe man eh nichts, wie Dogan meint. Denn: „Der Verein wurde ja schon vor der Saison runter geredet. Alles andere als der Abstieg wäre eine Sensation. Deshalb kann es nur gut enden. Natürlich kann ein Spieler alleine nichts machen – aber ich werde mein Bestes geben, damit wir in der Liga bleiben.“ Auch Hakan Karadiken, der seinen Cheftrainer-Posten freiwillig räumte, um wieder ausschließlich als Manager tätig zu sein, betonte stets, dass der Klassenerhalt mit einer errungenen Meisterschaft gleichzusetzen wäre. Und was sagen die Trainer zum Transfercoup? Acar: „Wir sind natürlich sehr glücklich, ‚unseren Jungen‘ wieder zu haben! Er wird die Truppe mitziehen und für die vielen ganz jungen Spieler, die wir hauptsächlich im Kader haben, eine Art Vorbildfunktion übernehmen.“

Sportchef Hakan Karadiken verrät uns derweil, dass Dogan einen ab 01.01.2018 für anderthalb Jahre gültigen Vertrag unterzeichnet. „Das passt in unsere Philosophie, etwas aufbauen zu wollen." Allerdings bremst er die Euphorie auch gleichzeitig etwas: „Es kann so viel passieren. Wenn er sich gleich im ersten Spiel verletzen sollte, ist das Ding erstmal durch. Wir sollten den Ball flachhalten und müssen weiter realistisch bleiben."

Autor: Dennis Kormanjos