Oberliga 02

Sorgenfrey: „Ich habe meine Enttäuschung über die bisherigen Leistungen deutlich zum Ausdruck gebracht“

17. September 2021, 11:56 Uhr

Vicky-Manager Nico Sorgenfrey spricht im Interview mit uns Klartext zur augenblicklichen Situation beim Traditionsverein. Foto: Christian Küch

Als haushoher Favorit der Zweier-Staffel in die Oberliga-Saison gestartet, hinkt der SC Victoria Hamburg den eigenen Erwartungen deutlich hinterher. Nach drei absolvierten Spielen wartet man an der Hoheluft noch immer auf den ersten Sieg, erst zwei Zähler konnte der ruhmreiche Traditionsverein verbuchen. Negativer Höhepunkt des klassischen Fehlstarts mit vielen verletzten Leistungsträgern: Das Pokal-Aus am vergangenen Wochenende bei Bezirksligist FC Alsterbrüder. Wir haben uns Vicky-Manager Nico Sorgenfrey zur eingehenden „Fehleranalyse“ geschnappt, mit ihm über die Gründe für die bisherigen Auftritte, Trainer Marius Ebbers und dessen Aussagen, die Kaderzusammenstellung, Forderungen ans Team und einen möglichen Turnaround gesprochen…

FussiFreunde: Der SC Victoria wurde vor Saisonbeginn als großer Favorit in der Oberliga 02 gehandelt. Nach drei Spielen steht man mit zwei Punkten da. Ein klassischer Fehlstart?

Nico Sorgenfrey: „Ja, ein klassischer Fehlstart. Zwei Punkte aus drei Spielen sind definitiv zu wenig. Daher rede ich nicht um den heißen Brei herum, sondern empfinde die Punkteausbeute für unsere Ansprüche für viel zu dünn.“

Wie erklärst du dir das bisherige Abschneiden – und vor allem auch die jeweiligen Auftritte?

Vor seiner Zeit beim SCV war Sorgenfrey in gleicher Position beim SC Poppenbüttel und FC Teutonia 05 tätig. Foto: KBS-Picture.de

Sorgenfrey: „Ich habe eine klare Meinung über die bisherigen Auftritte. Die Gründe dafür habe ich intern angesprochen – sowohl gegenüber der Mannschaft als auch dem Trainerteam. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten verstehen, was die Erwartungen sind und was damit verbunden ist. Fakt ist, dass wir aktuell den SC Victoria nicht so repräsentieren, wie wir uns das wünschen und können. Daran wird gearbeitet, das wird besser werden.“

Der vorläufige negative Höhepunkt war das Pokal-Aus am vergangenen Sonntag bei Bezirksligist FC Alsterbrüder. Viele haben nach der desolaten Darbietung beim HSV III eine Reaktion erwartet. Warum ist diese ausgeblieben?

Sorgenfrey: „Korrekt, das Pokal-Aus war der Höhepunkt der letzten Wochen. Diese Niederlage kann ich als Verantwortlicher für diese Mannschaft nicht akzeptieren. Sicherlich waren nicht alle Dinge in diesem Spiel schlecht und der Gegner hat alles reingehauen, was er hat. Dennoch erwarte ich bei einem zwei Klassen tiefer spielenden Gegner, bei allem Respekt vor Gunnar Hitscher und seiner Truppe, einen Sieg unserer Mannschaft und das Weiterkommen. Ohne Wenn und Aber. Das ist uns nicht gelungen, das enttäuscht mich sehr.“

Euer Trainer sprach im Nachgang im „Abendblatt“ dennoch von einem „Schritt in die richtige Richtung“. Wie geht das nach einem Ausscheiden bei einem Bezirksligisten?

Die Diskussionen um das Trainerteam Marius Ebbers (li.) und Martin Spreitz könne er nicht verstehen, so Sorgenfrey. Foto: noveski.com

Sorgenfrey: „Dieses Zitat muss im Zusammenhang des gesamten Statements gesehen werden. Ich kommentiere nicht einen Satz aus einem Kommentar von ‚Ebbe‘ direkt nach dem Spiel. Unsere Aufgabe ist es, den Blick zusammen mit der Mannschaft nach vorne zu richten. Wir haben wichtige und schwierige Aufgaben in der Liga vor uns. Das Spiel bei Rugenbergen wollen wir gewinnen. Darauf liegt unser gesamter Fokus. Daher nehmen wir die Dinge mit, die gute waren, auch wenn wir im Pokal ausgeschieden sind, und gehen mit vollem Elan und Einsatz in die nächste Aufgabe.“

Apropos Marius Ebbers: Es war nicht das erste Mal, dass er nach dem 0:3 beim HSV III auch sich und seine Arbeit in Frage gestellt hat. Wie hast du die Aussagen auf- und wahrgenommen?

