Testspiel

Starker Gegner zeigt ersatzgeschwächten Dassendorfern „nach oben hin gewisse Grenzen auf“

11. Juli 2021, 11:32 Uhr

Heißer Kampf um den Ball: Dassendorfs Bundesliga-erfahrener Neuzugang Zhi-Gin Lam (li.) gegen Aurel Loubongo. Foto: noveski.com

Jean-Pierre Richter stand noch unter dem Eindruck „der letzten fünf Minuten“. In jener Phase machte sich seine TuS Dassendorf ein gutes Ergebnis bei der U23 des FC St. Pauli zunichte. Stattdessen stand am Ende eine 1:4-Niederlage auf dem „Scoreboard“ (Alle Szenen im LIVE-Ticker). Vom Ergebnis her die nächste herbe Schlappe nach dem 2:6 gegen Holstein Kiel II. Aber: „Das Kiel-Spiel hatte ganz andere Ursachen“, befand Richter – und fügte an: „Da muss man wirklich sagen, dass wir ein Drittel herausragend gespielt haben und in der zweiten Halbzeit fahrlässig, naiv und schlecht waren.“

Ex-Profi Martin Harnik (li.) hatte die Führung für "Dasse" auf dem Fuß. Sein toller Heber zum vermeintlichen 1:0 für den Oberligisten zählte nicht. Foto: noveski.com

Am Samstagnachmittag traf man am Brummerskamp auf einen Kontrahenten, „der eine hohe Leistung – auch im läuferischen Bereich – abgerufen hat“, konstatierte Richter. Ein weiterer entscheidender Aspekt dafür, dass es gegen den Regionalligisten hintenraus so deutlich wurde: „Der Gegner konnte nach der Pause nochmal richtig gut nachlegen. Da merkt man dann schon, dass man gewisse Grenzen aufgezeigt bekommen hat. Diese Grenzen hätten wir durchbrechen können“, sprach der Chefcoach der TuS unter anderem auf die dünne Personaldecke seiner „Wendelwegler“ (Amando Aust, Dennis Bergmann, Henrik Dettmann, Marcel Lenz und Mattia Maggio fehlten) sowie auf die vergebene Führungschance gleich zu Beginn an, als Martin Harnik mit seinem Abschluss an Jesper Heim hängen blieb (2.). Kurz darauf brachte der Dassendorfer Ex-Profi das Runde mit einem herrlichen Heber zwar im Eckigen unter, stand dabei aber im Abseits (5.).

Gruhne bewahrt "Dasse" vor Rückstand, St. Pauli wechselt munter durch

Das 1:0 für die U23 des FC St. Pauli! TuS-Torsteher Julian Barkmann fliegt bei Jessens Abschluss vergeblich. Foto: noveski.com

In der Folge musste man vor allem „gut und leidenschaftlich verteidigen“, wie es Richter formulierte. „Das haben wir geschafft. Und selbst hatten wir ein, zwei Abschlüsse, die wir etwas besser setzen können.“ Anders gesagt: Rückkehrer Christian Gruhne musste sich ein ums andere Mal stark auszeichnen. Während die „Kiezkickerchen“ nach Wiederanpfiff munter durchwechseln konnten und dies auch taten, hatte „JPR“ lediglich drei Feldspieler auf der Bank. Das machte sich in den zweiten 45 Minuten mehr und mehr bemerkbar. Denn schon vor dem 0:1 hatte man „eine ganz wilde Phase, wo es einen Foul- und dann einen Handelfmeter gegen uns geben kann“. Gab es allerdings nicht. Und dennoch musste der Oberliga-Champion den Rückstand hinnehmen, als Niklas Jessen ansatzlos aus 17 Metern ins rechte untere Eck traf (57.). Der inzwischen im Tor stehende Julian Barkmann war das erste Mal geschlagen.

Marvin Möller trifft nicht, Sven Möller schon

Sven Möller (re.) bejubelt seinen Ausgleichstreffer. Doch danach wurde es deutlich... Foto: noveski.com

Der Gegentreffer warf „Dasse“ zunächst aber nicht aus der Bahn. Vielmehr fand man wieder den nötigen Zugriff und hatte in Person von Marvin Möller die Riesenchance zum Ausgleich. Doch Viktor Weber parierte dessen Abschluss aus kurzer Entfernung nach einer Hereingabe von Maximilian Dittrich herausragend (65.). Wenige Augenblicke darauf sorgte Sven Möller aber für den TuS-Jubel, als er die Kugel trocken aus 14 Metern im sankt paulianischen Gehäuse unterbrachte (77.). Nichtsdestotrotz: „Wir konnten damit zwar zufrieden sein, da der Aufwand relativ hoch war und wir nur drei Feldspieler zum Wechseln hatten. Aber man merkt dann irgendwann einfach, dass die Müdigkeit einsetzt“, so Richter, der das 1:2, dem ein eigener Ballverlust vorausging, als „Genickschlag“ bezeichnete. U19-Stürmer Justin Seven verwertete eine Vorlage von Aurel Loubongo mit einem sehenswerten Abschluss in den Knick (84.). Keine 60 Sekunden später hieß es erneut Loubongo auf Seven – Tor (85.).

"Hintenraus war der Akku einfach leer"

"Dasse"-Coach Jean-Pierre Richter (li.) versucht, seine Mannschaft zu sortieren und gibt taktische Anweisungen. Foto: noveski.com

Den Schlusspunkt setzte der ehemalige Altonaer Bujar Sejdija, der eine Flanke des bärenstarken Niclas Nadj völlig freistehend zum 4:1-Endstand ins Netz köpfte (88.). „Da sind wir dann ein bisschen zu faul gewesen, konnten es nicht mehr richtig verteidigen und der Akku war einfach leer“, brachte es Richter auf den Punkt. Dennoch: „Heute waren wir in der Lage, zumindest nicht zu verlieren. Letzte Woche mussten wir verlieren. Aber das sind nicht die Mannschaften, die in der Liga oder im Pokal auf uns warten.“ Und so überwog trotz der Niederlage am Ende die Freude darüber, „dass wir keine weiteren Ausfälle dazu bekommen haben. Man hat gesehen, es wird halt schmal, wenn der eine oder andere Spieler fehlt. Aber die Jungs, die da waren, waren engagiert“, konnte Richter seinen Schützlingen den Willen nicht absprechen.

"Wenn wir keine volle Ladung dagegensetzen können, wird es schwierig"

Voller Einsatz: Kristof Kurczynski (re.) will mit seinem Tackling gegen Jakob Münzner den Ball erobern. Foto: noveski.com

„Vom Ergebnis her ist das unbefriedigend. Aber ich denke, man hat gesehen, dass die Mannschaft als Gruppe intakt ist und engagiert war. Wir sind nach dem Rückstand zurückgekommen und konnten einige Situationen auch spielerisch lösen. Der Gegner hat uns mit den Pressing-Momenten wirklich gefordert. Deshalb war es ein guter Test.“ Hinzu kommt, dass die Testspiele gegen höherklassige Gegner „auch uns nach oben hin gewisse Grenzen aufzeigen. Und wenn wir dann keine volle Ladung dagegensetzen können, wird es nun mal ein bisschen schwieriger. Aber wir haben noch den einen oder anderen Test mit hoffentlich dem einen oder anderen Spieler mehr“, hofft Richter darauf, schon bald wieder alle Mann an Bord zu haben.

Autor: Dennis Kormanjos

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