Sportlicher Boom: „So eine Gemeinschaft hab ich selbst nur ein einziges Mal erlebt“

Strukturen-Wachstum in Lokstedt - Erfolgs-Gespann bleibt

05. März 2018, 15:25 Uhr

In Lokstedt hatte man in der Hinrunde allen Grund zum Jubeln. Die Mannen von der Döhrntwiete sind ärgster ETV-Verfolger. Foto: Mathias Merk

Nach der Trennung von Heiko Klemme im Oktober 2016 bildeten die zu jenem Zeitpunkt noch aktiven Liga-Spieler Serkan Mert und Anto Josipovic ein Trainer-Gespann bei Eintracht Lokstedt. Relativ schnell vertrieb das Duo das Abstiegsgespenst von der Döhrntwiete und führte den Klub auf einen sicheren achten Tabellenplatz. Zur aktuellen Saison übernahm Josipovic das Amt des Chefcoaches und bekam mit Ihsan Azizmahmutogullari, der seine Laufbahn beendete, einen neuen Co-Trainer an die Seite gestellt – und plötzlich kämpft die Eintracht sogar um den Landesliga-Aufstieg mit.

„Dass es sportlich so boomt, hätte ich niemals erwartet“, gesteht Anto Josipovic, der die Eintracht aus Lokstedt in kurzer Zeit zu einem absoluten Top-Team in der Bezirksliga Nord entwickelt hat. Mit äußerst ansehnlichem Power-Fußball hält man derzeit dem hohen Tempo von Primus ETV stand und könnte – bei noch einem ausstehenden Spiel – sogar bis auf zwei Zähler an die Beyer-Equipe heranrücken. „Ich war überzeugt davon, dass ich helfen kann, weil ich als ehemaliger Spieler dieser Mannschaft wusste, was man verändern muss. Es ist nur immer schwer zu sagen, ob man die Leute mit dem, was man vorhat, auch hinter sich kriegt“, erzählt Josipovic, dem sein Team scheinbar blind folgt. Zumindest der Erfolg gibt ihm Recht. „Vor der Saison war das einzige Ziel, besser abzuschneiden, als in der letzten Spielzeit. Ein fünfter oder sechster Platz wäre schon eine Riesensache gewesen“, so der 32-Jährige, der selbst lange Zeit erfolgreich in Hamburgs Amateurligen unterwegs war.

Trainerteam bleibt - Neue Strukturen im Verein

Erfolgscoach Anto Josipovic bleibt auch in der kommenden Saison bei der Eintracht. Foto: Mathias Merk

Dass man allerdings eine bislang „so extrem gute Saison spielt“, sei „absolut nicht zu erwarten gewesen“, wie er sagt. „Gefühlt haben wir in den bisherigen 18 Spielen so viele Tore geschossen, wie in den letzten drei Jahren zusammen“, fügt er mit einem Schmunzeln an. Als Josipovic anfing, gab er seinen Jungs das Versprechen: „Wenn ihr Leistung bringt, wachsen die Strukturen und das Drumherum von ganz allein.“ Mit ein wenig Abstand betrachtet, kann er festhalten: „Zum Glück ist es auch so gekommen.“ Denn: Lokstedt hat seit kurzem mit Michael Gäde einen neuen Ersten Vorsitzenden. Ihm zur Seite stehen Yvonne Osmialowski (2. V.) und Mike Kröhnholdt (3. V.). Zudem wurde mit Gökhan Varol ein neuer Liga-Manager/-Betreuer installiert und Josip Josipovic trainiert fortan die Torhüter. „Wir freuen uns, dass sich etwas bewegt. Unser neuer Erster Vorsitzender stößt eine Entwicklung an, was uns natürlich sehr entgegenkommt“, so der Übungsleiter, der seine erfolgreiche Arbeit fortsetzen wird. „Das Trainerteam hat für die neue Saison zugesagt“, verrät er uns. „Wir haben hier etwas aufgebaut, was man nicht einfach so liegenlassen will.“

Ismajli stürmt für Lokstedt

Eine weitere personelle Neuerung: Mit Adem Ismajli konnte ein erfahrener Offensivakteur, der unter anderem schon für HEBC, TBS Pinneberg, Kosova und zuletzt Dersimspor gegen das runde Leder trat, verpflichtet werden. Mit dem 31-Jährigen soll die erfolgreiche Spielidee und Philosophie fortgesetzt werden. „In meiner ersten Ansprache an die Mannschaft, habe ich gesagt: ‚Wir wollen Fußball spielen, über Ballbesitz kommen und den Ball möglichst lange in den eigenen Reihen haben. ‘ Mittlerweile müssen wir fast schon aufpassen, dass wir das nicht übertreiben. Denn manchmal ist es schon eine Spur zu viel.“ Bestes Beispiel sei die Begegnung gegen BU II gewesen, als man den Gegner zunächst klar dominierte, verdientermaßen mit 2:0 führte, dann aber die schwierigen und nicht die einfachen Lösungswege suchte, sodass man sich letztendlich mit einem 2:2 begnügen musste.

"So eine Gemeinschaft habe ich selbst nur einmal erlebt"

Das Lokstedter Prunkstück: Der Zusammenhalt im Team. Foto: Mathias Merk

Am kommenden Sonntag steht für das Josipovic-Ensemble der Pflichtspielauftakt an und das „direkt mit einem Topspiel“, wie auch Josipovic, der die nächsten sechs Monate auf Leistungsträger Marcel Gompf (Rücken-OP) verzichten muss, selbst meint. Gegner an der heimischen Döhrntwiete ist der drittplatzierte TSV Sasel II. „Wir sind bereit“, so der Coach, der „das Momentum, was wir haben, gerne so lange wie möglich mitnehmen“ und das Erfolgsrezept als weiteres Faustpfand ausspielen will. „Ich habe es bisher nur ein einziges Mal erlebt, dass so eine Gemeinschaft da ist“, verrät der Kroate, und fügt erklärend an: „Das war in meiner Zeit als Spieler in Eidelstedt. Wir sind damals Dritter geworden und hatten mit Leuten wie Felipe Vidal, Benni Eta oder auch Daniello Cords einen genauso starken Teamgeist in der Truppe. Das kann am Ende der Ausgleich dazu sein, dass andere Mannschaften Oberliga-Spieler holen.“ Jenen Gedanken habe er bei seiner „Eleven“ von Anfang an „gepusht und gefördert“. Da sich auch der Verein „in die absolut richtige Richtung entwickelt“, scheinen den Höhenflügen in Lokstedt derzeit keine Grenzen gesetzt zu sein.

Autor: Dennis Kormanjos