Video trifft Kolumne: Christian Henkel im Interview
Thema: Der Abbruch des Kreisliga-Spiels Vereinigung Tunesien gegen Harburger SC
Lange war es gefühlt ruhig. Jetzt ist es also wieder einmal so weit, ist man fast geneigt zu sagen. Zwar nicht in der Menge, wie es im Herbst 2015 passierte, als es binnen nur weniger Tage und Wochen gleich eine Menge Begegnungen gab, in denen Schiedsrichter nicht nur verbal, sondern eben auch körperlich angegangen wurden. Damals war von „Gewaltexzessen“ auf Hamburgs Sportplätzen und einem „Gewaltproblem“ die Rede, das der Amateurfußball in der Hansestadt habe. Die VSA-Schiedsrichter sahen sich – ausgelöst in erster Linie durch die Attacke auf Referee Mike Franke beim Landesliga Hansa-Spiel Bramfeld gegen Dersimspor – sogar zu einem „Brandbrief“ genötigt.
Nun ist es Christian Henkel, den es – salopp formuliert – „erwischt“ hat. Einen Referee mit 42 Jahren Schiri-Erfahrung. Beim Kreisliga-Spiel zwischen der Vereinigung Tunesien und dem Harburger SC erhielt der 55-Jährige einen Schlag in den Nacken, wie er sagt, und wurde massiv bedrängt – das zeigen Aufnahmen, die unter anderem das Portal „fupa.net“ veröffentlichte. Das allein ist schon schlimm genug. Noch schlimmer: Dass so etwas eben wieder und wieder passiert, auch wenn es ein geringer prozentualer Anteil an Spielen ist. Dass es in Schiri-Karrieren den einen oder anderen „dunklen Moment“ gibt, in dem in Richtung des Unparteiischen gegiftet, beleidigt und gepöbelt wird, ist „normal“. Leider! Mit Eskalationen wie der beim Match vom Wochenende aber ist eindeutig eine Grenze überschritten. Da hilft auch die „Ausrede“, dass Emotionen ja zum Fußball gehören, nichts. Ja, Emotionen gehören dazu – in Form von Diskussionen, (mit)geteilten Meinungen, nicht immer gleichen Sichtweisen. Aber eben nicht, wenn sie sich in der Form kanalisieren, dass man auf den Spielleiter oder seine Assistenten losgeht.
An- und Übergriffe dieser Art sind einfach nur eines: dumm! Dumm und überflüssig. Sie schaden nicht nur den Attackierten physisch und psychisch. Sie schaden dem oder den Tätern selbst. Sie schaden den Vereinen. Sie schaden dem Fußball. Das gilt nicht nur, wenn sich die Gewalt gegen Schiedsrichter richtet, sondern auch wenn – so wie beim Bezirksliga-Spiel von TBS Pinneberg gegen den SV Lurup geschehen – Spieler von Zuschauern angegriffen werden oder bei sonstwie gearteter Gewalt auf den Plätzen. Das Zauberwort heißt immer noch Respekt – und geht in der heutigen Gesellschaft leider immer mehr flöten. Geht so mit eurem Mitmenschen um, wie auch ihr umgekehrt behandelt werden wollt. Sonst macht ihr nur das kaputt, was ihr liebt und was eigentlich so sinnvoll in Sachen Integration und Zusammenleben ist: den Fußball! Und seinen guten Ruf. Wer das nicht begreift oder beherzigt, der gehört – auch wenn es populistisch klingt – so hart wie möglich bestraft und auch nicht mehr auf einen Platz. Da gibt es weder eine andere Meinung noch eine andere Lösung.
Jan Knötzsch