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Von Ahrensburg zu TuRa – Grischke: „Die Voraussetzungen sind mehr als Landesliga-reif“

Torhüter im Interview über seine Laufbahn und den Wechsel

20. Januar 2019, 21:30 Uhr

TuRa-Neuerwerbung Peter Grischke (vo.) präsentiert - an der Seite von Harksheide-Coach Jörg Schwarzer - sein neues Trikot. Foto: Christian Küch

Er war bereits in der Jugend für den Ahrensburger TSV aktiv und kehrte nach höherklassigen Stationen beim SSC Hagen Ahrensburg, SV Eichede und SC V/W Billstedt im Januar 2017 zum ATSV zurück. Mit den Stormarnern schaffte Peter Grischke den Aufstieg in die Bezirksliga. Nun aber zieht es den 24-Jährigen im Winter eine Etage höher. Der Torhüter fliegt künftig für Hammonia-Landesligist TuRa Harksheide, wo er den scheidenden René Heide (Auslandsaufenthalt) ersetzen wird. Wir haben mit ihm über seine Anfänge, den Wechsel, die besondere Verbindung zu seinem Ex-Club, den Kampf um die „Nummer eins“ und Ziele mit den Norderstedtern gesprochen…

Es war nicht unbedingt das Turnier der „Hamburger“. Während die „zweite Garde“ des Niendorfer TSV bereits am Samstag in der Vorrunde als Fünfter von sechs Teams die Segel streichen musste, überstand TuRa Harksheide am Sonntag die erste Gruppenphase beim „Blomberg-Cup 2019“ - ausgerichtet vom TuS Hartenholm, dem ehemaligen Verein von TuRa-Coach Jörg Schwarzer - mit Mühe. Nach Siegen gegen den TSV Lentföhrden (3:0; Torschützen: Zweimal Daniel Meier und Jonah Petersen), TSV Wiemersdorf (3:2; Yassin Ghasemi, Felix Feuerlein und Meier) sowie Wiker SV (2:1; Ghasemi und Meier), einer Punkteteilung gegen den SV Schackendorf (1:1; Meier) und einer knappen Niederlage gegen den Heikendorfer SV (2:3; Joris Plöns und Leon Schulz) zogen die Norderstedter als Gruppenzweiter - auch dank der Schützenhilfe des TSV Lentföhrden, der dem favorisierten Heikendorfer SV ein 1:1 abtrotzte - in die Endrunde ein. 


Dort aber gab’s für die Schwarzer-Schützlinge allerdings nicht mehr viel zu ernten. Auch, weil die Kontrahenten ihre Vorrunde bereits am Tag zuvor absolvierten und dementsprechend deutlich frischer waren. Nach Pleiten gegen die Kaltenkirchener TS (2:4; Ghasemi und Schulz) und den ASV Dersau (3:5; Schulz, Leon Cammann und ein Eigentor) war Schluss. Daran änderte auch der abschließende 2:1-Erfolg gegen den SV Todesfelde (Schulz und Ghasemi) nichts mehr. Das Finale gewann schließlich der VfR Neumünster denkbar knapp mit 1:0 gegen Dersau. Doch am Rande des Turniers streifte erstmals ein neuer Keeper die TuRa-Trainingsklamotten über: Peter Grischke, der aus Ahrensburg an den Exerzierplatz wechselt.

Peter, gleich zu Beginn die Frage aller Fragen: Warum hast du dich für TuRa entschieden?

Beim Turnier in Hartenholm war für TuRa Harksheide nach überstandener Vor- in der Endrunde Schluss. Foto: Küch

Grischke: „Es ist eigentlich eine Geschichte, die sich über die letzten dreieinhalb Monate abgespielt hat. Wir haben im Pokal gegeneinander gespielt, sind danach in Kontakt gekommen und haben uns mal getroffen. Man muss dazu sagen, dass der ATSV immer über alles Bescheid wusste. Das war mir extrem wichtig – denn ich habe dem Verein viel zu verdanken. Hier wird eine unglaublich gute Arbeit geleistet. Man muss ‚Matze‘ Nagel (Trainer; Anm. d. Red.) und Volker Reinhard, der das ganze Sponsoring macht, unglaublich viel Anerkennung schenken. Man hat 30 super Jungs auf dem Platz, die echt viel für den Verein geben. Nachdem es mit TuRa erste lose Kennenlerngespräche gab, kam es dann auch zu einem ersten Austausch mit Jörg Schwarzer. So wurde es letzten Endes immer intensiver und die Gespräche haben dazu geführt haben, dass ich mich für einen Wechsel entschieden habe.“

Nun warst du ja auch schon mal höherklassig aktiv – unter anderem beim SV Eichede. Was hat im Januar 2017 dazu geführt, dass du – damals ja sogar noch in die Kreisliga – zu Ahrensburg gewechselt bist?

