Schlussakkord für „Cello“ und Co: „So ein Abstieg ist immer scheiße“

HSV III muss nach 2:5-Niederlage gegen Sasel in die Landesliga zurück

12. Mai 2018, 00:20 Uhr

Alles Hoffen und Bangen war vergebens: Marcell Jansen und seine Teamkollegen vom HSV III sind aus der Oberliga abgestiegen. Foto: Heiden

Sie waren nicht unbedingt gekommen, um die Liga völlig zu rocken. Aber sie waren gekommen, um zu bleiben. Die Rede ist vom Hamburger SV III, der vor Beginn der nun zu Ende gehenden Saison selbst als Unterlegener des Relegations-Spiels der beiden Landesligisten den Sprung in die Oberliga schaffte. Seit dem Freitagabend steht nun fest: Mit dem Oberliga-Dasein des HSV III ist es bald vorbei, die Musik spielt für die Truppe von Coach Marcus Rabenhorst, seinem „Co“ Christian Rahn und „Star-Spieler“ Marcell „Cello“ Jansen in der kommenden Spielzeit wieder in der Landesliga. Schuld daran ist – zumindest in letzter Konsequenz – die 2:5-Niederlage im Heimspiel gegen den TSV Sasel.

Und so war die Stimmung nach Spielschluss gedämpft. Zwar zündeten die Anhänger der „Rothöschen“ nach dem Abpfiff von Referee Björn Krüger (SV Börnsen) mehrere bengalische Feuer und Leuchtraketen – allerdings nicht, um zu feiern, sondern eher um einen aus ihrer Sicht würdigen Rahmen für die Verabschiedung der Spieler zu schaffen, die den Verein verlassen. Insbesondere Sören Ostermann, seit jeher der Publikumsliebling, durfte sich von den Fans verbal hochleben lassen. Daneben standen die Teamkollegen: Yannick Heuer mit in die Hüften gestemmten Händen, Torben Wacker mit geradem Blick voraus, Hannes Steckel mit gesenktem Kopf – um nur einige zu nennen. Trotz der Begeisterung des eigenen Anhangs für Ostermann wussten sie, was die Stunde geschlagen hat.

Rahn: „Die Hinrunde war zu schlecht, als dass wir uns noch große Hoffnung gemacht haben“

Die Saseler Spieler bejubeln den 1:0-Führungstreffer von Bünyamin Balat (Zweiter v. re.). Foto: Heiden

Das galt auch für Christian Rahn ein paar Meter abseits des eigentlichen Geschehens. „Wir konnten uns in den letzten Wochen drauf vorbereiten, auch wenn wir heute nochmal alles versucht haben, um die Mini-Chance für das letzte Spiel am Leben zu halten. Die Hinrunde war mit sieben Punkten allerdings einfach zu schlecht, als dass wir uns jetzt noch große Hoffnung gemacht haben“, kommentierte der Co-Trainer des HSV III nüchtern, ließ aber auch einen Blick in sein Seelenleben zu: „So ein Abstieg ist natürlich immer scheiße“, konstatierte der Ex-Profi, der seiner Equipe ins Stammbuch schrieb: „Ich glaube schon, dass wir über die komplette Rückrunde gesehen eine gute Entwicklung genommen haben. Wenn man rückblickend einige Spiele sieht wie die gegen Teutonia und Niendorf, wo wir echt gut mitgehalten und uns teilweise selbst geschlagen haben, oder das Match gegen Cordi, in dem wir sechs hundertprozentige Chancen in der ersten Halbzeit hatten und Cordi mit der ersten Gelegenheit 1:0 in Führung geht – dann sind das die bitteren Spiele. Wir hätten es durchaus schaffen können, aber da hätte schon Einiges mehr zusammenkommen müssen.“

