Spiel verloren, lobende Worte gewonnen: „Altona hat das gut gemacht“

AFC unterliegt im Test gegen Zweitligist FC St. Pauli mit 0:5

11. Oktober 2018, 23:15 Uhr

Gleich klingelt's: Sami Allagui (li.) bezwingt AFC-Keeper Tobias Grubba. Foto: Heiden

Am Ende, als alles vorbei war, durften sie sich dann zumindest für einen kurzen Moment wie „kleine Stars“ fühlen: Das Freundschaftsspiel von Altona 93 gegen die Zweitliga-Truppe des FC St. Pauli (Hier gibt’s den Live-Ticker der Partie zum Nachlesen) war gerade mal ein paar Minuten Geschichte, da stand Taufeeq Fousseni auf dem Rasen der Adolf-Jäger-Kampfbahn und musste Autogramme schreiben. Das gleiche galt wenig später auch für seinen AFC-Teamkollegen Lennart Müller. „Wir haben das erste Tor zu früh bekommen“, ärgerte der sich nach dem Schlusspfiff, ehe er seine Signatur auf ein ihm hingehaltenes Shirt setzte, und erklärte trotz der 0:5-Niederlage gegen die Elf vom Kiez und mit Blick auf seinen Gegenspieler: „Es ist schon geil, gegen Allagui zu spielen.“

Dieser Allagui, Vorname Sami und seines Zeichens Stürmer des FC St. Pauli, war es auch, der mit dem – nach Müllers Meinung – viel zu frühen Tor den ersten Treffer des Spiels erzielte. Gerade einmal zwei Minuten waren zu diesem Zeitpunkt absolviert. Danach hielt sich der Oberligist über einen längeren Zeitraum schadlos. Erst 18 Minuten später folgte das 0:2 aus Sicht des AFC, als Cenk Sahin, der auch beim ersten Treffer als Vorbereiter fungierte, für Henk Veermann auflegte (20.). Nur vier Minuten später traf Felix Carstens per Kopf im Anschluss an eine Ecke von Bernd Nehrig zum 3:0 für die „Kiezkicker“. Noch vorm Seitenwechsel sollte der AFC drei große Gelegenheiten haben: Erst wurde ein Schuss von Tolga Tüter von Keeper Svend Brodersen pariert (26.), als Brodersen nach 35 Minuten im Anschluss an Tüters Kopfball bereits geschlagen war, rettete Brian Koglin auf der Linie. Und schließlich donnerte Tüter zwei Minuten vor der Pause einen Freistoß ans Aluminium. Zwischen Traumtor und „Gestänge-Knaller“ lagen in diesem Moment nur Zentimeter.

Tüter hat gleich mehrfach einen AFC-Treffer vor Augen

St. Paulis Richard Neudecker (re.) setzt gegen Joshua Gebissa zur Flanke an. Foto: Heiden

Nach Wiederbeginn wechselten beide Mannschaften mehrfach. Weitere Tore ließen erst einmal auf sich warten. Bis zur 57. Minute, um genau zu sein. Dann traf Robin Meißner zum 4:0. Und auch der letzte Treffer der Begegnung zum 5:0 nach 60 Minuten ging auf das Konto des Mannes aus der U23 der „Kiezkicker“, der zunächst vom Stadionsprecher irrtümlich als Testspieler betitelt wurde. Sein Coach jedenfalls durfte auch dank der beiden Meißner-Treffer nach dem Match ein positives Fazit ziehen. „Das war eine schöne Gelegenheit, vor vielen Zuschauern in der eigenen Stadt zu testen. Das finde ich gut. Es war keine lange Reise nötig, wir hatten einen guten Gegner. Altona hat das gut gemacht, das ist eine gute Mannschaft“, konstatierte Markus Kauczinski im Anschluss an das Match, das 2089 Zuschauer verfolgten.

„Wir haben haben uns ordentlich bewegt. Es gab gute und weniger gute Phasen. Insgesamt war es ein guter Test. Ich hätte mir ein oder zwei Tore mehr gewünscht“, erklärte Kauczinski, der neben dem aktiven Sahin und Meißner auch den von Lennart Müller so gepriesenen Allagui mit Lob bedachte: „Sami hat sich sehr gut im Zusammenspiel mit Henk Veermann gezeigt, Die beiden wollte ich unbedingt zusammen sehen. Er hatte auf der Zehn viele Räume.“ Und auch zu Jan-Philipp Kalla, der sein Comeback feierte, fand Kauczinski noch ein paar Worte: „Ich freue mich, dass er grünes Licht bekommen hat und eine Halbzeit spielen konnte. Das war ein Anfang. Dass ein paar Bälle nicht gut getimed waren, ist nicht schlimm. Es war gut für ihn, wieder auf dem Platz zu stehen.“

Algan: „Wir haben den Jungs gesagt: habt Spaß, probiert ein bisschen was aus“

Kleines Tänzchen gefällig? Sami Allagui (re.) lässt Altonas Lennart Müller aussteigen. Foto: Heiden

Apropos auf dem Platz stehen: Beim AFC ließ Berkan Algan alle fitten Spieler auflaufen. „Ehrlich gesagt muss man sagen, dass das Spiel aufgrund der vielen Verletzungen und Probleme für uns zu einer Unzeit kam. Auch Lennart Müller hatte wegen Leistenbeschwerden unter der Woche nicht trainieren können“, so der AFC-Coach, der vorerst auf Keeper Patrick Hartmann verzichten muss. „Er hat sich die Bänder im Knöchel gerissen“, teilte Algan mit. „Ich werde vermutlich vier Wochen ausfallen“, so Hartmann selbst. Mit William Wachowski musste im Spielverlauf dann auch noch ein Akteur angeschlagen runter. „Er hat sich an der Hand verletzt“, verriet Algan später. „ich hoffe, dass es nichts Ernstes ist. In unserer Situation wäre so eine Verletzung jetzt total unpassend.“

Denn nach dem Spiel gegen den Kiezclub wartet am Sonntag in der Oberliga das Spitzenspiel beim TSV Sasel. Was man aus dem Test gegen den Zweitligisten ins Match gegen die „Parkwegler“ mitnimmt? „Nichts“, gab Algan offen zu und erklärte: „Das heute war ein reines Spaß-Spiel. So sind wir das auch angegangen. Wir haben den Jungs gesagt: habt Spaß, probiert ein bisschen was aus. Wir hatten gute Chancen, aus denen wir ein, zwei Tore machen können. Ich bin stolz auf meine Mannschaft, freue mich und bedanke mich beim FC St. Pauli, dass sie gegen uns spielen wollten und wir für den Verein heute hoffentlich ein guter Gastgeber waren. Es war ein Fußballfest. Klar: Ein 0:5 hört sich ein bisschen hoch an, aber ich denke, dass wir gute Chancen hatten und ein paar vernünftige Angriffe gegen eine qualitativ unfassbar gute Mannschaft gezeigt haben. Wir konzentrieren uns ab jetzt und müssen uns für das immens wichtige Spiel gegen Sasel sammeln.“

Jan Knötzsch