Und dann schlägt Sa Borges Dju zu...

Dersims Stürmer trifft gegen Billstedt nach 93 Minuten zum 2:2-Ausgleich

19. März 2017, 20:56 Uhr

Beide Daumen nach oben: Dersims Edison Sa Borges Dju traf in der Nachspielzeit zum 2:2. Archivfoto: noveski.com

Der SC V/W Billstedt hatte im Heimspiel gegen Dersimspor die drei Punkte eigentlich schon fest in der Hand. Vor der Pause schoss sich die Mannschaft von Trainer Dennis Kreutzer einen 2:0-Vorsprung heraus und konnte sich sogar den Luxus eines verschossenen Strafstoßes leisten. Nach dem Seitenwechsel jedoch ließen die Hausherren nach, was vor allem beim Mann zwischen den Pfosten für Ärger sorgte, und mussten nach dem Anschlusstreffer letztlich auch noch das 2:2 hinnehmen. 

Yalcin Ceylani brauchte dringend etwas, um seinem großen Unmut Luft zu machen. Also musste kurzerhand das weiße Handtuch herhalten, das der Torhüter des SC V/W Billstedt bei sich trug. „Yalle“ hatte den Kunstrasen am Öjendorfer Weg nach dem Abpfiff des Spiels noch nicht ganz verlassen, als er besagtes Handtuch in seiner rechten Hand durch die Luft wirbelte und es wütend vor den Flutlichtmasten an der Mittellinie schlug. „Das kann nicht sein“, rief Ceylani, „wir haben uns auf einem 2:0 ausgeruht und in der zweiten Hälfte nichts mehr gemacht.“ Und genau dafür bekam der Gastgeber die Quittung. In der dritten Minute der Nachspielzeit – bitterer geht es nicht. So gesehen also war die Gefühlslage des 29-Jährigen Schlussmannes in diesem Moment nachvollziehbar.

Gencel im Gefühlschaos: Erst Tor erzielt, dann vom Platz geflogen

Was hab ich denn gemacht? Der Billstedter Ozan Gencel sah nach 67 Minuten die Gelb-Rote Karte. Archivfoto: noveski.com

In jener 93. Minute hatte es einen Freistoß für Dersimspor gegeben. Schiedsrichter Adrian Höhns (TuS Dassendorf) gab den Ball frei, Vasco Zawada schritt zur Tat. Das Spielgerät flog und flog. An Freund und Feind vorbei, wie es so schön heißt. So lange, bis es den gesamten Strafraum der Billstedter durchquert hatte und bei Edison Sa Borges Dju gelandet war. Der Stürmer der Gäste behielt die Ruhe und Übersicht: Ein Schuss, Tor – und der Rest war grenzenloser Jubel auf Seiten der Equipe von der Baererstraße, die am Öjendorfer Weg „zwei grundverschiedene Halbzeiten“ bot, wie es Dersims Vorstandsmitglied Yücel Al nach dem Spiel zusammenfasste, „in der ersten Halbzeit sind wir nicht wirklich ins Spiel gekommen. Dafür waren wir in der zweiten umso besser. Billstedt war am Ende platt.“ Letzteres wohl auch, weil die Mannen von Coach Dennis Kreutzer etwas mehr als 20 Minuten für einen Mann mehr laufen mussten. Denn: In der 67. Minute ließ sich der bereits mit Gelb verwarnte Ozan Gencel zu einem Foul an der Eckfahne hinreißen, das Referee Höhns mit der Gelb-Roten Karte bestrafte.

In Überzahl hätte Dersim schon vor dem späten Ausgleich den 1:2-Rückstand egalisieren können. Gencel war gerade einmal drei Minuten vom Feld, als Zawada die Kugel schön für Abdessamad Erbibi in den Strafraum durchsteckte. Ceylani stürzte sich dem freistehenden Dersim-Kicker entgegen und verhinderte so das 2:2 (70.). Zwei Minuten vor dem Ablauf der regulären Spielzeit war Zawada auch an der nächsten gefährlichen Aktion beteiligt. Ceylani war in dieser Situation bereits geschlagen, doch Zawada, in der Winterpause vom Oberligisten Klub Kosova gekommen, hatte etwas zu genau gezielt und traf nur den Pfosten des Billstedter Gehäuses. 


„Wir hatten genügend Chancen, noch mehr zu holen“, beschied Vorstand Yücel Al, „wäre doch bloß der Ball vor der Pause reingegangen.“ Mit „dem Ball vor der Pause“ meinte Al eine sehenswerte Aktion des späteren Ausgleichstorschützen Sa Borges Dju. Der hatte sich in der 45. Minute die Kugel in der eigenen Hälfte geschnappt, marschierte dann mit einem Solo bis bis zum V/W-Strafraum und zielte letztlich drüber. So dauerte es bis nach der Pause, ehe Ahmed Osmanov nach 50 MInuten den ersten Treffer für Dersim erzielte. Es war das 1:2.   

Julardzja trifft zur Führung, Iwosa verschießt Elfmeter

Billstedts Peter Iwosa hatte nach 42 Minuten Pech vom Elfmeterpunkt. Archivfoto: noveski.com

Denn: Statt eines eigenen Treffers gab es noch vorm Pausenpfiff des Unparteiischen einen Rückschlag für Dersimspor. Peter Iwosa, beim Tabellenzweiten der „Meister des ruhenden Balles“ schlug einen Freistoß von rechts vors Tor, wo Gencel hochstieg und einköpfte. Es war das 2:0 für Billstedt und für Dersim-Keeper Maximilian Hentrich ein riesiger Aufreger. „Schämt euch“, rief der Schlussmann der Gäste seinen Abwehrspielern zu, „so frei darf der nie stehen.“ Ähnlich frei übrigens hatte auch Juro Julardzija nicht einmal 20 Minuten zuvor gestanden. Und das sollte sich rächen: Ulas Dogan schaltete auf der rechten Außenbahn den Turbo an, rannte mit vollem Tempo Richtung Torauslinie und flankte kurz vor selbiger von rechts nach innen. War der Antritt des Billstedters schon bemerkenswert gewesen, so war das, was dann im Sechzehner passierte, zum mit der Zunge schnalzen.

Julardzija lag auf einmal kurz über der (Kunst-)Grasnarbe quer in der Luft und hämmerte den Ball mit einem Seitfallzieher zur 1:0-Führung für V/W ins Netz. Der zweite Anlauf des Stürmers, zuvor hatte er nach 19 Minuten im Anschluss an einen Freistoß von Iwosa noch vergeben, hatte sich ausgezahlt. Iwosa übrigens hätte nach 42 Minuten nicht nur etwas für sein Assist- sondern auch für sein Torkonto tun können. Rafat Waseq hatte soeben Mou-Inzuo Bachir im Strafraum zu Fall gebracht. Schiedsrichter Höhns deutete auf den Punkt. Iwosa jedoch zeigte Nerven. Sein Schuss ging am Kasten der Gäste vorbei. Da übrigens war es um die Laune von Yalcin Ceylani noch besser bestellt als nach dem Abpfiff. „Kopf hoch! Es geht weiter“, hatte „Yalle“ seinem Kapitän nach dessen Fehlschuss noch zugerufen. Und das ging s. Bis zur 93. Minute und dem ärgerlichen Ende für den Gastgeber.

Jan Knötzsch