Fußball

Schirosi macht Schluss: „Habe für mich beschlossen, nur noch Futsal zu spielen!“

01. Juni 2022, 09:56 Uhr

Mit 30 Jahren soll Schluss sein: Alessandro Schirosi (re.) hängt die Fußballschuhe an den Nagel und legt den Fokus auf Futsal. Foto: Bode

Hinter Alessandro Schirosi steht eine lange Reise. Eine Reise, die mit sieben Jahren ihren Lauf nahm. „Seitdem spiele ich im Verein Fußball“, blickt „Schiro“ auf die Anfänge zurück. Mittlerweile ist der Edel-Techniker und „Feingeist“ 30 Jahre jung, hat eine ganze Menge auf Hamburger Amateurfußballebene erlebt und gelernt. Unlängst erst den Aufstieg mit dem ETSV Hamburg in die Landesliga gefeiert. Nach langer Verletzungspause ließ Schirosi im „Meisterschaftsspiel“ noch einmal seine ganze Klasse aufblitzen und verbuchte beim 7:0-Kantersieg gegen den SV Börnsen zwei Tore und zwei Vorlagen.

Mit der Bezirksliga-Meisterschaft und dem Landesliga-Aufstieg hängt Schirosi (unten li.) seine Fußballschuhe an den Nagel. Foto: MSSP-Sportphoto

„Ich liebe das Spiel Fußball! Aber ich habe irgendwann erkannt, dass es so keinen Sinn mehr macht“, erzählt er uns – und verkündet nicht nur sein Aus beim ETSV Hamburg, sondern auch das (vorläufige) Ende seiner Fußballer-Laufbahn. „Die Qualität ist einfach zu schlecht für das, was ich kann. Ganz egal, ob man die Bezirks-, Landes- oder Oberliga nimmt: Ich sehe es einfach nicht mehr ein, getreten zu werden, nur deshalb, weil jemand schlechter ist. Ich habe keinen Bock mehr auf diese Schmerzen.“ Schmerzen, die zu Beginn des Jahres dazu führten, „dass sich Arzt gefragt, wie ich überhaupt gehen geschweige denn Fußball spielen kann. Und diese Schmerzen habe ich, so paradox es auch klingt, nur beim Fußball und nicht beim Futsal, obwohl der Boden viel stumpfer ist. Aber nach einem Fußballspiel brennen mir die Knie.“

„Fußball macht mir nicht mehr so viel Spaß“

Stolze sieben Jahre lang trug "Schiro" das Trikot des HUFC und führte die "Geächteten" zwischenzeitlich sogar als Kapitän an. Foto: Bode

Aufgrund „des Qualitätseinbruchs und der sehr großen Spanne zwischen gut und schlecht“, so Schirosi, „macht mir das Spiel Fußball nicht mehr so viel Spaß“, berichtet er ganz offen. Ganz im Gegensatz zum Futsal. „Ich habe dabei deutlich mehr Spaß – vor allem deshalb, weil man dort viele qualitativ hochwertige Spieler hat, die es nicht darauf abgesehen haben, dich kaputt zu treten, sondern dich mit Leistung bestrafen wollen.“ Hinzu kommt, dass er mit den Wakka Eagles in der Futsal-Bundesliga ehrgeizige Ziele verfolgt. „Wir haben gemeinsam ein bisschen was vor. Der ETSV hat ebenfalls ein großes und langfristiges Projekt vor sich, aber ich kann nicht beidem gerecht werden. Dieses Jahr war es immer noch so: Wenn Fußball und Futsal auf einen Tag fallen, gehe ich zum Fußball. Das hat sich nun komplett geändert“, hat er für sich die Erkenntnis gefasst, die Prioritäten zu verschieben.

„Keine Lust mehr, kopflastig zu sein – ich möchte gefühlstechnisch entscheiden“

„Am Ende des Tages stellst du dir die Frage, wofür man das macht. Denn so ehrlich muss man sein: Die Landes- oder Oberliga ist kein Ziel. Deshalb habe ich für mich beschlossen, nur noch Futsal zu spielen, weil wir dort höhere und vor allem auch attraktivere Ziele haben. Ich will keine Verantwortung abgeben. Denn letztendlich ist es so: Wenn ich als Jugendspieler die Eier gehabt hätte, Hamburg zu verlassen, dann wäre der Weg vielleicht ein ganz anderer gewesen. Das schreibe ich mir auf die eigene Fahne“, sucht er die Verantwortung nur bei sich – und wird noch ein bisschen tiefgründiger: „Ich bin derzeit einfach im Flow. Was ich damit sagen will: Ich habe keine Lust mehr, kopflastig zu sein, sondern gefühlstechnisch entscheiden möchte. Und gefühlstechnisch ist dieser Gedanke schon im Januar langsam gereift. Dieses Gefühl hat sich bestätigt und mich bestärkt. Und am Ende des Tages bedeutet ‚im Flow sein‘ ja auch, die Gegebenheiten so zu akzeptieren, wie sie sind und für sich eine Lösung zu finden.“

„Innerlich macht sich eine große Dankbarkeit breit“

Ein kongeniales Duo in Hamm und beim ETSV Hamburg: Danijel Suntic (li.) und Alessandro Schirosi = "Schiruntic". Foto: Bode

Eine Lösung, die er für sich getroffen hat. Eine Entscheidung, mit der er absolut im Reinen ist. Denn: „Das ist für mich der beste Weg. Es geht um die körperliche, aber vor allem auch um die geistige Gesundheit.“ Und dennoch betont Schirosi, dass er „das Spiel Fußball liebe“, aber: „Es ist für mich von der Priorität her nicht mehr ganz so wichtig.“ 


Nachdem er in ganz jungen Jahren beim SV Lurup für Furore sorgte und nach kurzen Zwischenstopps stolze sieben Jahre den Hamm United FC mitprägte, soll nun Schluss sein. „Es ist definitiv keine leichte Entscheidung. Innerlich macht sich eine große Dankbarkeit breit für das, was ich habe leisten, erfahren und erleben dürfen. Ich bin auch Jassi (Huremovic, Anm. d. Red.), mit dem ich sehr lange zusammengearbeitet habe, und unserem Sponsor Thommy sehr dankbar! Aber irgendwann ist der Punkt gekommen. Ich werde mich jedenfalls bei keinem Verein mehr zu 100 Prozent verpflichten“, lässt er sich ein kleines Hintertürchen offen.

Autor: Dennis Kormanjos