TuRa leidenschaftlich – Osdorf erspielt sich den Matchball!

Macht ihr's nächste Woche klar? „Ja“

08. Mai 2016, 22:27 Uhr

Bei allerbestem Fußballwetter zeigten TuRa Harksheide und der TuS Osdorf ein sehr offensivfreudiges Landesligaspiel.

Die letzten Sekunden waren am Exerzierplatz angebrochen, als eine „Einwurf-Brandbombe“ von Osdorfs Patrick Herbrand die Hintermannschaft von TuRa Harksheide mächtig ins Schwimmen brachte und Jeremy Wachter aus sechs Metern frei zum Schuss kam. Doch der Angreifer, der in den letzten elf Spielen 13 Mal traf und am heutigen Nachmittag ein weiteres Tor erzielte, schaffte es nicht, den sensationell reagierenden Daniel „Boller“ Jeschke, der den Arm reflexartig ausfuhr, zu überwinden. Allerdings war der Keeper beim Nachschuss, den Torben Krause in die Maschen stocherte, geschlagen. Das 3:2 für den Tabellenführer, der Sieg – und der entscheidende Schritt zum Titel? Mitnichten! Denn der Assistent hatte seine Fahne oben, sah „TK9“ im Abseits stehen. So blieb es beim 2:2!

„Die Chance von ‚Jerry‘ spiegelt die letzten Spiele wieder. Vor nicht allzu langer Zeit wäre so ein Ding locker und leicht rein gegangen, weil wir den Ball mit voller Überzeugung in die Maschen gejagt hätten. Heute ist es allerdings genauso wie am Donnerstag: Entweder es kriegt noch einer den Fuß dazwischen oder der Keeper bekommt seine Hand irgendwie noch ran“, ärgerte sich TuS-Coach Piet Wiehle, der aber nichtsdestotrotz nicht enttäuscht war – auch wenn er zwischendrin an der Seitenlinie mächtig aus seiner Haut fuhr: „Wenn man 0:2 hinten liegt, bin ich mit dem Punkt zufrieden – auch wenn der in meinen Augen nicht den Spielverlauf widerspiegelt. Dennoch hat sich an der Situation für uns ja nichts geändert. Wir brauchen noch einen Sieg.“

Nachdem Kevin Trapp, der von Wachter und Ude in Szene gesetzt wurde, sowie Wachter, der den Ball von T. Krause ideal aufgelegt bekam, nach 20 trostlosen Minuten zwei absolute Hochkaräter binnen weniger Augenblicke nicht zu nutzen wussten, weil das Leder einerseits haarscharf am linken Pfosten vorbei segelte (24.) und andererseits von Jeschke entschärft wurde (25.), profitierte ein leidenschaftlich kämpfender TuRa Harksheide von zwei Osdorfer Aussetzern. Zunächst verlor Herbrand den Ball in der Vorwärtsbewegung, woraufhin sich eine Vier-gegen-Zwei-Situation für TuRa ergab. Nassim Saleh mit einem traumhaften Diagonalball aus dem Zentrum auf den links durchstartenden und nach langer Verletzungspause immens stark aufspielenden Dimitri Patrin, der bis zur Grundlinie hinunter marschierte und clever in den Rücken der Abwehr passte, wo Jungspund Lion Jodeit lauerte und unter Bedrängnis mit der rechten Fußspitze ins kurze Eck spitzelte (29.) – 1:0! Osdorf schwamm nun gehörig und hatte Glück, dass Sven Müller einen Schuss von Burak Bayram, der von Neumann-Schirmbeck und Jodeit in Aktion gebracht wurde, für den geschlagenen Dennis Wolf klärte (30.). Doch keine 60 Sekunden später musste Osdorfs Keeper bereits ein zweites Mal hinter sich greifen, als „Retter“ Müller, der an jenem Nachmittag neben sich stand, die Kugel leichtfertig am eigenen Sechzehner vertändelte und Jodeit das Geschenk dankend annahm, indem er das Spielgerät per Linksschuss unters Gebälk hämmerte (31.)!

„Wir haben TuRa den Gefallen getan“

Freudige Gesichter bei TuRa Harksheide - und das nicht nur wegen des Punktgewinnes, sondern auch aufgrund der Leistung gegen den Primus.

„Wir haben gut ins Spiel gefunden, erarbeiten uns richtig gute Möglichkeiten und machen diese – wie schon gegen Blau-Weiß – nicht mit der letzten Konsequenz rein. Und dann liegst du nach zwei katastrophalen Fehlern von uns auf einmal 0:2 zurück. Das ist dann auch für die Köpfe in der entscheidenden Phase der Saison eine schwierige Situation“, so Wiehle, der anfügte: „Man kann hier heute eine Menge entscheiden und dann sowas. Aber Harksheide hat clever gespielt, tief gestanden und auf Fehler von uns gewartet. Diesen Gefallen haben wir ihnen getan. Aber was einmal mehr für die Jungs spricht, dass sie eine gute Moral und einen guten Charakter gezeigt haben.“ Denn als die „Blomkampler“ ordentlich wankten, wurde ein Herbrand-Einwurf unglücklich von Neumann-Schirmbeck verlängert und von Wachter per Kopf in den rechten Giebel geschädelt – nur noch 1:2 (36.)! Nun war es ein offenes und richtig gutes Landesligaspiel, indem beide Mannschaften den Vorwärtsgang suchten. „Youngster“ Jodeit hätte – nach einem erneuten Müller-Fauxpas – den alten Abstand wieder herstellen können (38.), ehe Jeschke einen Wachter-Schuss in Folge eines Herbrand-Einwurfes, den Edward Haustein nur unzureichend klärte, herausragend aus dem Eck kratzte (41.).