Irgendwie galt das mit dem Mithalten auch für die Partie gegen Sasel – zumindest phasenweise. Zwar gingen die Gäste vor 203 Zuschauern nach sieben Minuten, als Bünyamin Balat eine Kopfballablage von Stürmer Benedikt Neumann-Schirmbeck nutzte, mit 1:0 in Fürung und erhöhten sieben Minuten später durch Adem Aydins Schuss ins Tor, nachdem auch für ihn „BNS“ aufgelegt hatte, auf 2:0 – doch die Gastgeber sollten noch vor der Pause herankommen und sogar ausgleichen. Zunächst spielte Emre Yasar nach 32 Minuten eine Ecke auf den kurzen Pfosten, wo Marko Augustinovic zur Stelle war. Dann hatte die TSV-Defensive nach einer Hereingabe von Damian Ilic den anderen Augustinovic, Vorname Kristijan, übersehen, der diesen Fauxpas der Schützlinge von Trainer Danny Zankl ausnutze und an Keeper Todd Tuffour vorbei zum 2:2 vollendete (36.). Sasel aber drehte den Spieß noch vorm Seitenwechsel wieder. Allerdings mit Unerstützung des HSV III, namentlich Keeper Yannick Heuer. Der Schlussmann konnte bei Timo Adomats Schuss – ihm war der Ball von HSV III-Defensivmann Michael Ulbricht vor die Füße gesprungen – zwar noch die Arme hochreißen, faustete die Kugel allerdings nicht weg, sondern wehrte den Ball nach oben ab, von wo er sich ins Tor senkte – 3:2 für Sasel (42.).

Zankl: „Wir haben den HSV III durch passives Verhalten und schlechten Spielaufbau wachgekitzelt“

Die HSV III-Anhänger feierten nach dem Abpfiff trotz des Abstiegs den Abschied von Sören Ostermann. Foto: Heiden

Nach Wiederbeginn erhöhte Sasel in der 63. Minute durch Neumann-Schirmbeck, der Balats Vorlage annahm, sich drehte und den Ball ins Netz schoss, auf 4:2. Danach gab es sowohl für HSV III-Akteur Manuel Bendel (63., wiederholtes Foulspiel) als auch für den gerade frisch eingewechselten Lukas-Gabriel Kourkis, der es schaffte, binnen Sekunden zwei Mal zu vehement zu meckern (89.), die „Ampelkarte“. Für den Schlusspunkt sorgte dann erneut Neumann-Schirmbeck: Dieses Mal überwand „BNS“ im dritten Anlauf – vorher waren Henrik Köncke und Dario Warlich gescheitert – Schlussmann Heuer zum 5:2 und ließen Christian Rahn („Wir hoffen, dass uns die Fans auch in der Landesliga die Treue halten. Da haben wir hoffentlich einen Faustpfand fürs nächste Jahr“) zu folgenden Schlussworten kommen: „Unsere U19 hat die Finalrunde der Deutschen Meisterschaft verpasst, für unsere U21 hoffe ich, dass Weiche Flensburg noch stolpert, damit sie die Aufstiegsrunde zur Dritten Liga spielen kann. Und die Profis sind in einer ähnlichen Situation wie wir: Die Situation war aussichtslos, aber es gibt noch eine Mini-Chance, dafür muss man seine Hausaufgaben machen und auf Köln hoffen. Wir haben unsere Hausaufgaben nicht gemacht.“

Auf der anderen Seite machte Danny Zankl keinen Hehl daraus, „dass ich nicht zufrieden mit dem Spiel bin. Aktuell ist es nicht einfach für uns: Wir versuchen, punktuell zu rotieren. Bei einigen merkt man, dass sie der Saison Tribut zollen müssen und müde sind – vor allem auch mental“, konstatierte der Übungsleiter der Saseler und erklärte: „Wir hätten das Spiel ganz einfach runterspielen können, aber wir haben den HSV III stark gemacht, weil wir in der ersten Hälfte nicht mehr richtig in der Ordnung standen. Vorher hatten wir gute Aktionen nach vorne und haben zwei Treffer gemacht – eigentlich kann es so weiter gehen. Aber wir haben den HSV III durch passives Verhalten und schlechten Spielaufbau wachgekitzelt.“ Damit, so Zankl, habe sich „ein offener Schlagabtausch ergeben. Der Gegner hat hoch verteidigt, in die Räume sind wir gut reingekommen, haben aber ein paar Situationen nicht gut ausgespielt, obwohl wir Möglichkeiten hatten. Insgesamt war das nicht schön, aber erfolgreich. Wir wollten hier nur gewinnen und uns halbwegs vernünftig verkaufen. Wir haben uns nicht so stabil präsentiert, wir wir sein könnten, sondern waren in drei, vier Situationen labil und anfällig. Das sind die fünf Prozent, die bei uns fehlen.“

Jan Knötzsch  

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