DFB-Pokal

„Sie haben verdient, so ein Pokalspiel zu spielen – dann haben sie auch unseren Respekt verdient“

11. September 2020, 15:21 Uhr

Leverkusen-Trainer Peter Bosz zollt dem Regionalligisten aus Norderstedt Respekt. Foto: Bayer 04-TV/Screenshot

Nimmt man die Pressekonferenzen vor dem DFB-Pokal-Erstrunden-Spiel zwischen dem FC Eintracht Norderstedt und Bayer 04 Leverkusen als Bestandteil des Wettkampfes zwischen dem Nord-Regionalligisten (Nord-Staffel) und dem Bundesligisten, dann hat der „Underdog“ zumindest einen Sieg schon eingefahren: Während „EN“ die Medienvertreter bereits am gestrigen Donnerstag zum Gespräch bat (Hier gibt’s den Text), zog die „Werkself“ erst am Freitagmorgen nach und Trainer Peter Bosz stellte sich turnusmäßig den Fragen der Journalisten. 

Das große Thema dabei war eigentlich eher die personelle Lage der Leverkusener nach den beiden Abgängen von Kevin Volland (AS Monaco) und Kai Havertz (FC Chelsea) sowie der Verpflichtung des Tschechen Patrik Schick, der vom Bundesliga-Konkurrenten RB Leipzig in Richtung BayArena gewechselt ist – und am Sonntag gegen „EN“ im Kader stehen wird, obwohl er selbst zuletzt angekündigt hatte: „Ich denke nicht, dass ich für Sonntag bereit sein werde. Ich muss langsam anfangen, um mich im Training wieder in Form zu bringen. Ich denke, dass ich für das erste Bundesliga-Spiel bereit bin.“

Neuzugang Schick steht im Kader

Bayers Neuzugang Patrick Schick, der von RB Leipzig nach Leverkusen gewechselt ist. Foto: Bayer 04-TV/Screenshot

„Er wird im Kader sein – da gehe ich von aus, obwohl er nur zwei Mal trainiert hat und das nicht viel ist. Aber was ich von ihm gesehen habe, war gut – dann kann er auch dabei sein. Er ist seit zwei Tagen da und macht einen guten Eindruck. Er muss seine Mitspieler kennenlernen. Und seine Mitspieler ihn – das ist fast noch wichtiger“, sagt Bosz, der am Sonntag derweil mit Leon Bailey eine andere Offensivkraft ersetzen muss. Der Jamaikaner musste sich nach einer Teilnahme an der Geburtstagsfeier des mit Corona infizierten Leichtathletik-Idols Usain Bolt in der Heimat in Quarantäne begeben. „Er muss getestet werden, das ist passiert, Auf die Ergebnisse müssen wir warten, dann darf er hier her fliegen“, so der Bayer-Coach. Für das Spiel gegen Norderstedt ist Bailey jedoch kein Thema. Immerhin: „Wir trainieren jetzt seit zehn Tagen wieder, es sind keine neuen Verletzten dazu gekommen“, konstatiert Bosz, der zugibt, dahingehend jetzt „etwas ruhiger“ zu sein, „vorher habe ich ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, wie es aussieht. Jetzt weiß ich, dass es gut ist.“

„Wir müssen unbedingt gewinnen und weiterkommen“

Der Bayer-Coach sieht es nicht als Nachteil, das sein Team im eigenen Stadion spielt. Foto: Bayer 04-TV/Screenshot

Zuletzt hatte sich die „Werkself“ in einem Freundschaftsspiel mit dem belgischen Vertreter RSC Anderlecht gemessen – am Ende stand ein 1:1-Unentschieden. „Das Spiel gegen Norderstedt ist das zweite, was wir machen. Es ist auch in der Vorbereitung auf die restliche Saison ein wichtiges Spiel“, befindet Bosz, der mit seiner Mannschaft „an unserer Spielweise arbeiten“ will. Denn die werde sich ändern, verrät der Niederländer. „Einen Kai Havertz kannst du nicht Eins-zu-Eins ersetzen – das muss man als Mannschaft machen. Wir werden in Details ein bisschen anders spielen“, so der 56-Jährige, der ergänzt:„Momentan hatten wir mit Lennart Grill (der Torhüter kam vom 1. FC Kaiserslautern, Anm. d. Red.) nur einen Neuen – und der ist schon länger da. Patrik Schick ist der einzige, der unsere Spielphilosophie noch nicht kennt. Er allein wird keine 30 Tore schießen und 30 Treffer vorbereiten und damit die 60 Scorer-Punkte von Havertz und Volland ersetzen. Dass wir insgesamt noch Spielpraxis brauchen, ist klar. Ich weiß nicht, wann wir bei 100 Prozent sind.“

„Es ist kein Nachteil, dass wir das Spiel zuhause spielen“

In der vergangenen Saison stand der Niederländer mit seiner Equipe im DFB-Pokalfinale. Foto: Bayer 04-TV/Screenshot

Praxis bringt auch das Match gegen Norderstedt vor 300 Zuschauern (Bosz: „Das sind nicht viele, aber ein Anfang. Ich bin froh, dass es 300 sind und hoffe, das es bald mehr werden dürfen. Es macht viel mehr Spaß vor Zuschauern – auch wenn die mal gegen dich sind“). „Wir müssen unbedingt gewinnen und weiterkommen. Es ist kein Nachteil, dass wir das Spiel zuhause spielen, auch wenn wir die Auswärtsmannschaft sind. Wenn man da hin fährt und vor Zuschauern spielt, ist das immer schwieriger. Das wissen wir – obwohl wir auch in Norderstedt das Spiel natürlich hätten gewinnen müssen“, gibt der Bayer-Übungsleiter zu Protokoll und freut sich, als die Sprache endlich auch auf den Gegner selbst kommt. „Sie haben verdient, so ein Pokalspiel zu spielen – dann haben sie auch unseren Respekt verdient“, sagt Bosz mit Blick auf die Eintracht. „Wir gehen das Spiel sehr fokussiert an. Wir haben in der letzten Saison gesehen, dass es wichtig sein kann, wenn man im Pokal weit kommt. In der letzten Saison hat unser Pokalwettbewerb in Aachen angefangen, jetzt beginnt er zuhause bei uns“, führt der Leverkusen-Coach aus, der in der Saison 2019/2020 mit seiner Mannschaft das DFB-Pokalfinale in Berlin erreichte, dort letztlich aber gegen Bayern München verlor.