Testspiele

Trotz Unterzahl und „wirklich unrundem Auftritt“: Auch Sasel bringt Altona außer Tritt!

15. Januar 2022, 18:36 Uhr

Vehementer Zweikampf um den Ball: Altonas Noah Gumpert (li.) vs. Sasels Daniel Lichy. Foto: noveski.com

So richtig zufrieden wirkte Sasel-Trainer Danny Zankl während der ersten 45 Minuten im Testspiel gegen den höherklassigen Altonaer Fussball-Club (alle Highlights im LIVE-Ticker) nicht. Immer wieder coachte er seine Mannen von der Außenlinie – größtenteils lautstark. Soweit erstmal nichts Ungewöhnliches für den emotionalen und zuweilen auch aufbrausenden Übungsleiter der „Parkwegler“. Aber: Viele Dinge missfielen Zankl so sehr, dass er immer wieder mit deutlichen Worten eingriff. Und dass, obwohl seine Saseler zur Pause gegen den AFC mit 1:0 führten...

Tim Jeske (Mi.) bejubelt seinen frühen Führungstreffer für den Oberligisten. Foto: noveski.com

„Ich hätte nicht gedacht, dass einige Spieler schon nach zwölf Minuten am Ende sind“, unkte Holger Sander, Torwart-Trainer des TSV Sasel, mit dem Pausenpfiff. Die vielen intensiven Einheiten waren den Kickern des TSV – nach starkem Beginn – durchaus anzumerken. Der Regionalligist konnte daraus jedoch kein Kapital in Form von Toren schlagen. Stattdessen war es der Oberligist, der sich aufs „Scoreboard“ brachte. Über Jean-Lucas Gerken und Nico Zankl, der für den halblinks startenden Tolga Celikten durchstecken wollte, landete das Spielgerät nach einem Klärungsversuch von Altons Rückkehrer und „Testspieler“ Mustafa Hadid direkt vor den Füßen von Tim Jeske. Mühelos überwand der Angreifer der Hausherren AFC-Keeper Jasin Jashari zur Führung (8.).

"Wir ins immer ins Risiko gegangen und haben nicht unsere Stärke ausgespielt"

Die Szene, die zur Roten Karte gegen Sasel-Keeper Todd Tuffour führte: Er stellte sich Dominik Akyol (li.) einfach nur in den Weg. Foto: noveski.com

Dennoch haderte Zankl mit dem ersten Durchgang, was er nach Spielschluss wie folgt begründete: „Wir haben es nicht gut gelöst. Wenn wir hoch gepresst haben, war es vernünftig. Aber auch da haben wir die entscheidenden Eins-gegen-Eins-Duelle nicht gut genug gespielt. Wenn wir es tiefer verteidigt haben, haben wir nicht den Zugriff gekriegt. Wir haben aus der Kette raus nicht gut vorverteidigt und waren immer zu weit auseinander.“ Zwar habe sich der AFC „keine großen Chancen erspielt, weil sie immer stur durchs Zentrum gekommen sind. Aber wir haben da viel zu viele Optionen und Möglichkeiten gelassen“, befand Zankl – und legte nach: „Was mich am meisten stört: Dass wir den Ball, wenn wir ihn gewonnen haben, zu schnell wieder hergeschenkt haben, weil wir ins Risiko gegangen sind und gar nicht unsere Stärke ausgespielt haben – nämlich übers Zentrum zu gehen.“

Tuffour fliegt - "Ich würde da niemals Rot geben!"

Für Tuffour rückte Lleyton Lewis John, der sich während der Aktion noch in der Kabine befand, zwischen die Pfosten - und machte seine Sache sehr gut. Foto: noveski.com

Dabei war dem Coach der „Parkwegler“ bewusst, dass ihm mit Andranik Ghubasaryan, Samuel Hosseini und Deran Toksöz drei entscheidende Bausteine in der Zentrale fehlten und Nico Zankl, der ein starkes Spiel machte, nach ewig langer Verletzungspause erstmals wieder Spielpraxis sammeln konnte. Aber: „Wir haben nicht in unseren Prinzipien gespielt. Das war zu wild – und das hat mich richtig gestört!“ Doch da war noch eine weitere Szene, die Zankl auf die Palme brachte: In der 69. Spielminute sah Todd Tuffour, der zuvor ein ums andere Mal herausragend parierte, den roten Karton – nachdem er gegen Dominik Akyol zu spät kam. „Es war ein Foulspiel, ja. Aber ich würde da niemals Rot geben. Und ich glaube auch, dass 95 Prozent der Oberliga-Schiedsrichter dort nicht Rot gegeben hätten“, echauffierte sich Zankl, dass das Vergehen „weit weg vom Tor war“ und in der Mitte noch Benjamin Lucht hätte eingreifen können.

