Landesliga 01

Viel „Daddeldu“, wenig Fußball – aber: NTSV-U23 zieht der Konkurrenz gegen starke Teslaner davon!

06. März 2022, 18:26 Uhr

Sercan Eray Er (li.) brachte die Niendorfer U23 früh in Führung. Foto: Kormanjos

Auf die Frage, ob man von einem glücklichen Sieg sprechen könne, erwiderte Jan Ramelow kurz und schmerzlos: "Ja", ehe er erklärend ausführte: "Weil wir am Ende nicht so Fußball gespielt haben, wie wir wollten. Dadurch war das Spiel viel zu wild und viel zu hektisch", sprach er auf die Konstellation und Ausgangslage im Vorfeld an. Denn: Der unangefochtene Spitzenreiter vom Niendorfer TSV II hatte den Tabellenvorletzten vom FK Nikola Tesla am Sachsenweg zu Gast. Ein Selbstläufer? Mitnichten! "Wenn wir die Spiele nicht so glücklich gewinnen wollen, müssen wir einfach besser Fußball spielen", bilanzierte der Coach der Niendorfer U23.

Der Tabellenvorletzte machte sich vor dem Spiel im Mannschaftskreis nochmal heiß. Foto: Kormanjos

Es dauerte keine acht Zeigerumdrehungen, bis der Primus das erste Ausrufezeichen setzen konnte: Zwar misslang Evailton Fernandes nach einem herrlichen Steckpass von Edmund Baafi aus der Kette die Ballannahme, aber der Winter-Rückkehrer aus Meiendorf blieb an der Kugel und bediente Simon Flandrin. Dieser wurde rechts im Strafraum von Mustafa Erdinc Asar gelegt. Den folgenden Strafstoß verwandelte Sercan Eray Er sicher zur Führung (8.). Doch in der Folge machten sich die "Sachsenwegler" das Leben selbst schwer. Ein überaus motivierter und engagierter Gegner hielt gut dagegen - und kam in der 38. Spielminute einmal entscheidend durch.

"Männer, Überzeugung! Das ist alles daddeldu!"

Nachdem Flandrin die Riesenchance auf das 2:0 liegen ließ und freistehend an Maxim Ceban scheiterte (32.), schloss Rashid Amoako eine blitzschnelle Stafette über Dusan Aksentijevic und Stephan Adjouman nach einem Geschenk der Hausherren trocken ab. Allerdings stand der Schütze beim Treffer im Abseits. Dennoch nutzte NTSV II-Coach Jan Ramelow den Moment, um seinem Unmut lautstark Luft zu machen. Schon zuvor merkte er an der Seitenlinie an: "Männer, Überzeugung! Das ist alles daddeldu!" Den Pausenpfiff quittierte Ramelow, der die Geschicke zusammen mit Sebastian Loether leitet, mit einem gequälten Stöhnen. Zufrieden konnte er nicht sein - trotz der Führung.

Tesla drängt auf Ausgleich

Eindringliche Worte in der Pause verpuffen jedoch. Die U23 des NTSV fand nach Wiederanpfiff noch weniger Zugriff, wirkte fahrig und schläfrig. Stattdessen fasste der Tabellenvorletzte immer mehr Mut, Zutrauen und merkte, dass was drin ist. Kapitän Dusan Aksentijevic ackerte und verteilte die Bälle, Stephan Adjouman entwickelte immer wieder Gefahr bei schnellen Gegenstößen. Nur Top-Torjäger und Winter-Zugang Ezequiel Bautista Barbera hing in der Luft. Die größte Chance auf den Ausgleich hatte Adjouman nach starker Aksentijevic-Flanke. Das Außennetz verhinderte den Einschlag (81.). Aber: Tesla war dem Ausgleich deutlich näher, als Niendorf dem zweiten Treffer.

