Süßes vorm Anpfiff, doch dann gibt Cordi BU Saures
Gossow-Elf bezwingt Pieper-Team mit 3:1
Freudentanz im Mannschaftskreis: Die Spieler von Concordia bejubeln ihren Auswärtssieg. Foto: Knötzsch
Denn: Noch bevor das Spiel begann, hatte Kay Harries noch eine ganz wichtige Aufgabe zu erledigen. Der BU-Betreuer ging auf Pieper-von Valtier und Jens Schadewaldt, einen der beiden Co-Trainer, zu. Als er die beiden, die am Rande des Spielfeldes standen, erreicht hatte, zückte Harries zwei Snickers-Sckokoriegel und reichte sie an Pieper-von Valtier und Schadewaldt weiter. „Das“, erklärte der Betreuer, „ist bei uns normal. Die Trainer kriegen immer vorm Spiel noch ein Snickers.“ Coach und „Co“ ließen die Riegel in den Taschen ihrer Pullis verschwinden. Da ahnten sie noch nicht, dass die Süßigkeit die einzige Freude bleiben sollte, die ihnen der Abend bereiten am Ende sollte und die Schokolade letztlich allenfalls als Nervennahrung hätte fungieren können.
Gäste lassen nach einem starkem Beginn zunächst nach
Was die Barmbeker nämlich in den ersten rund 20 Minuten des Spiels boten, ließ Pieper-von Valtier und sein Gefolge nicht unbedingt in Verzückung geraten, um es nett zu formulieren. Stattdessen erwischte Cordi, mit gerade einmal vier Punkten aus bis dahin fünf Spielen eher schlecht als recht in die Saison gestartet, den besseren Auftakt. Zunächst verzog Jeremy Baur nach sieben Minuten aus aussichtsreicher Position (7.), dann schoss Benjamin Bambur über das Tor (23.). Zwischenzeitlich musste auf der anderen Seite Cordi-Keeper Tim Burgemeister nur ein Mal eingreifen, als er nach einem Eckball die Kugel im Strafraum zur nächsten Ecke abwehrte. Was kommen musste, war also fast schon logisch: die Cordi-Führung. Und es kam tatsächlich so: Baur ließ kurz vor dem Sechzehner Matthias Ribeau alt aussehen und legte für Cem Cetinkaya ab, der mit seinem Schuss das linke untere Eck anvisierte und traf – 1:0 (25.).
Danach aber kam BU endlich mehr in Fahrt und Florian Gossow auf der Concorden-Bank wurde entgegen des sonst von ihm bekannten Coaching-Stils das eine oder andere Mal laut an der Seitenlinie. Zwei Mal blieben er und seine Equipe zunächst vom Unheil verschont. Erst war Pascal El-Nemr, der sich später mehr und mehr steigern sollte, derjenige, der den ersten richtigen Torschuss für BU abgab. Doch sein Versuch aus dem Stand von der linken Strafraumseite stellte Burgemeister vor keinerlei Probleme (31.). Anschließend köpfte Ilias Ide im Anschluss an eine Ecke von Marcel Rodrigues vorbei (35.), doch nur drei Zeigerumdrehungen später sollte es soweit sein – der Ausgleich fiel: El-Nemr spielte von links einen wunderbaren Diagonalball ins rechte Drittel des Strafraums, wo Christian Degener als Abnehmer wartete und die Kugel ins lange Eck hämmerte (38.).
Bambur: „Wenn wir weitermachen wie gegen BU und Vicky, sieht es gut aus“
Der zweite Durchgang begann mit zwei Neuerungen bei Cordi: Maurizio D'Urso und Mehdi Jaoudat ersetzten Martin Werner und Jeremy Baur. Und auch, wenn zunächst Mohamed Labiadh für BU eine Flanke von El-Nemr im Strafraum nicht unter Kontrolle bringen konnte (53.) und Bambur für die Gäste mit seinem Schuss an BU-Torhüter Dennis Bock scheitere (54.), sollte sich die Hereinnahme von D'Urso und Jaoudat bezahlt machen. Mit D'Urso lief das Spiel – anders als zuvor – endlich auch über Cordis „Sechser“. Und Jaoudat sorgte für eine Menge Belebung in vorderster Front. So auch zehn Minuten vor dem Ende des Spiels, als die Gästemannschaft an der Dieselsraße auf einmal in Führung ging.
