Und plötzlich ist der Lenz da: SVCN darf dank seines Stürmers feiern
Siegtreffer beim 1:0 gegen den FC Türkiye fällt nach 87 Minuten
In der hatte ein Spieler des SVCN die Geschichte des Spiels geschrieben, die wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge passte: Nach einem Eckball von Vitali Wilhelm – es war der zweite binnen weniger Sekunden, da Türkiye den ersten Versuch noch erfolgreich verteidigt hatte – stand auf einmal Timo Lenz in der Mitte goldrichtig und beförderte das Leder an Türkiye-Keeper Tobias Braun vorbei ins Netz des Tores. Lenz startete jubelnd in Richtung Curslacker Bank, wo Coach Torsten Henke fast schon euphorisch die Arme in die Luft gereckt hatte, so als ob ein großer Stein der Erleichterung von ihm gefallen war. So, als ob Henke hätte symbolisieren wollen: Hurra, der Lenz ist da! Und das ausgerechnet an diesem Wochenende, wo der Frühling – früher wurde der Monat März, in dem der Frühling eigentlich ja beginnt, „Lenzing“ genannt, daher der Ausspruch „Der Lenz ist da“ – in Hamburg augenscheinlich endlich so richtig Einzug gehalten hat.
Fischer: „Wenn du keine Tore schießt, dann kannst du am Ende auch nicht gewinnen“
Frühlingsgefühle aber waren es nicht, die bei Michael Fischer nach dem Schlusspfiff herrschten. „Das 0:1 ist so was von unnötig. Wir haben die erste Ecke verteidigt, dann kommt die zweite. Aber es geht schon damit los, wie die erste entsteht: Wir rennen mit dem Ball nach vorne und Ozan Gencel verliert als Sechser 20 Meter vor dem gegnerischen Tor den Ball. Wenn ich mir die Chancen ansehe, die wir hatten, dann wäre ein Punkt in Ordnung gewesen. So müssen wir damit leben, dass wir mal wieder durch eine Standardsituation kurz vor dem Ende verloren haben. Das macht die ganze Sache jetzt nicht einfacher, aber es nützt nichts. Jetzt müssen wir vielleicht mal dort Punkte holen, wo wir sie nicht fest eingeplant haben, was in unserer Situation sowieso schwierig ist, weil wir eigentlich fast überall punkten müssen“, erklärte der Coach des FCT, dessen Sorgen im Kampf um den Ligaverbleib nicht weniger werden.
Seine Elf, so Fischer in seiner Analyse weiter, habe es „nicht geschafft, so wie unter der Woche im Nachholspiel gegen Wedel klare Situationen so umzusetzen, dass wir zu klaren Abschlüssen kommen konnten. Wir hatten heute zwei Außenspieler auf dem Feld, die sich kaum durchgesetzt haben. Das war gegen Wedel komplett anders. Vielleicht haben wir es aufgrund dessen einfach nicht verdient, ein Tor zu schießen. Und wenn du keine Tore schießt, dann kannst du am Ende auch nicht gewinnen.“ Die Chancen aber waren da. So wie bei Onur Tüysüz' Versuch, nachdem er von Sebastien Mankumnbani im Liegen (!) bedient wurde, in der 64. Minute. „Er steht zehn Meter allein vor Tor und kann sich die Ecke aussuchen“, ärgerte sich „Fischi“, der treffend konstatierte: „Wir waren in der zweiten Hälfte klar besser, hatten riesige Chancen.“
Henke: „Wir hatten Glück, dass wir in der zweiten Hälfte nicht in Rückstand geraten“
Nur: Der Ball wollte einfach nicht über die Linie. Nicht bei Tolga Tüters Schuss aus der 48. Minute. Nicht bei Gencels Distanzschuss (62.), den „CN“-Schlussmann Fabian Lucassen wegfaustete. Und auch nicht bei einem Freistoß von Boris Shtarbev aus der 89. Minute, den Lucassen zur Ecke abwehrte. Curslack hingegen hatte im zweiten Durchgang vor dem Siegtreffer nur eine Chance – und die vergab Lenz nach 81 Minuten, als er an Braun scheiterte. „In der zweiten Hälfte waren wir nicht mehr gut“, gab SVNC-Trainer Torsten Henke freimütig zu, war aber „mit der ersten Halbzeit sehr zufrieden. Im Grunde genommen hatte dieses Spiel über 90 Minuten betrachtet keinen Sieger verdient. Ein Unentschieden wäre das gerechte Ergebnis gewesen. Letztlich war es ein dreckiger Sieg für uns, weil wir eine Standardsituation im zweiten Anlauf nutzen. Diesen Sieg muss man hier erstmal mitnehmen, das ist nicht einfach.“
Auch Henke pflichtete Fischers Einschätzung mit Blick auf die zweite Halbzeit bei. „Nachdem wir es in der ersten Hälfte versäumt haben, ein Tor zu machen, war Türkiye nach der Pause besser. Wir hatten Glück, dass wir da nicht in Rückstand geraten sind“, so Henke, der zudem erklärte: „Wir wussten natürlich, dass es auf diesem Platz nicht möglich ist, Fußball zu spielen. Wir hatten unsere Ausrichtung geändert, haben tief und kompakt gestanden und darauf gewartet, dass der Gegner Fehler macht.“ Heraus kamen dabei neben einem Pfostentreffer (41.) ein Schuss von Niklas Hoffmann aus der Drehung, der daneben ging (42.), Lenz' Abschluss, bei dem er Braun anschoss (40.) und Jan Landaus Schuss aus Minute fünf, der daneben ging. Nach 24 Minuten hätte Lenz, der den Ball unter anderem deswegen nicht unter Kontrolle brachte, weil er von einem Abwehrbein getroffen wurde, womöglich einen „Elfer“ bekommen, wenn er zu Boden gegangen wäre. Doch Curslacks Stürmer blieb standhaft. Türkiye vergab derweil durch Tüter (19.) und Michael Löw (39.), dessen Schuss Lucassen parierte.
Yapici-Comeback bei Türkiye – SVCN mit neuem Akteur aus Mazedonien
„Im ersten Durchgang war Curslack griffiger, hatte zwei drei gute Ansätze – unter anderem mit dem Schuss, der den Pfosten gestreichelt hat. Ansonsten haben sich da beide Mannschaften ziemlich neutralisiert. Es war kein gutes Fußballspiel, was daran liegt, dass der Untergrund das nicht zulässt. Es war viel langer Hafer, sehr primitiv. Und viel Gerenne mit dem Ball, der auf dem Boden immer wieder versprungen ist“, so FCT-Trainer Fischer. „Wir haben die magische 40-Üunkte-Grenze überschritten. Das ist wichtig für uns. Vor allem, wenn man sich unsere personelle Situation heute anguckt: Wir hatten gefühlt eineinhalb Leute auf der Bank, Mike Beldzik und Florian Rogge sind angeschlagen ins Spiel gegangen“, erklärte Curslacks Übungsleiter Henke, der mit Muharem Velija einen neuen Akteur einsetze. Der Offensivspieler (Henke: „Er kann rechts und links auf der Au0enbahn spielen“) kommt aus Mazedonien, hatte beim SVCN bereits länger mittrainiert, doch erst jetzt war die Spielberechtigung Velija eingetroffen.
Jan Knötzsch