Landesliga Hammonia

Vier gewinnt – aber Kocadal weiß: „Es geht schnell, von Eins auf Zwei zu fallen“

Lila-Weiße siegen gegen SC Sternschanze, der vom Elfmeterpunkt Ehrentor vergibt

22. September 2019, 21:11 Uhr

Jubel nach dem Schlusspfiff: Die HEBC-Spieler feiern ihren 4:0-Erfolg gegen den SC Sternschanze. Foto: Knötzsch

An seinem freien Sonntag kann man sich schon mal ein Fußballspiel gönnen. Vor allem, wenn das Wetter mitspielt – und man dann auch noch einen der beiden Trainer bestens kennt. Und so stand Amando Aust, sonst Abwehrspieler beim Oberligisten TuS Dassendorf, beim Landesliga Hammonia-Spiel zwischen dem HEBC und dem SC Sternschanze (Hier gibt’s die Highlights im Live-Ticker), unter den Zuschauern am Reinmüller. Kaum hatte Referee Jonathan Spindler (TSV Glinde) das Spiel abgepfiffen, da eilte Aust an die Seitenlinie. Direkt zu Özden Kocadal, dem HEBC-Coach. Beide kennen sich vom Trainer-Lehrgang zur Erlangung der B-Lizenz – und hatten im Anschluss an die Partie erst einmal ein bisschen was zu besprechen.

„Wir wollen gleich noch weiter. Zum Spiel von Teutonia gegen Cordi. Bei Teutonia spielt mit Dino Fazlic noch einer von den Jungs, der mit uns den Lehrgang gemacht hat“, verriet Kocadal und erklärte nach dem Erfolg seiner Schützlinge das, was er zuvor wohl auch Aust nahe gebracht und schon im Kreis seiner Mannschaft gesagt hatte: Es war ein starker Auftritt der Lila-Weißen, die sich in der Tabelle wieder an Kontrahent TuRa Harksheide vorbeischoben. Die Mannschaft von Coach Jörg Schwarzer hatte im Kräftemessen um den Platz an der Sonne in der Landesliga Hammonia am Freitag mit einem 3:1 gegen den Niendorfer TSV vorgelegt. „Jungs, das war geil“, hatte Kocadal seinen Kickern im Teamkreis mitgegeben und erklärte anschließend im Pressegespräch: „Wenn ich jetzt etwas kritisieren würde, dann wäre das wieder Meckern auf einem hohen Niveau...“

Kocadal: „Irgendwann werden auch wir patzen“

Wechsel: Fabian Lemke (Zweiter v. li.) machte beim HEBC nach 67 Minuten Platz für Kostas Kordistos. Foto: Knötzsch

Und dennoch gab es ein paar Sachen, die „Özi“ nicht so ganz gefallen hatten. „An der ersten Halbzeit regt mich auf, dass wir so viele Chancen liegengelassen haben. In der zweiten Halbzeit regt mich auf, dass wir am Ende teilweise fahrig werden und Situationen für den Gegner zulassen. Der Kopfball im Strafraum vorm Elfmeter (den Nils Sörensen nach 72 Minuten vergab, weil er an HEBC-Keeper Moritz Junge scheiterte, Anm. d. Red.) ist völlig unnötig. Auch das war nichts Herausgespieltes von Schanze, sondern weil wir ihnen die Situation auf dem silbernen Tablett servieren“, sagte Kocadal. Ärgernis Nummer drei: Das verletzungsbedingte Ausscheiden von Lionel von Zitzewitz, der sich im Gesicht verletzte, nachdem Sternschanzes Tim Miko Hallenga ihn dort getroffen hatte. „Das regt mich auf. Wie gering ist die Chance, das beim Seitfallzieher da etwas Zählbares rumkommt? Das war sicher keine Absicht, aber es ist sehr unglücklich. Lionel fährt jetzt ins Krankenhaus. Ich hoffe, dass nicht Schlimmes passiert ist“, so Kocadal, der aber kurze Zeit später Entwarnung erhielt: Am Nachmittag posierten Sternschanze- und HEBC-Spieler gemeinsam zu einem privaten Foto – mit dem sichtlich gezeichneten von Zitzewitz (Gehirnerschütterung und Schädelprellung)

