„Tauben-Triumph“: Mandelkau marschiert, „Kiko“ knipst

HEBC baut nach Führung im zweiten Durchgang völlig ab

17. September 2017, 20:01 Uhr

Nach dem Schlusspfiff feierten die Spieler des USC Paloma ihren Sieg im Mannschaftskreis. Foto: Knötzsch

Fast bis zur Halbzeit blieben Tore im Duell zwischen dem USC Paloma und dem HEBC Mangelware. Dann gingen die bis dahin besseren Gäste in Führung – und standen am Ende dennoch mit leeren Händen da, weil auf Seiten der Hausherren allen voran zwei Spieler dem Match ihren Stempel aufdrückten und im zweiten Durchgang zusammen mit ihren Teamkollegen für die Wende zum 2:1-Erfolg sorgten. 

Diesen einen Moment sollte er nochmal genüsslich auskosten: 74 Minuten waren auf dem Plastikgrün an der Brucknerstraße absolviert, als Steffen Harms an der Seitenlinie Julian Hilbig zu sich holte. Der Coach des USC Paloma wollte wechseln und beorderte Franciso Ebongo vom Feld. Der Flügelflitzer der Hausherren trottete also von seiner Seite über den Kunstrasen in Richtung seines Trainers und des neuen Mannes. Der Applaus war „Kiko“, wie sie Ebongo bei den „Tauben“ nennen, sicher. Nicht nur der des Anhangs, sondern auch der der eigenen Teamkollegen. Einer wollte Ebongo noch kurz beglückwünschen, bevor dieser endgültig den Platz verlassen hatte. Und so machte Lion Mandelkau einige Schritte Richtung Mittellinie und klatschte mit „Kiko“ ab. In diesem Moment hatte sich noch einmal das Duo gefunden, das maßgeblichen Anteil am Sieg der Hausherren auf seinen Schultern vereinte.

Knauss: „Der Spannungsabfall in den zweiten 45 Minuten ist für mich unerklärlich“

Lion Mandelkau war an der Entstehung beider Paloma-Treffer beteiligt. Archivfoto: noveski.com

Denn nachdem der USC vor der Pause „zu mutlos agierte“, wie Trainer Harms es später nach dem Spiel kritisieren sollte, boten die Hausherren nach Wiederbeginn nicht nur eine um längen bessere Leistung als noch vor dem Pausentee, sondern drehten die Partie, in der sie zunächst mit 0:1 zurückgelegen hatten auch noch. Dank Mandelkau und Ebongo: Nach 51 Minuten war es Mandelkau, der auf dem linken Flügel von Peter Iwosa grandios bedient wurde und den Turbo einschaltete. Palomas Nummer elf drang schließlich in den Strafraum ein und tat, weil sich ihm offenbar keine bessere Möglichkeit offenbarte, etwas, was aus diesem spitzen Winkel eigentlich keinen Erfolg hätte bringen können: Er schoss aufs Tor. Der Ball landete wirklich im Netz. Nicht aber, weil Mandelkau das Unmögliche möglich und einen Kunstschuss hingelegt hatte, nein: Daniel Prange hatte das Spielgerät mehr als unglücklich ins eigene Tor gelenkt. Plötzlich also stand es 1:1 – und im zweiten Durchgang war noch einiges an Zeit auf der Uhr.

So lange aber sollte es gar nicht dauern, bis HEBC-Keeper Tino Nennhaus den Ball ein weiteres Mal aus den Maschen holen musste. 16 Minuten waren seit dem Ausgleichstreffer vergangenen, als Mandelkau auf der linken Au0enbahn erneut allen davon lief. Diesmal schoss er nicht, sondern flankte klug in den Rücken der Abwehr, wo Youcef Madadi als Abnehmer wartete und die Kugel aufs Tor feuerte. Nennhaus konnte parieren, doch der Ball landete nach der Abwehraktion bei Ebongo – und „Kiko“ blieb cool. Der Mann mit der Nummer 20 auf dem Rücken verwandelte zum 2:0, ließ sich erst von seinen Teamkollegen feiern und steuerte schließlich auch noch die USC-Fans an, um sich für seinen Treffer beglückwünschen zu lassen. Ebongos Freude war nach dem Abpfiff Stefan Knauss' Leid. Der Torwart-Trainer des HEBC, der bei der Pressekonferenz Coach Marco Fagin vertrat, der wegen eines privaten Termins schnell verschwand, ärgerte sich in seiner Analyse: „Der Sieg geht völlig verdient an Paloma. Wir haben eine richtig gute erste Halbzeit gespielt und wollten so weitermachen statt die Führung zu verwalten. Der Spannungsabfall in den zweiten 45 Minuten ist für mich unerklärlich.“

Höricke vergibt in der Nachspielzeit den möglichen Ausgleich

HEBC-Trainer Marco Fagin konnte mit der Leistung seiner Elf nach der Pause nicht zufrieden sein. Foto: Mathias Merk

Knauss' Worte trafen zu. Sowohl auf die erste als auch auf die zweite Hälfte des Spiels. Vorm Seitenwechsel passierte 20 Minuten nichts, dann vergab Tom Bein per Kopf (21.) und wurde noch in der gleichen Minute elfmeterreif gefoult, doch die Pfeife von Referee Paul Dühring (SV Nettelnburg-Allermöhe) blieb stumm. Juro Julardzija (26., per Kopf) und Daniel Prange (28.) für den HEBC sowie Palomas Denny Schiemann, dem Gästekeeper Nennhaus die Kugel weggrätschte (35.), schafften es nicht, den Ball im Tor unterzubringen. Und doch sollte noch ein Treffer im ersten Durchgang fallen: Philipp Erdmann brachte von rechts einen Freistoß vors USC-Gehäuse, Julardzija schraubt sich in die Luft und köpfte ein – 1:0 (45.+1). „Wir haben nicht zu guten Abschlüssen gefunden. Zudem hatten wir ein naives Zweikampfverhalten und haben zu viele Standards zugelassen. Eine dieser Situationen führte dann zum 0:1“, bilanzierte USC-Übungsleiter Harms nach dem Spiel.

Was folgte, waren im zweiten Durchgang nicht nur die beiden Paloma-Treffer, sondern auch weitere Chancen, die die Hausherren vergaben. Erst war es nach 57 Minuten Madadi, der verzog, dann scheiterte Ebongo kurz vor seiner Auswechselung an Nennhaus (73.) und schließlich zielte Schiemann (76.) nicht genau genug. Liegengelassene Möglichkeiten – ein Umstand, der sich bisweilen rächt. Nicht aber für die Palomaten, die allerdings in der Nachspielzeit das Glück hatten, dass der völlig blanke Kevin Höricke vergab (91.). Es wäre der 2:2-Ausgleich gewesen. So aber konnte Steffen Harms abschließend konstatieren: „Auf die Leistung in der zweiten Halbzeit bin ich stolz. Wir waren besser in den Zweikämpfen, haben mehr Leidenschaft gezeigt und sind glücklich, gegen einen guten Gegner gewonnen zu haben. 16 Punkte aus acht Spielen sind eine Zwischenbilanz, die in Ordnung ist.“

Jan Knötzsch

Mehr zum Thema

Wettbewerbe

Mannschaften