Was war passiert? Jaoudat hatte seine Gegenspieler wieder einmal genarrt, sein Schuss aber konnte abgewehrt werden. Doch urplötzlich war Andreas Goldgraebe am Ball und den Concorden offenbarte sich gleich die nächste Einschussmöglichkeit. Goldgraebe, sonst nicht unbedingt als „Goalgetter“ bekannt, zog ab und die Kugel landete flach unten im langen Eck – 2:1 für Cordi (80.). Und die „Bekkamp-Boys“ legten noch einen weiteren Treffer nach. Jaoudat behauptete sich rechts im Strafraum gegen gleich zwei Barmbeker, flankte scharf und flach nach innen, wo sich Bambur nicht zwei Mal bitten ließ und in allerbester Torjägermanier aus Nahdistanz den 3:1-Endstand für seine Farben besorgte (87.).
Pieper-von Valtier: „Mir hat keiner ein Ultimatum gestellt“
BU-Trainer Frank Pieper-von Valtier haderte mit der Chancenverwertung und den Fehlern seiner Equipe. Foto: KBS-Picture
„Der Sieg war sehr wichtig für uns“, gab Bambur anschließend nach dem Abpfiff zu Protokoll, „wir hatten uns Einiges vorgenommen. Ich denke, wir haben unseren Plan umgesetzt. Jetzt dürfen wir uns darauf nicht ausruhen, sondern müssen weitermachen. Unser Blick geht auf das nächste Spiel gegen den HSV III.“ Von Unruhe oder gar einer Krise könne man nach dem bisherigen Saiosnverlauf nicht sprechen, so Bambur: „ Das würde ich so nicht sagen. Natürlich gab es einen Umschwung und es ist jetzt eine andere Mannschaft als früher unter Aki Cholevas. Er hat hier gute Arbeit gemacht, das wissen alle. Aber inzwischen ist Florian Gossow hier und wir haben einige wichtige Spieler, die uns vor der Saison verlassen haben und einige, die neu dazugekommen sind. Das brauchte seine Zeit, um sich zu finden.“ Ergo sehe er nach nun sechs Begegnungen auch noch nicht schwarz für höhere Ziele, so der Stürmer. „Wenn wir so weitermachen wie heute gegen BU oder an das Spiel gegen Vicky anknüpfen, im dem wir auch gut waren, dann sieht es gut aus.Wir schauen aber von Spiel zu Spiel und wollen natürlich gerne jedes gewinnen Dann werden wir sehen, wo wir nach dem Ende der Hinserie stehen. Ich würde mich freuen, wenn wir ganz oben dabei sind.“
„Man hat gemerkt, dass beide Mannschaften das taktisch gut gemacht haben, sodass es nicht viele Torchancen gab. Trotzdem sind wir in der ersten Halbzeit nicht so in Fahrt gekommen, wie wir spielen wollten. Wir waren teilweise zu unklar und haben Dinge nicht so gelöst, wie wir das vor dem Spiel besprochen haben“, analysierte Frank Pieper-von Valtier derweil die Niederlage. Immerhin: Nach der Pause habe seine Equipe Situationen „besser gelöst“, so der BU-Coach. „Das 0:1 darf uns nicht passieren. Da stehen wir verkehrt. Das 1:1 zur Pause war gerechtfertigt. In der zweiten Hälfte müssen wir dann das 2:1 machen, dann geht das Spiel in eine andere Bahn, aber wir belohnen uns nicht. Es war klar: Wer das nächste Tor macht, der sitzt am längeren Hebel. Das 1:2 müssen wir vorher taktisch unterbinden. Das 1:3 ist nicht mehr entscheidend“, konstatierte Pieper-von Valtier, um dann noch einmal klarzustellen, dass er die Aussage von BU-Präsident Frank Meyer nach der 1:5-Pleite gegen Teutonia 05 am ersten Spieltag, er werde sich fünf weitere Spiele ansehen und dann mit seinem Coach reden, nicht als Ultimatum verstanden habe: „Mir hat keiner ein Ultimatum gestellt. Entscheidend ist, was die Person mit mir bespricht. Nicht, was irgendwo geschrieben wird. Und das wir zwischendurch bestimmte sportliche Situationen besprechen, ist normal.“
Jan Knötzsch