Sorgenfrey: „Wir haben offen über diese Aussage gesprochen. ‚Ebbe‘ hat mir erklärt wie er es gemeint hat und damit ist die Sache geklärt. Aus ‚Ebbe‘ spricht die Enttäuschung über die abgelieferten Leistungen. Das ist nachvollziehbar. Er ist Sportler durch und durch. Dennoch steht er voll und ganz hinter dem Verein und der Mannschaft und hat Bock auf die Aufgabe. Das hat er mir nachvollziehbar dargestellt.“

Warum ist Marius Ebbers der richtige Trainer für Vicky?

Im Sommer lotste Sorgenfrey (li.) unter anderem Torjäger Nick Scharkowski zurück an die Hoheluft. In der Liga wartet dieser noch auf sein erstes Saisontor. Foto: SC Victoria

Sorgenfrey: „Ich verstehe die Frage nicht. Warum muss ich mich nach drei Oberliga-Spielen darüber äußern, ob Marius Ebbers der richtige Trainer ist? Ich empfinde die Frage als Versuch, zu einem so frühen Zeitpunkt der Saison, unseren Trainer infrage zu stellen. Das finde ich nicht gut. Sicherlich werden wir alle am Erfolg gemessen und das ist auch gut so. Und unser eigener Anspruch ist es, das Bestmögliche zu erreichen. Doch ich persönlich beurteile die Leistung eines Trainers nicht anhand von drei Spielen in der Liga und zwei Pokalspielen.“

Der Trainer sagte auch, dass die Spieler allesamt für sich Top-Spieler in der Oberliga seien, aber dass es keine Mannschaft ist. Welchen Vorwurf machst du dir vielleicht auch in Bezug auf die Kaderplanung und -zusammenstellung?

Sorgenfrey: „Wie ich bereits vor Saisonbeginn sagte, bin ich weiterhin der Meinung, dass wir einen sehr guten Kader zusammengestellt haben. Jeder einzelne Spieler bringt seine individuellen Qualitäten mit ein. Daraus eine homogene Truppe zu formen, wird gelingen. In der Kaderplanung und -zusammenstellung haben wir bewusst darauf geachtet, wenige Transfers zu tätigen, da wir von der Kaderstruktur und der Qualität überzeugt sind. Das sind alles gute Jungs. Die Mannschaft hat in diversen Jahren vorher bewiesen, dass sie eine Einheit ist. Auch wenn wir aktuell unseren Erwartungen hinterherhinken, sollte man uns nicht abschreiben!“

Inwiefern traut ihr als Verantwortliche dem Trainerteam den Turnaround zu?

Aus seiner Enttäuschung über das bisherige Abschneiden und Auftreten macht Sorgenfrey keinen Hehl. Foto: Christian Küch

Sorgenfrey: „Unser Trainerteam Marius Ebbers und Martin Spreitz leistet hervorragende Arbeit. Sie machen ihren Job mit viel Herzblut und Überzeugung gepaart mit ihrer fachlichen Kompetenz und Ausbildung. Diese Attribute werden zum Erfolg führen, da bin ich mir sicher. Meine volle Unterstützung haben sie.“

Auch wenn du es natürlich nicht gerne hören wirst, muss die Frage kommen: Mal angenommen, es wird auch am kommenden Sonntag beim SV Rugenbergen nicht zu drei Punkten langen, wird Marius Ebbers dann auch am darauffolgenden Freitag im Heimspiel gegen Buchholz 08 auf der Bank des SCV sitzen?

Sorgenfrey: „Ja, wird er.“

Nun wird viel über den Trainer geredet und spekuliert. Was forderst du als Manager von der Mannschaft ein?

Sorgenfrey: „Wir im Verein sind ruhig und analysieren sachlich die sportliche Situation. Wenn die Presse über den Trainer reden oder spekulieren will, dann kann ich das nicht verhindern. Intern wird niemand infrage gestellt. Ich habe zur Mannschaft gesprochen und meine Enttäuschung über die bisherigen Leistungen deutlich zum Ausdruck gebracht. Ich habe Dinge angesprochen, die mir missfallen und anders gemacht werden müssen. Die Mannschaft ist jetzt in der Pflicht und in der Verantwortung.“

Abschließend: Sind die „glorreichen“ Vicky-Zeiten vorbei – oder traust du der Mannschaft nach wie vor zu, in der Oberliga ganz oben anzugreifen und mitzuspielen?

Sorgenfrey: „Wir haben drei Spiele in der Oberliga gespielt. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt nichts, noch gar nichts verspielt oder verloren. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass diese Mannschaft zusammen mit dem Trainerteam schon sehr bald wieder Siege einfahren wird.“

Autor: Dennis Kormanjos