Sofortiger Abgang

Tangstedt statt RSC: Sosnowski verlässt Scharbeutzer Straße

Mittelfeldspieler wird in Schleswig-Holstein spielender Co-Trainer

22. Januar 2019, 18:30 Uhr

Lukasz Sosnowski kehrt dem Rahlstedter SC mit sofortiger Wirkung den Rücken. Foto: timelash.de

Er sollte die Mannschaft mit seiner langjährigen Erfahrung führen, doch jetzt ist das Kapitel Lukasz Sosonowski beim Rahlstedter SC vorzeitig beendet. Der Mittelfeldspieler zählt ab sofort nicht mehr zum Kader des RSC, der in der Landesliga Hansa noch große Abstiegssorgen hat. Die Mannschaft von Bastian Warning, der die Mannschaft inzwischen interimsweise übernommen hat und bis zum Saisonende als Coach im Amt bleiben wird (wir berichteten), steht nach dem Abzug des Zählers aus dem Spiel gegen den SV Nettelnburg-Allermöhe mit nun nur noch 13 Punkten auf dem 14. Platz. Das Unternehmen Klassenerhalt will das Team nun ohne Sosnowski stemmen. 

Der 31-Jährige heuert stattdessen beim WSV Tangstedt an, wie uns Sosnowski selbst erzählt. „Ich werde dort als spielender Co-Trainer tätig“, so der defensive Mittelfeldspieler, der in seiner Karriere unter anderem bereits für Altona 93, Germania Schnelsen, den Oststeinbeker SV, den FC Türkiye, den SC V/W Billstedt, die Zweitvertretung des FC St. Pauli und Rot-Weiß Erfurt auflief und sogar auf Erfahrung in der Regionalliga verweisen kann. „Das Gespräch mit Tangstedt kam eher zufällig zustande“, berichtet „Luki“, dass er beim Testspiel von Eintracht Norderstedt gegen den SC Condor Mitte Januar unter den Zuschauern weilte und dort von einem Vereinsvertreter des WSV angesprochen wurde, ob er sich ein Engagement beim schleswig-holsteinischen Verbandsligisten vorstellen könne.

Erste Kontaktaufnahme am Rande eines Norderstedt-Testspiels

Über Ex-Trainer Reza Khosravinejad (re.), der früh gehen musste, äußert sich Sosnowski positiv. Foto: Bode

„Ich bin gefragt worden, ob ich Lust darauf habe und mir das vorstellen könnte“, berichtet Sosnowski. Und er konnte – schließlich ist Tangstedt für ihn kein unbekanntes Terrain. Bereits vor seiner Karrierestation beim Klub Kosova kickte der 31-Jährige beim WSV. Dabei musste er allerdings erst einmal für Aufklärung sorgen. „Ich bin damals nicht gegangen, weil ich gehen wollte, sondern weil der damalige Trainer mich nicht mehr wollte. Aber ich habe offenbar ja einen guten Eindruck hinterlassen, sonst hätte man mich ja jetzt nicht gefragt“, so Sosnowski, der in besagtem Gespräch in Norderstedt erwähnte, „dass ich frei bin. Einen Tag später hat es dann noch ein Telefonat gegeben und jetzt ist die Sache inzwischen perfekt.“ Warum Sosnowski im Winter trotz seiner tragenden Rolle, die er in Rahlstedt hatte, auf einmal das „Go“ des RSC für einen Wechsel bekam? Dafür muss der Routinier ein wenig ausholen, wie er sagt – und tut das dann auch. Beginnend mit dem Ablauf, wieso er vor der Saison vom Klub Kosova zum RSC gewechselt ist.

„Ich wohne ganz in der Nähe des Platzes. Außerdem wollte mich Deniz Bekler, der als Kassenwart tätig ist und zwischenzeitlich auch mal als Sportlicher Leiter fungiert hat, unbedingt haben. Wir beide kennen uns, seit wir gemeinsam beim FC Türkiye gespielt haben, wo er noch ein junger Spieler war und ich damals gefühlt sowas wie der große Bruder für ihn. Ich habe mich dann mit ihm auf einen Vertrag über zwei Jahre geeinigt. Die Saison hat ein bisschen chaotisch begonnen, wir hatten keinen Erfolg. Ich kann über Reza Khosravinejad, der dann aus seinem Amt als Trainer ausgeschieden ist, nur Lobendes sagen. Er ist ein sehr guter Trainer und hat einiges auf dem Kasten. Er hat vielleicht das eine oder andere zu deutliche Wort benutzt oder aber die jungen Spieler sind mit seiner Art einfach nicht klargekommen. Das ist inzwischen eine andere Generation als früher“, berichtet Sosnowski, der nach Khosravinejads „Aus“ selbst für ein Spiel Interimstrainer war. „Dieses Spiel haben wir gewonnen. Es war der erste Sieg, da kam dann ein bisschen Euphorie auf“, erinnert sich der 31-Jährige.

„Ich bin dem Verein fast dankbar, fühle mich jetzt freier und besser“

Deniz Bekler (Mi.), den Sosnowski noch aus Zeiten beim FC Türkiye kennt, lotste den 31-Jährigen im Sommer zum RSC. Archivfoto: noveski.com

Anschließend übernahm Bastian Hinrichs als Trainer. „Wir waren wie ein Team, haben uns oft unterhalten und ausgetauscht. Seit Jürgen Evers (Rahlstedts neuer Manager, der im Dezember 2018 installiert wurde, Anm. d. Red.) da ist, war das nicht mehr der Fall. Es kamen viele Dinge und Themen auf, die in der Mannschaft gar nichts zu suchen hatten. Da wurde zu viel Politik betrieben und gleichzeitig zu wenig gemacht“, befindet Sosnowski und erläutert: „Da Deniz Bekler sich beruflich weiterbildet, schafft er es nicht mehr, nebenbei auch noch als Spieler zum Kader zu gehören. Als wir uns damals geeinigt haben, haben wir uns als Ziel gesetzt: Wir bringen Rahlstedt wieder nach oben. Das hat sich zerschlagen. Deniz konzentriert sich auf eine berufliche Fortbildung, ist verheiratet, hat andere Dinge, die wichtig sind. Das ist legitim, Fußball ist nicht alles – es gibt wichtigeres im Leben. Ich bin ihm nicht böse. Aber: Es hat mir ohne ihn keinen Spaß mehr gemacht, ich wollte schon vorm Spiel gegen Billstedt (im Oktober 2018, Anm. d. Red.) aufhören.“

Im Nachhinein „hätte ich vielleicht auf mein Bauchgefühl hören und zu dem Zeitpunkt Schluss machen sollen. Ich war unzufrieden. Im Endeffekt bin ich dem Verein fast dankbar, dass man jetzt auf mich zugekommen ist und mir mitgeteilt hat, dass man in der restlichen Saison auf jüngere Spieler setzen möchte“, sagt Sosnowski, der am kommenden Samstag seinen 32. Geburtstag feiert, und schiebt nach: „Ich fühle mich jetzt freier und besser. Und ich freue mich auf die Aufgabe beim WSV Tangstedt. Das ist für mich kein Neuland, weil ich da ja schon einmal war.“ Einen letzten Rückblick in Richtung Rahlstedt gibt’s aber noch: „Wir gehen im Guten auseinander. Ich wünsche Bastian Hinrichs und der Mannschaft alles Gute. Der Klassenerhalt wird ein hartes Stück Arbeit.“

Jan Knötzsch