Amorim erhöht, Adjouman sorgt wieder für Spannung

Das Niendorfer Trainerduo: Jan Ramelow (li.) und Sebastian Loether. Foto: Kormanjos

Doch wie es im Fußball so oft der Fall ist: Marco Schroeder sah den eingewechselten Michel Amorin am Strafraum lauern. Dieser streichelte das Spielgerät mit dem ersten Kontakt und mit der rechten Innenseite aus 17 Metern in den linken Knick (84.). Die Entscheidung! Oder etwa doch nicht? Joker Jalil Heitkämper nagelte eine Brustablage von Ansmane Camara unter die Latte (86.). Wieder zählte das Tor nicht, erneut war die Fahne des Assistenten oben. Sehr zum Unmut der Gäste! Trotz dessen steckte Nikola Tesla nicht auf, kam tatsächlich noch zum Anschluss, als Adjouman nach einem 28-Meter-Lattenkracher von Aksentijevic den zweiten Ball im Niendorfer Kasten unterbrachte (88.)! Zu mehr reichte es im Endeffekt aber nicht mehr.

"Auf dieser Leistung können wir aufbauen"

"Wir haben uns vor dem Spiel vorgenommen, alles zu geben und nach Möglichkeit auch Punkte zu holen. Wir haben von Anfang an auf Sieg gespielt. Leider haben wir in den ersten zehn, 15 Minuten ein paar kleine Unsicherheiten gezeigt und unnötigerweise einen Elfmeter produziert, uns dann aber zurück ins Spiel gearbeitet. Nach meinem Dafürhalten hätten wir mindestens einen Punkt verdient gehabt", befand Tesla-Pressesprecher Radislav Sekulic, der nach dem Spiel für Neucoach Hesham Hassan das Wort ergriff. "Ärgerlich, dass zweimal auf Abseits entschieden wurde. Ich selbst habe es nicht gesehen, aber von Außenstehenden wurde klar gesagt, dass zumindest die erste Szene kein Abseits war. Aber wir müssen weitermachen. Auf dieser Leistung können wir aufbauen", bilanzierte Sekulic - und konstatierte: "Wir brauchen uns vor keinem Gegner zu verstecken. Was heute nicht geklappt hat, wird dann hoffentlich im nächsten Spiel klappen."

"Das war nicht im Ansatz das, was wir uns vorstellen und was wir können"

Stephan Adjouman (li.) stellte Niendorfs Linksverteidiger Sercan Eray Er einige Male vor Schwierigkeiten. Foto: Kormanjos

Währenddessen gab Ramelow zu Protokoll: "Über allem steht: 2:1 gewonnen. Das ist schön, darüber freuen wir uns. TuRa Harksheide hat am Freitagabend die Hausaufgaben gemacht. Wir wollten heute nachlegen und wieder wegziehen. Das haben wir geschafft. Nichtsdestotrotz war natürlich die Art und Weise, wie wir heute Fußball gespielt haben, nicht im Ansatz das, was wir uns vorstellen - und auch nicht im Ansatz das, was wir können. Da haben wir in dieser Saison regelmäßig ein anderes Gesicht gezeigt", machte er keinen Hehl daraus. "Aber es wird natürlich schwer, ein gutes Fußballspiel zu machen, wenn man so viele einfache Fehler macht."

"Die junge Mannschaft hat auch heute wieder einen Weg gefunden"

Tesla-Torjäger Ezequiel Bautista Barbera (re.) war bei Edmund Baafi und der NTSV-Hintermannschaft komplett abgemeldet. Foto: Kormanjos

Am Ende des Tages müsse man aber auch sagen: "Diese junge Mannschaft hat auch heute wieder einen Weg gefunden, das Spiel zu gewinnen. Es war zwar nicht der Weg, den wir uns vorgestellt haben. Aber wir haben ihn gefunden." Und das, obwohl man sich "selbst so nicht kennt, sondern eigentlich als Mannschaft, die technisch schon dazu in der Lage ist, auf hohem Niveau Fußball zu spielen". Es hätten "so viele kleine Dinge nicht geklappt, dass man gar nicht so genau wusste, wo man anfangen soll", gab Ramelow zu. Und dennoch stand der nächste Sieg und die Verteidigung der Tabellenführung zu Buche!

Autor: Dennis Kormanjos