Akyol trifft leeres Tor nicht, einstudierter Standard bringt Entscheidung

Entsetzen bei Dominik Akyol (2. v. li.) und seinen Teamkollegen nach der vergebenen Riesenchance zum Ausgleich. Foto: noveski.com

Auch aus der Überzahl konnte Altona nichts Zählbares erzwingen. Bezeichnend: Der Freistoß, der zur Roten Karte gegen Tuffour führte, fiel Akyol vor die Füße. Dieser vollbrachte das nahezu unmögliche Kunststück, das Runde aus einem Meter über das komplett verwaiste Eckige zu befördern (73.). Unglaublich eigentlich! „Das kommt dazu, dass wir dann auch unsere Torchancen nicht nutzen – und auch, dass direkt danach der Gegentreffer fällt“, sprach AFC-Chefcoach Andreas Bergmann auf das an, was wenig später folgte. Marko Tadic und Lukas-Gabriel Kourkis führten eine Ecke kurz aus. Erstgenannter flankte perfekt auf den zweiten Pfosten, wo Marcus Borgmann zum 2:0 einköpfte (87.)!

"Die Jungs haben fleißig gearbeitet, aber auch viele dumme Aktionen gespielt"

Dren Feka (li.) und Ulas Dogan gerieten aneinander und tauschten einige "Nettigkeiten" aus. Foto: noveski.com

„Das Matchglück war auf unserer Seite, dass wir mit zehn Mann aus einem Standard das Tor machen. Mit einem Spieler aus der Zweiten (Marko Tadic, Anm. d. Red.), der die Varianten nie mitgespielt hat. Und das, was wir einstudiert haben und vorher 20 Mal nicht machen, machen wir in dem Moment, wo Leute dabei sind, die es sonst nicht spielen – und dann schädelt ihn der kopfballstärkste Spieler auch noch ein“, witzelte Zankl. „Aber daran sieht man: Wenn man eine Variante gut spielt, ist es egal, wie kopfballstark man ist.“

Trotz des 2:0-Sieges gegen den Regionalligisten – am Ende sogar in Unterzahl – bilanzierte Zankl: „Ein wirklich unrunder Auftritt! Aber die Jungs, die auf dem Platz waren, haben fleißig gearbeitet, allerdings auch viele dumme Aktionen gespielt. Was man ihnen jedoch hoch anrechnen muss: Sie haben versucht, diese auch wieder auszubügeln.“ Nichtsdestotrotz: „Ich hätte gerne in anderen Situationen, wie bei der Roten Karte, mehr Glück gehabt. Oder etwas mehr Struktur im Spiel. Dann hätte es meinetwegen auch 1:1 oder 0:1 ausgehen können. Aber so ist es ein bisschen komisch, wie das alles gelaufen ist“, sei ihm das Ergebnis ziemlich egal. Zumal „Altona mindestens drei 100-Prozentige vergeben hat und ein bisschen unter Wert geschlagen wurde“.

"Wir hätten Altona normalerweise noch mehr Probleme bereiten können"

Der nicht gerade für seine Kopfballstärke bekannte Marcus Borgmann (Mi.) feiert seinen Treffer zum 2:0-Endstand. Foto: noveski.com

Zankls Meinung nach hätte man den „Bergmännern“ unter „normalen Umständen noch mehr Probleme bereiten können. Das stört mich ein bisschen. Wenn wir denen mehr Probleme bereitet hätten – und die Räume waren da –, hätte mir das etwas mehr bedeutet. So waren wir zwar in den richtigen Momenten da, aber trotzdem stören mich einige Dinge.“

Sein Gegenüber resümierte nach dem ersten Spiel „nach gefühlt zweieinhalb Monaten“ und einer insgesamt „sehr komischen Zeit“, die man durchmachen muss: „Sasel ist ein ordentlicher Oberligist. Unterm Strich muss man sagen, dass wir deren Konter nicht souverän unterbunden haben. Hier und da hätten wir das besser abfangen müssen.
Und wir hätten die Torchancen, die da waren, besser nutzen müssen. Aber: Wir hatten einige Aktionen und haben uns viele Möglichkeiten erspielt.“ Hintenraus haben seine Mannen „etwas die Geduld verloren“, waren entweder zu lange am Ball oder haben sich für die „zu komplizierte Variante“ entschieden. „Letztlich war es aber eine gute Belastung für uns.“ 

Autor: Dennis Kormanjos