Trotz Hölscher-Hammer – Beyer wütet: „Ich ärgere mich, dass ich aufgestanden bin!“

Liga-Leihgabe Heuermann verhilft BU II zu Achtungserfolg

01. September 2018, 16:20 Uhr

Marco Hirsch (3. v. li.) brachte BU II mit 2:1 in Front. Am Ende fehlten nur wenige Minuten zur Überraschung. Foto: Olaf Both

Nach 477 gegentorlosen Saison-Minuten war die Serie des Eimsbütteler TV gerissen. Doch die 27. Spielminute an der Dieselstraße war nicht der einzige Moment, indem BU II dem bis dato verlustpunktfrei an der Spitze thronenden Beyer-Ensemble aufzeigte, dass es „verwundbar“ ist. „Ich habe vor dem Spiel schon gesagt, dass es für mich ein 50:50- und kein 30:70-Spiel ist, nur weil eine Mannschaft hier zu Gast ist, die alle fünf Spiele gewonnen hat und noch ohne Gegentor ist“, so Barmbeks Chefcoach Jan Haimerl, ehe er bilanzierte: „Wenn der gegnerische Trainer schon sagt, dass es ein unverdienter Punkt für die ist, dann bedeutet das, dass wir ganz viel richtig gemacht haben. Und wenn man viel richtig macht, dann wird man in den meisten Fällen mit drei Punkten belohnt.“

Der ETV bejubelt die frühe Führung durch Jon Pauli (3. v. li.). Foto: Olaf Both

Apropos „gegnerischer Trainer“: Thorsten Beyer wurde nach dem Spiel laut. Sehr laut sogar. Minutenlang machte er seiner Mannschaft im obligatorischen Teamkreis deutlich, was er von der Leistung hielt. Und das war nicht viel. „20 Minuten haben wir den Gegner in Grund und Boden gespielt, ein geiles Spiel abgeliefert“, so Beyer, dessen Schützlinge nach einem absoluten Sahne-Angriff durch Jon Pauli, der einen Doppelpass mit Jasper Hölscher spielte und dessen Hackenablage veredelte (18.), verdientermaßen in Führung gingen. Doch „dann meint die Mannschaft, nach den besten 20 Minuten der Saison, einen Gang zurückschalten zu können. Das ist jetzt das zweite Mal – und das nervt mich einfach. Das ist eine Einstellungssache. Die Mannschaft fährt nicht hoch, kommt nicht nach. Ich agiere von draußen wir ein Derwisch, aber es springt der Funken nicht über. Der einzige, der reagiert, ist der Torwart.“ Doch das war erst der Anfang: „Ich ärgere mich, dass ich heute Morgen aufgestanden bin. Wegen diesem Spiel habe ich jetzt so einen Hals!“

Hölscher holt Hammer raus - „Dürfen ihn nicht zum Schuss kommen lassen“

Foto: Olaf Both

Während der ETV das Fußballspielen nahezu einstellte, kamen die Hausherren immer besser auf. Liga-Leihgabe Chris Heuermann, der zuvor schon an Robert Block scheiterte (21.) und diesen auch einige Zeit später nicht bezwingen konnte (36.), verwertete ein Zuspiel von Louis Rytina zum Ausgleich (27.)! Nach einem kurzen Aufflackern der Gäste zu Beginn des zweiten Abschnitts – BU II-Keeper Vincent Driessen reagierte einige Male stark –, übernahm wieder BU II unter der Leitung des sehr souveränen und guten Unparteiischen Emil Larsen Reicherz (TuRa Harksheide) das Ruder. Jonas Hjortskov, kam nach der Pause für den an Schwindelgefühlen leidenden Robert Block, unterlief einen Eckball von Moritz Scholz, der für den beim Aufwärmen verletzten Paul Smit in die Startelf rückte, und Marco Hirsch schädelte die Kugel zum 2:1 ein (65.)! In der Folge hätte es „der Gegner mit seinen Kontern schon zu Ende spielen“ können, wie selbst Beyer befand – unter anderem durch Heuermann (73.). Stattdessen geschah 180 Sekunden vor Ultimo das, womit kaum einer mehr rechnete. Jasper Hölscher marschierte ungehindert durchs Zentrum und ließ dann einen 22-Meter-Strahl ab, der mit 150 km/h im rechten Winkel einschlug – 2:2! „Natürlich hat er eine individuelle Qualität, trotzdem können wir ihn nicht so zum Schuss kommen lassen“, ärgerte sich Haimerl, dass Hölscher nicht vorher angegriffen wurde.

Haimerl „sehr stolz“ trotz „zweier verlorener Punkte“

Zwei Torschützen im Duell: Marco Hirsch (li.) packt gegen Jon Pauli die Grätsche aus. Foto: Olaf Both

„Mit Glück haben wir hier einen Punkt gerettet“, war Beyer nach Schlusspfiff auf 180. „Jetzt geht’s richtig los und die Mannschaft bietet nicht genug an. Gerade gegen solch kompakte Gegner, die Herren-Fußball spielen, gefühlt 80 Prozent der Zweikämpfe gewinnen – und wir stehen nur daneben und fahren nicht hoch. Von daher kann ich noch gar nicht abschließend beurteilen, ob die Mannschaft aus der letzten Saison gelernt haben. Es ist eher ein Dejavu. Da fehlt uns eine ganze Menge an Mentalität“, so der ETV-Dompteur, der nach der letzten Woche, als sein Team trotz 85-minütiger Unterzahl Condor II besiegte, noch „Gänsehaut“ hatte, wie er meinte, „weil es die Mannschaft von der Einstellung und der Moral her unbedingt wollte. Offensichtlich ist es ein bisschen schwer, das an zwei aufeinanderfolgenden Wochen zu zeigen.“ Sein Gegenüber sprach von „definitiv zwei verlorenen Punkten“, und sprang damit in dieselbe Kerbe wie Jonas Wesemann, der vor Frust noch lange auf dem Grün hockte. „Wir haben ja nichts zugelassen und hätten uns in der zweiten Halbzeit belohnen müssen. Nichtsdestotrotz bin ich sehr stolz auf die Jungs. Sie haben ein gutes Spiel gemacht. Das war genau das, was wir brauchten.“ Gefehlt habe am Ende nur „die Konsequenz, die letzte Situation zu unterbinden und vorne ein bisschen mehr Glück in der einen oder anderen Situation“, so Haimerls Fazit.

Autor: Dennis Kormanjos

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