Corona-Krise
Stimmen zum (Abbruch-)Szenario: Von „geiler Bonus“ bis hin zu „das Plakat mit der Aufschrift ‚Fair geht vor‘ verbrennen“
Hasan Yaylaoglu (Trainer SV Eidelstedt, 16. Platz Bezirksliga West): „Ich rede hier nicht davon, die Klasse zu halten. Das haben wir definitiv nicht getan. Wir haben sportlich überhaupt nicht überzeugt. Deswegen kann ich mich über den ‚angeblichen Klassenerhalt' jetzt persönlich auch nicht richtig freuen. Davon abgesehen werde ich den SV Eidelstedt bekanntlich nach der Saison sowieso verlassen. So eine Krise wie jetzt mit dem Corona-Virus hatten wir noch nie, von daher: Dass es so lange gedauert hat, bis man zu dem Punkt gekommen ist, an dem man jetzt ist, ist einfach so. Hätte man die Saison gänzlich nicht gewertet, wäre das sehr schade gewesen für Teams, die wirklich viel investiert haben. Deswegen finde ich den Vorschlag mit den Aufsteigern über die Quotienten-Regelung gut. Die ‚Absteiger' werden in dem Sinne jetzt natürlich belohnt – so will man vermutlich eine Klagewelle von sich fern halten. Das ist auch völlig legitim. Eigentlich gibt es nur den Weg, dass man die Ligen eben aufstockt.“
Bilal Akdag (Trainer FC Bingöl 12, 1. Platz Bezirksliga Süd): „Wir haben heute früh, nachdem der HFV das Scheiben veröffentlicht hat, schon sehr viel telefoniert. Wir hatten uns ursprünglich für die Unterbrechung der Saison ausgesprochen, da wir sichergehen wollten, dass das, was wir bisher geleistet haben, nicht verschwindet. Es bestand ja die Gefahr, dass die Saison bei einem Abbruch annulliert wird. Das wollten wir nicht eingehen, deswegen hatten wir in der letzten Woche auch schon wieder angefangen, zu trainieren. Wir haben jetzt eine Perspektive, dass der Aufstieg möglich ist. Momentan ist es ganz schwierig für alle, eine Entscheidung zu treffen. Jetzt haben wir zumindest etwas mehr Planungssicherheit. Wir können dementsprechend Spielergespräche führen und andere Planungen durchziehen. Für uns ist das eine sehr glückliche Nachricht – auch, wenn wir die Saison mit nur 21 von 30 Spielen als Tabellenerster beenden. Da in andeen Bundesländern schon ähnlich entschieden wurde, haben wir auf eine ähnliche Tendenz gehofft. Insgesamt sind wir jetzt happy, dass es so und nicht anders aussieht. Wir werden die Vorbereitungen – sehr wahrscheinlich für die Landesliga – angehen. Den Vorschlag, wie er jetzt gemacht wird, finde ich fair. Auch, dass keiner abstiegt – nur, wenn der Wunsch besteht. Dass man aktuell nicht spielen kann, ist jedem klar. So wie es jetzt kommen soll, ist es besser. Jetzt kann jeder Verein planen und rechnen. Wir können davon ausgehen, dass irgendwann eine neue Saison beginnt. Der HFV hat letztlich lange gewartet, aber mit dem jetzigen Modell können alle zufrieden sein. Auch, wenn es für die Vereine, die vielleicht noch um den Aufstieg gespielt hätten, ärgerlich ist.“
Dennis Tornieporth, Trainer des im Tabellenkeller befindlichen Hansa-Landesligisten Düneberger SV. Foto: Bode
Daniel Schmitt (Manager FC Voran Ohe, 7. Platz Landesliga Hansa): „Es ist die richtige Entscheidung, weil es für die Vereine in Bezug auf außerordentliche Regularien den geringsten Aufwand bedeutet – vor allem in Sachen Spielerverpflichtungen. Meine große Hoffnung ist, dass nach den Sommerferien ein normaler und regulärer Trainingsbetrieb möglich ist und wir ab September wieder richtig loslegen können. Das ist meine Wunsch- und Traumvorstellung.“
Cemil Yavas (Manager TuS Osdorf, 8. Platz Oberliga): „Ich habe diese Konstellation bereits vor einem Monat für die sinnigste gehalten. Der Verein und auch ich können mit der Entscheidung, sollte sie denn so durchgezogen werden, gut leben – und ich denke, dass es der Großteil in Hamburg auch kann. Jeden wird man natürlich nicht glücklich machen können. Aber sollte es so kommen, freue ich mich für unsere Zweite Mannschaft, die dadurch in die Bezirksliga aufgestiegen wäre.“