Sandhop: „Wir hätten es körperlicher angehen müssen, um eine Chance zu haben“

Baby-Boom beim HEBC abseits des Kunstrasens am Reinmüller. Foto: privat

„Für uns war der HEBC eine Nummer zu groß. Vor allem, wenn wir so spielen, wie wir gespielt haben“, befand derweil Mattes Sandhop. „Eigentlich macht das Körperliche immer unser Spiel aus. Aber das war über weite Strecken der ersten Halbzeit eben nicht da. Der HEBC steht auch zurecht dort oben in der Tabelle. Bei uns muss zum Spielerischen, das uns gefehlt hat, auch noch die Mentalität kommen.“ Immerhin: Im zweiten Durchgang – der HEBC schaltete dort phasenweise einen zurück, ließ Sternschanze kommen und wollte den Kontrahenten gezielt auskontern – hatten die Gäste auch „die eine oder andere Situation vorm Tor“, wie Sandhop treffend zusammenfasste. „So gesehen war es zu wenig, was sie nach dem 4:0 gemacht haben. Aber der Sieg für den HEBC ist total verdient – auch in der Höhe“, konstatierte der Übungsleiter der Gäste. „Wir hätten es körperlicher angehen müssen, um eine Chance zu haben. Es war in den vergangenen Jahren immer so, dass uns die Spiele gegen den HEBC viele Körner gekostet haben und bitter waren. Zumindest, was die Körner angeht, war das diesmal nicht so“, schloss Sandhop sein Fazit nach den 90 Minuten am Reinmüller.

Gehirnerschütterung und Schädelprellung bei von Zitzewitz

Gegner auf dem Platz, aber anschließend ein nettes Zusammensein: HEBC- und Schanze-Spieler auf einem Bild – unter anderem der verletzte Lionel von Zitzewitz (hi., Sechster v. li.). Foto: privat

Die übrigens verfolgten HEBC-Manager „Speedy“ Vamvakids und der etatmäßige Innenverteidiger Chris Flick draußen am Rand in ganz besonderer Rolle und Gesellschaft: Beide trugen ihren Nachwuchs, der jeweils kürzlich das Licht der Welt erblickt hatte. Allein mit diesem Glück sind Vamvakidis und Flick nicht. „Das ist der heranwachsende HEBC-Nachwuchs des Jahrgangs 2019. Insgesamt neun Kabinen-Babys. Mit Baby-Power die Serie ausbauen“, kommentierte Ole Natusch, der im zweiten Durchgang eingewechselt wurde, nach dem Match ein an die FussiFreunde geschicktes Foto, das Flick, Vamvakidis und Spielerfrauen beziehungsweise -freundinnen mit den kleinen Erdenbürgern abseits des Platzes zeigt. Die „Neun“ also liegt den Eimsbüttelern besonders, denn: Es gibt derzeit nicht nur neun Mal Nachwuchs, sondern auch neun Siege aus neun Spielen in der laufenden Saison. Kann also im Kampf um den Aufstieg kein anderes Team dem HEBC zeigen, wo es langgeht oder ihm das Wasser reichen? „Das würde ich so nicht sagen. Es gibt viele sehr gute Mannschaften. Natürlich trügt der schein mit neun von neun Siegen jetzt auch. Harksheide hat aber auch nur ein Mal unentschieden gespielt – und beim ETV Muss man auch erstmal einen Punkt holen. Wir machen unsere hausaufgaben. Irgendwann werden auch wir patzen. Es geht schnell, von Eins auf Zwei zu fallen – das sind nur zwei Punkte“, resümierte Kocadal. 

Jan Knötzsch