Grischke: „Das muss man ein bisschen differenzierter sehen. Ich habe bei Hagen Ahrensburg begonnen, dort A- und B-Jugend-Oberliga sowie in der Herren-Oberliga gespielt. Nach einem halben Jahr im Ausland bin ich zu Eichede gewechselt, weil mich Oliver Zapel gerne haben wollte. Danach haben alle davon geredet, dass ich dort Oberliga gespielt habe – aber ich habe kein Spiel für Eichede gemacht. Da ging es um mehrere Dinge, die gar nicht detailliert ausgeführt werden müssen.“

Wie ging es dann für dich weiter?

Grischke: „Nach einem halben Jahr war ich bei Eichede wieder weg und bin über Kontakte zu Vorwärts-Wacker gekommen. Da war von Anfang an klar, dass ich drei Monate später nach Berlin ziehen werde, da ich dort meine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann begonnen habe. Dadurch habe ich auch bei Vorwärts-Wacker in der Landesliga kein Spiel gemacht, so dass ich eigentlich ein Jahr ohne richtigen Einsatz war. Über einen Spielerberater, der in Hamburg sitzt, habe ich in Berlin relativ schnell Kontakte zu einer Oberliga-Mannschaft, der VSG Altglienicke, herstellen können. Dort habe ich dann intensiv mittrainiert, aber durch meine dortige Ausbildung kam es zu keinen Vertragsgesprächen, weil es zeitmäßig nicht gepasst hat. Nach einem Jahr in Berlin habe ich schließlich meine Ausbildung bei einem Unternehmen in Hamburg weitergemacht.“

Davon hat man dann in Ahrensburg gehört, dass du zurück bist?

Aufgrund eines Auslandsaufenthalts verlässt der vor dieser Saison von Eintracht Norderstedt gekommene René Heide (li.) den Club vom Exerzierplatz. Foto: Küch

Grischke: „Jedenfalls hat mich ‚Matze‘ Nagel kontaktiert und meinte: ‚Du bist ja Ahrensburger und hast von Vier bis 14 deine Jugend hier verbracht.‘ Er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte. Damals war der Verein noch in der Kreisliga und es war anfangs nicht ansatzweise interessant für mich. Aber wir haben uns trotzdem weiter unterhalten, ich habe mich dann auch mit Spielern des ATSV ausgetauscht – und dann habe ich durch die Kontakte zu einigen Spielern und ‚Matze‘ Nagel, der sich unglaublich um mich bemüht hat, gesagt, dass ich das halbe Jahr mitmache, um den Aufstieg zu schaffen. Das war sehr, sehr interessant, das mal kennenzulernen – denn wenn man ‚Kreisliga‘ hört, dann denkt man im ersten Moment: Oh Gott.“

War es denn wirklich so „schlimm“, wie du es dir vorgestellt hast?

Grischke: „Man muss sagen, dass es unglaublich ehrlicher Fußball ist! Man spielt auf Plätzen, die eigentlich nicht zum Fußball spielen geeignet sind. Es war eine witzige Zeit – aber auch eine, in der wir immer 25 Jungs im Kader hatten, die unbedingt aufsteigen wollten. Da gehörte auch ich dazu – aber 24 weitere Spieler, die genau so wichtig waren. Man kann und darf nicht behaupten, dass da irgendein Oberliga-erfahrener Spieler kam, der aber nur sieben Oberliga-Spiele gemacht hat, sondern da kam jemand, der die Erfahrung hat, die Abläufe in einer Oberliga zu kennen und zu wissen, wie das Niveau ist. Aber ich habe da erst gelernt, was Fußball eigentlich bedeutet! Auf was für Plätzen man spielen muss, um irgendwie die Chance zu haben, höher zu spielen. Das war wirklich eine geile Erfahrung – und ich habe den Jungs unglaublich viel zu verdanken. Sie haben mich toll aufgenommen.“

Warst du denn so etwas wie der „Chef“ der Truppe?