Auch bei TuRa Harksheide um Liga-Obmann Philipp Penkwitt (re.) herrscht Unklarheit darüber, in welcher Liga man künftig zugegen sein wird. Foto: Küch
Danny Zankl (Trainer TSV Sasel, 5. Platz Oberliga): „Wir sind grundsätzlich erstmal froh, dass wir jetzt ein bisschen mehr Planungssicherheit haben. Glücklicherweise sind wir ja noch im Pokal, der weitergespielt werden soll. Da erhoffen wir uns natürlich noch konkrete Termine, wie und wann es dort weitergehen könnte. Aber als Trainer guckt man natürlich auch darauf, wann die neue Saison beginnen könnte – und hofft auf eine Aussage, zu wann man ungefähr damit planen kann. Ob man weiter trainiert oder doch unterbricht? Ob man die Intensität im Training erhöht oder ab wann man das macht? Für die Entscheidung jetzt sind wir erstmal froh, dass etwas passiert ist. Jetzt wünschen wir uns noch, dass ein wenig Licht ins Dunkel gebracht wird, in Hinblick auf die Termine im LOTTO-Pokal – aber auch in Bezug auf den Saisonstart 2020/21.“
Dennis Tornieporth (Trainer Düneberger SV, 14. Platz): „In erster Linie ist es wichtig, dass es jetzt mal eine Entscheidung gibt, in welche Richtung es gehen soll. Noch muss sie ja erstmal final beschlossen weden. Ich fand dieses Rumgereiere in den letzten Wochen im Vergleich zu anderen Verbänden eigentlich furchtbar und unglücklich. Woanders wurden Entscheidungen getroffen, in Hamburg war das sehr grenzwertig. Von daher freue ich mich, dass es jetzt erstmal eine Entscheidung gibt. Die entspricht der Mehrheit. Ich selbst habe mich auch für einen Abbruch ausgesprochen – unabhängig davon, ob es am Ende mit oder ohne Absteiger gewertet würde. Ich glaube, man sollte einen Cut machen. Es ist normal, dass es immer negative Stimmen geben wird und jemand unglücklich ist. Es ist die einzig richtige Entscheidung, dass man Vereine, die gute Arbeit gemacht haben, mit dem Aufstieg belohnt, und dass man die nicht bestraft, die sich noch hätten retten können. Natürlich verstehe ich aber auch, dass Mannschaften, die auf Platz drei oder vier sind und nur wenige Punkte Abstand auf einen Aufstiegsplatz haben, unzufrieden sind, weil sie der Meinung sind, dass sie es noch geschafft hätten. In der jetzigen Phase ist es wichtig, nach vorne zu schauen. So könnte man jetzt im September in eine neue Saison starten und es wären keine zwei Jahre fußballerisch tot. Wenn man die jetzige Saison beispielsweise bis in den Winter fortgeführt hätte, dann wäre die neue komplette Spielzeit bis zum Sommer gar nicht mehr durchführbar gewesen. Dann wären zwei Jahre für den Arsch gewesen. So wird jetzt eine Saison, in der ein Großteil gespielt wurde, gerechnet.“
Mert Kepceoglu (Sportlicher Leiter Meiendorfer SV, 17. Platz Oberliga): „Ich habe schon am Anfang der Krise gesagt: Egal, wie am Ende entschieden wird – es wird immer wen geben, der jammert. Du kannst nie alle gleichzeitig zufriedenstellen. Aus unerer Sicht kann ich sagen: Wir haben aufgrund unseres Tabellenstands bislang für die Landesliga geplant. Es ist schon eine Überraschung, dass es jetzt so aussieht, dass wir mit größter Wahrscheinlichkeit in der Oberliga bleiben werde. Wenn ich mich an den Dezember 2019 zurückerinnere, dann sehe ich uns noch mit den sechs Spielern, die im Winter bleiben wollten. Danach haben wir es geschafft, in drei Wochen 20 neue Spieler zu holen und auch ein neues Trainerteam zu installieren. Wir haben alle die widerlegt, die gesagt haben, dass Meiendorf überhaupt keine Mannschaft zusammenbekommen und nach der Winterpause nicht mehr antreten wird. Wir konnten antreten. Sogar mit einer nicht so schlechten Mannschaft – und das war wichtig für uns. Dass wir jetzt noch eine weitere Saison in der Oberliga spielen dürfen, ist der Lohn für die Mühen, die wir hatten und ein ganz geiler Bonus. Ob die Entscheidung so, wie sie nun vorgeschlagen wird, fair ist – da muss man ein Fragezeichen hinter stellen. Wir gucken jetzt nach vorne und planen weiter für die neue Saison.“