Ulusoy: „Der Schritt zum HSV war ein großer Erfolg“

„Wollen Überzeugungsarbeit leisten und Skeptikern zeigen, dass Futsal hilft“

16. November 2017, 19:22 Uhr

Am vergangenen Wochenende düpierten die HSV-Panthers um Spielertrainer Onur Ulusoy (Mi.) den großen Konkurrenten vom FC Fortis mit 12:1. Foto: Heiden

Am 12. September ließ der HSV e.V. die Katze aus dem Sack: „Die Futsalmannschaft der Hamburg Panthers spielt ab der neuen Saison im Hamburger Sport-Verein e.V. Die Spieler des viermaligen Titelträgers und Rekordmeisters der Deutschen Futsal-Meisterschaft bilden damit zukünftig die ‚HSV-Panthers‘.“ Knapp zwei Monate sind seither vergangen und die „neuen“ Raubkatzen sind in der neu gegründeten Futsal-Regionalliga Nord als einziges Team noch unbesiegt, feierten fünf Siege in fünf Spielen – und das mit vielen neuen Gesichtern. Zeit, um mal ein erstes kleines Zwischenfazit zu ziehen und mit Hamburgs Futsal-„Pionier“ Onur Ulusoy, der zurück in der Hansestadt ist, über die Zusammenkunft mit dem HSV zu sprechen.

Mit den HSV-Panthers möchte Ulusoy (Mi.) an die Erfolge der letzten Jahre anknüpfen... Foto: Heiden

„Ich kümmere mich hauptsächlich um das Sportliche. Der HSV macht die Vermarktung und das ganze Drumherum – natürlich in Absprache mit Saboor (Khalili; Anm. d. Red.) und mir. Man merkt sofort, dass da viel Erfahrung und Know-how dahintersteckt“, teilt uns Ulusoy mit und fügt dann an: „Der Schritt zum HSV war bis jetzt ein großer Erfolg und der richtige für uns. Davon sind alle überzeugt!“ Der Spielertrainer wird dadurch entlastet und kann sich auf das konzentrieren, was schlussendlich im Mittelpunkt stehen soll: der sportliche Erfolg. „Vorher habe ich all das mehr oder weniger alleine gemacht. Die Organisation der Spiele, die Webseite, die formellen Geschichten, Konzepterstellung und so weiter. Jetzt macht das alles der HSV – und auch viel professioneller. Das sieht man schon bei unseren Heimspielen. Wir sind deutlich organisierter, haben ‚Manpower‘ dazu bekommen und die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt. Davor habe ich mich – was die Vereinsführung angeht – allein gelassen gefühlt. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Ich fühle mich sehr wohl und die Jungs vom HSV leisten hervorragende Arbeit.“

„Vom Präsidenten bis zum Geschäftsführer sind alle begeistert von Futsal“

Schnell scheint man sich beim „Rautenclub“ mit der neuen Sportart akklimatisiert und auseinandergesetzt zu haben. Denn im Vergleich zum Fußball ist Futsal noch einmal etwas komplett anderes, wie auch Ulusoy meint: „Natürlich hat man erst mit uns den Futsal so richtig kennengelernt. Davor gab es zwar auch eine Futsalmannschaft, aber die war halt nicht auf dem Level. Wir wissen genau, wie man Futsal spielt und wissen auch, was uns fehlt. Da sind wir auch selbstkritisch genug. Mit der Zeit lernen die Verantwortlichen vom HSV den Futsal ja auch besser kennen und Saboor und ich erklären, wie gewisse Dinge funktionieren. In den letzten sechs Jahren haben wir ja schon eine gewisse Erfahrung gesammelt“, so Ulusoy. „Als schwierig haben wir bis jetzt nichts empfunden. Der Verein steht komplett hinter uns und das Schöne ist: vom Präsidenten bis zum Geschäftsführer sind alle begeistert von Futsal.“

Ulusoy zum HSV III? – „Mache mir diesbezüglich keine Gedanken“

... und weitere Trophäen in die Höhe stemmen. Foto: Heiden

Nun, wo die Panthers unter dem Deckmantel des HSV e.V. spielen, bietet sich ja förmlich auch eine Zusammenarbeit mit den Oberliga-Fußballern des HSV III an – zumindest auf dem Papier. Denn der Großteil der „Panthers-Familie“ ist auch in der Oberliga aktiv – mit Ausnahme von Ulusoy. Bahnt sich da etwa ein Comeback an? „Priorität hat für mich ganz klar der Futsal“, erklärt uns der 31-Jährige, der im Hamburger Oberhaus bereits diverse Klubs durchlief: „Klar bietet sich das mit dem HSV an – allerdings habe ich mich noch mit keinem aus der Fußballabteilung unterhalten und es hängen auch viele Faktoren damit zusammen. Ich mache mir diesbezüglich momentan keine Gedanken.“

„Man bekommt bei uns quasi Nachhilfe, um die Schulnoten zu verbessern“

Das Team der HSV-Panthers in dieser Saison. Foto: Facebook/HSV-Panthers

Zunächst gilt die volle Konzentration ohnehin den HSV-Panthers. Ulusoy will die Erfolgsgeschichte der letzten Jahre fortschreiben. „Unser größtes Ziel ist es, die Deutsche Meisterschaft zurückzuholen, was nicht leicht wird. Wir hatten einige Abgänge, zwar auch viele Neuzugänge – aber bis man Futsal einigermaßen drauf hat, braucht man Minimum eine Ausbildung von sechs bis zwölf Monaten. Selbst dann ist es noch lange nicht ausgereift, aber zumindest kann man damit arbeiten und Systeme, Laufwege oder auch Standards umsetzen, wenn auch nicht in Perfektion.“ Langfristiges Ziel sei es, dass „wir uns auf die Bundesliga, die eventuell 2019/2020 kommen soll, vorbereiten wollen. Dementsprechend suchen wir auch starke Sponsoren an unserer Seite.“

Ein weiteres Ziel, das Ulusoy verfolgt, hat mit dem Sportlichen nur bedingt zu tun. Denn bei den Funktionären der Oberliga hat der Futsal keinen sonderlich guten Ruf. „Wir wollen Überzeugungsarbeit leisten, vielen Skeptikern zeigen, dass Futsal den Spielern hilft und dass sie sich Fähigkeiten aneignen, die sie so beim Fußball nie lernen würden. Man trainiert sich Bewegungen und Automatismen an, wird stärker im Zweikampf und das Stellungsspiel wird besser. Auch Schussverhalten und Passqualität nehmen enorm zu. Man spielt viel präziser und lernt, Torhüter auszugucken. Man kann Situationen besser lesen und schneller darauf reagieren. Solche Dinge trainieren wir ganz explizit.“ Ulusoys abschließender Appell: „Ich lade jeden Skeptiker ein, sich unser Training mal anzugucken – damit man mal sieht, wie komplex Futsal ist. Es ist schwieriger zu lernen, als Fußball und man bekommt bei uns quasi Nachhilfe, um die Schulnoten zu verbessern.“

Autor: Dennis Kormanjos