Kolumne

Sinnvolle Schritte, die man trotzdem nicht zu oft einleiten müssen sollte

Abpfiff – Die FussiFreunde-Kolumne

30. April 2019, 18:29 Uhr

Foto: KBS-Picture.de

An dieser Stelle greifen wir regelmäßig die Themen des Hamburger Fußballs aus der Woche und vom Wochenende auf und kommentieren diese. Dieses Mal geht es dabei um die Rettung des Buxtehuder SV und den Einsatz der Polizei beim Bezirksliga Ost-Spiel zwischen dem Oststeinbeker SV und dem ASV Bergedorf.

Es waren Szenen, wie man sie sonst vermutlich nur aus Bundesliga-Stadien oder – übertrieben gesagt – vielleicht von sogenannten Problemspielen kennt: Am Freitagabend bei der Partie zwischen dem OSV und dem ASV waren knapp 60 Polizeibeamte während und nach der Partie im Einsatz. Ein ziemlich großes Kontingent an Beamten, wenn man bedenkt, dass es sich „nur“ um ein Bezirksliga-Spiel handelt. Es war die Reaktion auf einen über „Facebook“ verbreiteten Aufruf der Bergedorfer, dass Oststeinbek „brennen muss“. OSV-Liga-Obmann Michael Baaß und Bergedorfs Sportlicher Leiter Jörg Franke – beide im Übrigen selbst Polizeibeamte – hatten im Vorfeld ihre Kollegen informiert.

Vorsicht ist um Einiges besser als Jammern, wenn was passiert

In Oststeinbek wurde am Freitag pfophylaktisch verhindert, dass es zu hoch herging. Foto: Bode

Nun, der erwartete Einsatz von Pyrotechnik blieb aus, ein Aufeinandertreffen zwischen den beiden Fanlagern gab es nicht. Dennoch mussten die Beamten nach der Partie auf dem Platz Präsenz zeigen: Eine Gruppe von Bergedorf-Fans betrat nach dem Abpfiff den Platz und näherte sich der OSV-Fangruppierung, die ihrerseits mit dem Team den Sieg feierten. Es passierte – nichts!“ Trotzdem gab es anschließend in diversen Medien Überschriften, die suggerierten, Fans wären aufeinander losgegangen beziehungsweise die Polizei habe den Platz gestürmt. Was für ein Unsinn! Auch, wenn OSV-Trainer Simon Gottschling nach dem Spiel feststellte, dass Bilder „von den Polizisten in Kampfausrüstung blöd aussehen“, kann man beiden Seiten eigentlich nur gratulieren. Vorsicht ist schließlich um Einiges besser, als wenn die Sache am Freitagabend tatsächlich aus dem Ruder gelaufen und dann niemand da gewesen wäre, um zu schlichten oder Schlimmeres zu verhindern. Dennoch: Am besten wäre es, wenn keiner mehr dazu „gezwungen“ wäre, überhaupt erst daran denken zu müssen, prophylaktisch die Polizei zu kontaktieren. 

In Buxtehude heiligte der Zweck zumindest die Mittel

Salim Aichaoui und seine Teamkollegen haben mit ihren Kündigungen das Ziel erreicht. Foto: KBS-Picture.de

Schlimmeres verhindert haben derweil die Fußballer des Buxtehuder SV. Wenngleich die kickenden Herren aus der Landesliga Hansa dafür auch einen Schritt gehen musste, der nicht unbedingt alltäglich ist. Oder anders gesagt: der nicht alltäglich werden sollte. Dann nämlich, wenn komplette Mannschaften ihre Kündigung zum Saisonende aussprechen, ist im Vorfeld einiges schiefgelaufen. So wie es in Buxtehude der Fall war: Der Hauptverein und die Fußball-Abteilung lagen zum wiederholten Male im Clinch. Streitpunkt: Die Finanzierung der Fußball-Abteilung. Nachdem es erst so aussah, als sei „alles vorbei“ (O-Ton des langjährigen Trainers und Liga-Managers René Klawon), gab es nun – wie wir exklusiv berichteten – die große Wende. Weil der Hauptsponsor der Landesliga-Kicker ein finanziell so lukratives Angebot machte, dass die Ausgliederung der Fußball-Abteilung in eine wirtschaftlich eigenständige GmbH ermöglicht. Aber auch, weil die Spieler abseits des Platzes ihr Heil in der Offensive suchten und dem Gesamtverein die Pistole auf die Brust setzten. In diesem Fall heiligte der Zweck die Mittel. Schule machen sollte so ein Schritt aber dennoch nicht. 

Jan Knötzsch