Trainer-Frust: „Wir laufen den eigenen Ansprüchen hinterher!“

BU II-Negativserie gegen Niendorf III hält an – Haimerl gefrustet

22. Oktober 2018, 17:47 Uhr

Auch Routinier Marco Hirsch (hi.) leistete sich einen Bock beim 3:3-Remis. Foto: timelash.de

Nach einer halben Stunde sah alles nach einem verkorksten und gebrauchten Samstagmittag für den HSV Barmbek-Uhlenhorst II aus. Nachdem Niendorfs Sebastian Ottma die „Haimerlinge“ gleich doppelt schockte (19., 31.) – vor allem dem zweiten Gegentor ging ein kapitaler Querschläger von Marco Hirsch voraus –, während Moritz Scholz mit seinen Abschlüssen im Pech war, da zunächst der Pfosten (24.), dann die Latte (40.) im Weg stand, drohte die erste Niederlage seit dem 12. August (2:3 beim FC Alsterbrüder) und die dritte insgesamt.

Schon früh durfte der Gast eine 2:0-Führung bejubeln. Foto: timelash.de

Es liefen die letzten 120 Sekunden des ersten Abschnitts, als Barmbeks Liga-Leihgabe Tim Jeske im Laufduell mit Paul Schacht zu Fall kam. Elfmeter! Oder doch nicht? Während der Assistent direkt auf den Punkt deutete, verlegte Schiedsrichter Frank Steinmüller das Geschehen außerhalb. Es folgten Proteste der Hausherren und eine kurze Beratung des Gespanns. Entscheidung: Strafstoß! Moritz Scholz ließ sich das nicht nehmen und verkürzte für seine Barmbeker auf 1:2 (44.)! Aber: „Der Pfiff an sich war ein Geschenk“, gestehen die Barmbeker auf ihrer „facebook“-Seite. „Jeske rutscht im Laufduell im Strafraum aus.“ Haimerl gesteht sogar: „Ich dachte, er entscheidet auf Freistoß für Niendorf.“ Denn beim Wegrutschen traf Jeske seinen Gegenspieler. Der Frust der Mannen von Jan-Hendrik Schmidt war verständlich – und Haimerl durch den Anschlusstreffer keineswegs versöhnlich: „Die erste Halbzeit war wieder eine Katastrophe!“, fand er deutliche Worte und musste auch in der Pausenansprache lauter werden.

Scholz feuert frei "sechs Meter drüber", Slapstick-Tor bringt NTSV III wieder in Front

Moritz Scholz (re.) verkürzt vom Punkt zum 1:2 für die Barmbeker. Foto: timelash.de

Seine Forderung an die Mannschaft: „Ich habe den Jungs gesagt, dass meine Erwartungshaltung ist, dass wir das Spiel noch drehen!“ Nach einer guten Stunde brachte Haimerl mit Felix Soppke einen frischen Akteur, dessen Einwechslung sich auszahlen sollte. Erst gelang dem „Joker“ nach Schnittstellenpass von Jonas Wesemann der „überfällige“ Ausgleich (73.), wie der BU II-Dompteur befand. Ehe Soppke erneut in Erscheinung trat, kam es zu einer doppelten Slapstick-Aktion, die dem Gastgeber beinahe das Genick brach. Zunächst eilte Scholz völlig blank auf das von Max Bettzüche gehütete Niendorfer Tor zu, feuerte den Ball aber „gute sechs Meter drüber“, so Haimerl, der praktisch im direkten Gegenzug mit ansehen musste, wie sein Torsteher Pascal Marquardt nach einem Rückpass von Christophe Mandji über den Ball drosch. Der eingewechselte Gian Darius Nicolai bedankte sich mit dem 3:2 für die Niendorfer „Dritte“, die ihrer Rolle als Angstgegner von BU II scheinbar einmal mehr gerecht werden sollte.

„Ich weiß nicht, woran es liegt“, rätselt auch Haimerl, „aber wir schaffen es seit Jahren nicht, gegen sie zu gewinnen. Sie kaufen uns immer den Schneid ab. Der letzte Sieg war vor acht Spielen. Damals ist Niendorf II gerade aufgestiegen und Jan-Hendrik (Trainer Schmidt; Anm. d. Red.) hat selbst noch gespielt“, erinnert er sich. In der Schlussphase warf sein Team noch einmal alles nach vorne. Die Folge: Nach Querpass von Soppke erzielte Scholz das 3:3 (86.)! Weitere Chancen von Jeske und Giannakis zum möglichen Sieg blieben ungenutzt. Zudem wurde ein zweifelsfreier Handelfmeter nicht gegeben. Ausgleichende Gerechtigkeit nach dem Geschenk in der ersten Halbzeit?

"Wir laufen den eigenen Ansprüchen hinterher"

Einem Treffer der Niendorfer wurde aufgrund einer Abseitsposition die Anerkennung verwehrt. Foto: timelash.de

Dass seinen Schützlingen am Ende noch der Ausgleich gelang, konnte Haimerl nicht besänftigen: „Wir haben zwar wieder eine Serie mit zehn ungeschlagenen Spielen – aber darunter sind sechs Unentschieden. Ich verliere lieber einmal und gewinne dafür sechs Partien nacheinander.“ Und weiter: „Wir haben gegen Falke, Vicky II oder auch gegen den ETV gezeigt, dass es nicht die mangelnde Qualität ist, sondern es sind mangelnde Konzentration und Fokussierung“, ehe er auf Nachfrage zugab: „Ja, wir laufen den Ansprüchen hinterher!“ Nicht nur beim Blick auf die Tabelle. „Wir haben einen 29-Mann-Kader, am Samstag haben 14 Leute gefehlt. Darunter ist ein gesperrter Spieler (André Jozic; Anm. d. Red.), aber kein Langzeitverletzter. Das ist und war für mich noch nie eine Ausrede, es zeigt nur: Wenn man Ansprüche hat, muss man auch gewisse Dinge unterordnen. Es gibt nicht nur die Highlight-, sondern auch die Hausaufgaben-Spiele – und damit möchte ich Niendorf absolut nicht zu nahe treten. Es geht einfach darum, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden“, so Haimerl, der seinen debütierenden A-Jugendlichen Dogukan Sevci als gutes Beispiel hervorhebt: „Er hat das in der letzten halben Stunde wahnsinnig gut gemacht und uns sehr weitergeholfen.“ Ehrgeiz und Einsatz, den er sich auch von seinen arrivierten Kräften erhofft…

Autor: Dennis Kormanjos

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