Grischke: „Vielleicht haben mich viele als Chef auf dem Platz angesehen, aber ich habe eigentlich viel mehr von den Jungs profitiert. Ich konnte in Szenen glänzen, die vielleicht einem anderen Spieler gebührt haben. Einige Jungs sind mir unglaublich ans Herz gewachsen. Denn da sind Leute dabei, die wissen, dass sie womöglich keine Oberliga spielen werden – aber sie sind unglaubliche Kameraden, haben eine unfassbare Leidenschaft und sind immer für das Team da. Man kann sich auch mal ‚streiten‘, aber danach wieder in den Arm nehmen. So eine Kameradschaft habe ich noch nirgendwo anders erlebt. Das zeichnet den ATSV aus – und ich werde über diesen Verein nie ein schlechtes Wort verlieren.“

Du hast eben schon selbst erzählt, dass du auch Stationen hattest, wo du mit der Rolle als „Nummer zwei“ leben musstest. Nun gehst du sicher nicht mit der Ambition zu TuRa, um dort auf der Bank zu sitzen…

Mit dem ATSV schaffte Grischke den Bezirksliga-Aufstieg. Nun fliegt er für TuRa. Foto: timelash.de

Grischke: „Ich war noch nie mit der Rolle als Nummer zwei zufrieden und werde es auch nie sein. Ich glaube auch nicht, dass man mich geholt hat, um die Nummer zwei zu werden. Jörg und ich sind uns schon vor einigen Jahren sehr flüchtig begegnet. Ich wurde bereits mit 17 Jahren für die Herren-Oberliga frei geholt und habe für Hagen Ahrensburg ein paar Spiele gemacht – unter anderem gegen Hartenholm. Damals war Jörg dort Trainer und es war ganz witzig, als wir vor kurzem das erste Gespräch geführt haben und ich nur zu ihm meinte: ‚Ich kenne dich doch irgendwoher. ‘ Er hat mir dann erzählt, dass er mal in einem Interview gesagt hat, dass er mich für einen überragenden Keeper hält. Das ist ganz lustig, weil das inzwischen sieben Jahre her ist.“

Und nun kommt es zu einer Zusammenarbeit…

Grischke: „Genau – und so kam es auch dazu, dass ich mir gesagt habe: ‚Ich gehe doch nicht zu TuRa, um zu sagen, jetzt spiele ich Landesliga und möchte hier aber die Nummer zwei sein. ‘ Ich gehe im Januar mit dem klaren Ziel in die Vorbereitung, die Nummer eins zu werden, weiß aber auch, dass ich mit Abou einen starken Konkurrenten habe. Und ich glaube auch, dass wir auf dem Feld Freunde werden, uns gegenseitig unterstützen – egal in welche Richtung das läuft –, und hoffe, dass wir über den Sommer hinaus ein gutes Torwart-Duo bilden. Es ist unglaublich wichtig, dass man sich gegenseitig unterstützt. Denn man kann keinen fairen Konkurrenzkampf führen, ohne sich gerne zu mögen. Dann hoffe und denke ich, dass wir dem Verein zusammen helfen können, die Ziele zu erreichen, die wir alle haben.“

Dann sag uns abschließend noch: Wie sieht denn dein ganz persönliches Ziel mit dem Verein aus?

Grischke: „Ich bin auf das Vereinsgelände gekommen und habe sofort gesagt: ‚Das ist doch kein Landesliga-Club. ‘ Die Voraussetzungen, die hier gegeben sind, die sind mehr als Landesliga-reif. Natürlich möchte auch ich wieder Oberliga-Fußball spielen – und gehe auch davon aus, dass meine Qualität dafür reicht. Ich bin auch der Meinung, dass die Jungs, die da spielen, in den nächsten Jahren auf jeden Fall die Qualität haben, Oberliga zu spielen. Ich habe zwar noch nicht so viele Spiele verfolgt, aber wenn es rein ums Fußballerische geht, dann spielt man in der nächsten Saison unter den Top Fünf mit. Man muss aber auch sehen, dass die Mannschaft noch sehr jung ist und lernen muss, zu gewinnen. Das ist eine Sache, wofür ich mich dann auch verantwortlich fühle, dass wir das machen und auch die Mentalität dafür schaffen, das hinzubekommen. Dann gehe ich rein fußballerisch guten Gewissens an die Sache ran – und bin mir sicher, dass wir es auf Dauer auch schaffen werden.“

Autor: Dennis Kormanjos