Auch in Durchgang zwei war es immer wieder TuRas JungStürmer Lion Jodeit, der für Gefahr sorgte. Zuerst konnte Wolf dessen Schuss direkt nach Wiederanpfiff mit den Füßen abwehren (47.), in Minute 67 hätte jedoch das 3:1 zwingend fallen müssen, als „BNS“ und Saleh einen Doppelpass spielten. Erstgenannter bleib freistehend am herausstürzenden Wolf hängen. Den Nachschuss bugsierte Jodeit aus wenigen Metern am verwaisten Gehäuse vorbei! Und wie es dann so häufig ist, schlug Osdorf fast postwendend zurück: Der langzeitverletzte Patrin, der sich total verausgabte, konnte Torben Krause nicht mehr folgen. Dessen Flanke von rechts nickte der bis dato völlig unscheinbare Antonio Ude aus zwölf Metern mit all seiner Erfahrung links oben in den Knick ein – 2:2 (70.)! Bis dato verliefen die Angriffsbemühungen der Gäste komplett im Sande. Coach Wiehle stellte zu Beginn der zweiten Halbzeit nahezu komplett um: Müller wurde aus der Innenverteidigung auf die Sechs beordert, Melvin Bonewald nach hinten gezogen. Kevin Trapp sollte auf rechts für mehr Dampf sorgen – während Wachter nun ganz vorne drin spielte und Ude dafür deutlich defensiver.

„Heute stand nicht der Egoismus, sondern die Mannschaft im Vordergrund“

Bis zum Ausgleichstreffer ließ TuRa nahezu nichts mehr anbrennen und hatte auch kurz danach wieder die Chance auf das 3:2 durch – natürlich Jodeit: Der „Blondschopf“ profitierte von einem Abspielfehler Krauses und wurde von Bayram und „BNS“ steil geschickt. Doch der zurückeilende Bonewald warf sich mit allem, was er hatte, in den Schuss und blockte in überragender Manier (75.). Nachdem TuRa-Keeper Jeschke und diverse Abwehrbeine Wachters Abschluss stoppten und auch in der eingangs erwähnten 90. Minute nichts mehr Zählbares herumsprang, mussten sich beide Teams mit der Punkteteilung zufriedengeben. „In der zweiten Halbzeit war es ein Geduldsspiel. Hintenraus hatte ich das Gefühl, dass meine Jungs gar nicht wissen, dass ein Punkt für uns genauso Gold wert sein kann“, erklärte Wiehle das Anrennen und gestand: „Ich glaube schon, dass zum Ende der Saison im Kopf herumschwirrt, dass wir den großen Wurf schaffen können und dadurch vielleicht ein bisschen Lockerheit verloren geht.“ Auf der anderen Seite zeigte sich Marcus Fürstenberg hocherfreut von dem Auftritt seiner Jungs – und das nach sieben Schlappen in den letzten acht Spielen: „Das Ergebnis ist fast schon sekundär, denn es war das erste Mal seit Wochen, dass wir wieder eine solche gute Leistung gezeigt haben. Ich denke, dass wir nach dem 2:0 und auch nach dem 2:1 durchaus die Chancen hatten, das Spiel zu entscheiden. Unentschieden war für mich ja eigentlich schon das Unwort des Jahres – heute freue ich mich drüber. Aber nicht wegen des Punktes, sondern weil die Mannschaft endlich mal wieder ein Gesicht gezeigt hat, was sie in der Hinserie noch an den Tag gelegt hat und weil die Jungs das abgerufen haben, was sie eigentlich auch können. Heute stand nicht der Egoismus, sondern wirklich die Mannschaft im Vordergrund – das ist für mich das allerwichtigste. Klassenerhalt hin oder her: Wenn wir so spielen, brauchen wir uns weder vor Sasel noch vor Elmshorn zu verstecken. So machen wir noch unsere Punkte!“ Denn faktisch ist TuRa noch nicht endgültig gerettet. Und auch Osdorf kann noch nicht zu 100 Prozent für die Oberliga planen. Das soll sich aber spätestens am nächsten Freitag im Heimspiel gegen SCALA ändern. Auf die Frage, ob man die Meisterschaft in der kommenden Woche klarmachen würde, antwortete Wiehle unmissverständlich: „Ja!“

Der komplette LIVE-Ticker zum Nachlesen!